Dutzende Tote bei Massenpanik im Jemen

    Tumult in Sanaa:Jemen: Massenpanik mit Dutzenden Toten

    |

    Bei einem Massengedränge im Jemen sind nach Angaben der Huthi-Rebellen Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Panik sei während einer Wohltätigkeitsaktion ausgebrochen.

    Bei einer Massenpanik im Jemen sind nach Angaben der Huthi-Rebellen mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Sanaa am Donnerstag mit. 77 weitere seien verletzt worden, davon schwebten 13 in Lebensgefahr. Den Huthis zufolge war es bei der Verteilung von Spenden am späten Mittwochabend zu einem tödlichen Gedränge gekommen.

    Augenzeugen: Schüsse bei Spendenaktion

    Ein Sprecher des dortigen Innenministeriums erklärte der von den Huthis betriebenen Nachrichtenagentur Saba zufolge, einige Händler hätten ohne vorherige Koordinierung "willkürlich" Geldspenden verteilt. Daraufhin sei Panik ausgebrochen.
    Übereinstimmenden Berichten zufolge hatte sich eine große Menschenmenge vor und in einer Schule in Sanaas historischem Viertel versammelt, um Geldgeschenke in Höhe von 5.000 Rial (etwa 7,30 Euro) zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan entgegen zu nehmen.
    Augenzeugen beschrieben der Nachrichtenseite "Al-Masdar", wie zeitweise Schüsse zu hören waren. Diese sowie eine Explosion nach einem Kurzschluss sollen die Panik gesteigert und schließlich zum Gedränge geführt haben. Einige örtliche Medien berichteten, die Huthis hätten die Schüsse abgegeben.

    Videos sollen zahlreiche Leichen zeigen

    In Videos, die die Szenen nach dem Vorfall zeigen sollen, lagen zahlreiche Leichen aufgereiht am Boden. In einem Video war zu sehen, wie Dutzende Menschen sich unter lauten Schreien auf engstem Raum drängen, einige scheinen in der Masse dabei buchstäblich unterzugehen. Die Tragödie trug sich in den letzten Tagen des muslimischen Fastenmonats Ramadan zu.
    Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, forderte eine Aufklärung des Vorfalls. Ein dafür bestimmter Ausschuss traf laut einem Saba-Bericht noch am Abend am Ort des Vorfalls ein. Zwei mutmaßlich verantwortliche Händler wurden festgenommen. Das Huthi-Innenministerium beschuldigte sie, das Geld ohne vorherige Koordinierung mit dem Ministerium verteilt zu haben.

    Bürgerkrieg im Jemen seit 2014

    Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die schiitischen Huthi-Rebellen haben dort in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile des Nordjemens eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa.

    ... sind offiziell als Ansar Allah, die "Unterstützer Gottes" bekannt und gehören der Glaubensgemeinschaft der Zaiditen an, einem Zweig des schiitischen Islams. Im Nordjemen herrschen sie in einer Art Zwergstaat, wo sie ihre religiöse Ideologie auf totalitäre Weise durchsetzen. Sie kontrollieren alle Bereiche des öffentlichen Lebens und erheben unter anderem Zölle und Steuern.

    Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt. Saudi-Arabien kämpft seit 2015 mit Verbündeten an Seite der Regierung im Land gegen die Huthis. In Jemen spielt sich vor allem bedingt durch die Folgen des Bürgerkriegs eine der schwersten humanitären Katastrophen weltweit ab.
    Im Jemen haben sich Friedensgespräche angebahnt:
    Quelle: dpa, AFP
    Thema