Kabinett beschließt Cannabis-Legalisierung: Pro und Kontra

    Bundesregierung gibt Hanf frei:Cannabis-Legalisierung: Ein Pro und Kontra

    von B. Spiekermann, D. Rzepka
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    Das Kabinett hat die Legalisierung von Cannabis beschlossen. Künftig dürfen Volljährige bis zu 25 Gramm kaufen und drei Pflanzen selbst anbauen. Eine gute Idee? Pro und Kontra.

    Marihuana-Knospen
    Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis verabschiedet. Dafür kommt von vielen Seiten Kritik: Von der Polizei, Ärzten und der Union.16.08.2023 | 1:51 min

    Pro: Lasst die Leute selbst entscheiden

    Ich bin dafür, Cannabis zu legalisieren und zu entkriminalisieren. Nicht, dass ich es persönlich konsumieren würde. Habe ich noch nie. Reizt mich auch nicht. Aber wenn erwachsene Menschen Lust darauf haben, dann sollen sie es tun. So viel Eigenverantwortung kann man den Leuten schon zutrauen, finde ich.
    ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka ist für die Legalisierung von Cannabis.
    ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka ist für die Legalisierung von Cannabis.
    Quelle: ZDF

    Tun wir beim Alkohol ja auch. Weißwein in Berliner Sommernächten schmeckt einfach gut. Soll das etwa verboten werden? Wer Nein zu Cannabis sagt, müsste jedenfalls auch ein Alkoholverbot fordern.

    Denn die gesundheitliche Gefahr durch Alkohol ist immens. Fast acht Millionen Deutsche zwischen 18 und 64 trinken laut Bundesgesundheitsministerium so viel, dass es gesundheitlich riskant ist. Wo bleibt da der Aufschrei?
    Cannabis soll künftig in speziellen Vereinen abgegeben werden. Wenn man so will eine staatlich kontrollierte Ausgabe an Erwachsene. Das finde ich gut. Denn dadurch dürften Konsumenten ein reineres und sichereres Produkt bekommen. Das soll das Risiko, das natürlich immer mit dem Konsum einhergeht, minimieren.
    So etwas Ähnliches hat der Bundestag im Juni in die Wege geleitet und das sogenannte Drug-Checking erlaubt. In Berlin zum Beispiel können Partygänger und andere Nutzer in einem Modellprojekt Drogen untersuchen lassen: Ecstasy, Mephodron, Ketamin. Das Ergebnis nach einigen Monaten: 30 bis 50 Prozent der Proben sind verunreinigt. Die Nutzer erhalten entsprechende Warnungen. So ähnlich könnte das künftig auch mit Cannabis laufen.
    Wie gesagt: Nicht für mich. Ich finde ja schon Zigaretten eklig. Aber Weißwein brauche ich von Zeit zu Zeit schon. Den Geschmack, ja, auch die Wirkung. Manchmal lässt sich der ganze Quatsch, den man ab und zu eben auch erlebt, dann etwas einfacher ertragen.

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    Kontra: Der Konsum ist gefährlich

    Ist es nur ein Zufall, dass allein ich von drei Jugendlichen weiß, die eine Psychose hatten, weil sie Cannabis geraucht haben? Zu viel davon, zu viel von dem Falschen? Ich habe nachgefragt, wenn Eltern erzählten, dass es ihrem Kind nicht gut ging, von hart umkämpften Therapieplätzen berichteten, man langsam wieder auf einem guten Weg sei, viele Probleme aber blieben. Vielleicht für immer.  
    Britta Spiekermann
    ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Britta Spiekermann ist gegen die Legalisierung von Cannabis.

    Legalisierung von Cannabis, das klingt grün, scheint liberal und wird jetzt von einem roten Bundesgesundheitsminister umsetzt. Als Arzt müsste er es doch besser wissen und weiß es auch. Die Entwicklung des Gehirns sei meist erst mit 25 abgeschlossen, der Konsum gefährlich. Doch was im Gedächtnis bleibt, sind markige Worte, mit denen Karl Lauterbach das Ampel-Vorhaben dekoriert: Schwarzmarkt austrocknen, mehr Gesundheitsschutz. Als ob!

    Wer soll denn kontrollieren, ob erwachsene Club-Mitglieder, die die Droge dann legal erwerben, sie nicht an Jugendliche weitergeben? Wer verhindert, dass sich Teenager weiterhin auf dem Schwarzmarkt versorgen? Aufklärung in Schulen gibt es, aber oft viel zu wenig und zu spät. Der erste Cannabis-Kontakt mit 12, das ist nichts Ungewöhnliches. Die Themen Sucht und Vorbeugung sind im Gesetz ein kleines Kapitel, obwohl die Politik sie großschreibt. Langfristige Präventionskosten sollen die Krankenkassen übernehmen. Als ob! 
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    Und dann dieses Argument, Justiz und Polizei würden entlastet. Beamtinnen und Beamte, die in Haushalten durchzählen, ob es wirklich drei Marihuana-Pflanzen sind, die für den Eigenbedarf gegossen werden? Haben sie tatsächlich Zeit zu prüfen, ob ein Kiffender den 200 Meter-Abstand von einer Kita oder Schule einhält? Das Gesetz ist schon jetzt so kleinteilig, dass es enormen Spielraum für neuen politischen und juristischen Streit gibt. Traut die Politik sich selbst nicht über den Weg? Sehr wahrscheinlich.    

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