"Bridgetown-Initiative": Wie Barbados das Klima retten will

    "Bridgetown-Initiative":Wie Barbados das Klima retten will

    Elisa Miebach berichtet vom Klimagipfel 2022.
    von Elisa Miebach
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    Eine Idee aus Barbados könnte zur Klima-Reform des internationalen Finanzsystems führen - und soll nun sogar auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutiert werden.

    Mia Amor Mottley, Premierministerin von Barbados
    Mia Amor Mottley, Premierministerin von Barbados
    Quelle: AP

    Die Premierministerin der Karibikinsel Barbados hat Erfahrung mit Hurrikans. Doch die Stürme werden stärker, die Überschwemmungen größer und der steigende Meeresspiegel nagt an der Insel, die so groß ist wie das Bundesland Bremen.
    Mia Mottley weiß, wenn auf ihrer Insel langfristig ein gutes Leben möglich sein soll, darf die Erde sich nicht mehr viel stärker erwärmen.

    Milliarden gegen den Klimawandel

    Die ehemalige Absolventin der London School of Economics will nicht einfach nur Deiche bauen, Mia Mottley fordert den ganz großen Wurf: Eine Reform des internationalen Finanzsystems für mehr Klimaschutz. Mit ihrem Modell sollen Milliarden für die Reduzierung von Treibhausgasen eingeworben werden, ohne die Steuerzahler der Industrieländer zu belasten.
    Besonders für Entwicklungsländer ist es oft schwierig, in erneuerbare Energien und gesunde Ökosysteme zu investieren. Durch die sich verstärkenden Krisen kämpfen mehr als 60 Prozent der einkommensschwachen Länder mit Zahlungsschwierigkeiten. Die Kosten, um Geld zu leihen, werden immer höher.
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    Klimaschutz hängt am Geld

    Und der Druck, ihre eigenen fossilen Ressourcen auszubeuten, wie etwa die Gasfelder vor der Küste Senegals oder die Ölfelder unter dem zweitgrößten Regenwald der Erde im Kongobecken, wird größer.
    "Ein Grund, warum wir auf die 1,5-Grad-Erwärmung und mehr zu rasen, ist nicht, dass es die Leute nicht interessiert. Oder dass sie die Wissenschaft nicht verstehen. Der Grund ist, dass wir ein Finanzierungsproblem haben", sagt Aminash Persaud, Sondergesandter für Klimafinanzierung von Barbados.

    Gipfel mit Macron geplant

    Die "Bridgetown"-Initiative, benannt nach der Hauptstadt von Barbados, will dort ansetzen. Der Vorschlag hat mittlerweile weltweit Unterstützer, darunter UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der französische Präsident Emmanuel Macron. In Paris ist im Juni zum Thema sogar ein "Mottley-Macron"-Gipfel geplant.

    "Bridgetown-Initiative"
    :Wie Barbados das Klima retten will

    Eine Idee aus Barbados könnte zur Klima-Reform des internationalen Finanzsystems führen - und soll nun sogar auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutiert werden.
    von Elisa Miebach
    Mia Amor Mottley, Premierministerin von Barbados
    Im Kern des Bridgetown-Modells steht der Internationale Währungsfonds (IWF), gegründet 1944 zur Stabilisierung des internationalen Währungssystems. Ein Mittel dabei sind sogenannte Sonderziehungsrechte. Diese können Staaten in Krisen gegen andere Währungen eintauschen. So kann der IWF Staaten in finanzieller Not unterstützen. Diese Sonderziehungsrechte wurden etwa während der Corona-Pandemie genutzt.
    Die Industrieländer besitzen größere Anteile am Internationalen Währungsfonds und haben damit auch größere Sonderziehungsrechte. Diese Rechte bleiben aber von den finanziell stabileren Ländern oft ungenutzt.

    Privates Geld für mehr Klimaschutz

    Das brachte die Premierministerin von Barbados auf eine Idee: Ein Teil dieser ungenutzten Sonderziehungsrechte der Industrieländer könnte für einen neuen Klima-Fonds als Sicherheit dienen. Mit dieser Sicherheit als Grundlage könnte der Fonds dann an den Finanzmärkten Geld einwerben - in etwa so wie Privatpersonen mit besserer Bonität und Sicherheiten auch zu besseren Konditionen Geld leihen können.
    Somit kann privates Geld für Klimaschutz mobilisiert werden, das die betroffenen Länder selbst nicht zu diesen Konditionen leihen könnten. Das Geld soll dann in Projekte fließen, die Treibhausgase einsparen, und langfristig wieder zurückgezahlt werden.

    Bridgetown-Initiative fordert Hilfe für Naturkatastrophen

    Die Bridgetown-Initiative fordert noch einen zweiten Fonds, der Länder beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen unterstützt. Dort hinein sollen auch fossile Energieunternehmen Abgaben zahlen. Außerdem soll die IWF-Notfallhilfe ausgeweitet werden und nach Naturkatastrophen schneller zur Verfügung stehen.
    Ob die Weitergabe von Sonderziehungsrechten in einen Fonds in allen Industrieländern rechtlich möglich und gewünscht ist, ist noch nicht geklärt. Die Premierministerin von Barbados hat mit ihrem Vorschlag eine erste Tür geöffnet zu einer Diskussion über die Reform des weltweiten Finanzsystems in der Klimakrise.
    Elisa Miebach ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bayern in München und in der ZDF-Umweltredaktion.

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