Gehört der "Leopard 1" wirklich zum alten Eisen?

    Deutscher Panzer wird 60:Gehört der "Leopard 1" zum alten Eisen?

    Axel Zimmermann
    von Axel Zimmermann
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    Vor 20 Jahren ging er in Rente. Doch plötzlich ist er wieder im Gespräch, pünktlich zum 60. Geburtstag: der "Leopard 1". Warum der altgediente Panzer mehr als nur altes Eisen ist.

    Leopard 1 Panzer in einem Hangar in Belgien
    Es gibt noch Bestände, die nicht gebraucht werden: "Leopard 1"-Panzer in einem Hangar in Belgien
    Quelle: Yves Herman/Reuters

    Eigentlich hat der "Leopard 1" in diesem Jahr einen runden Geburtstag - den runden Geburtstag, bei dem bei vielen der Gedanke an die Rente langsam konkret wird. Er wird 60 Jahre alt.
    Auch wenn die ersten in Serie gefertigten Leoparden erst 1965 zur Bundeswehr kamen: Vorgestellt wurde der erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelte und gebaute Kampfpanzer im Jahr 1963 - und in diesem Jahr erhielt er auch seinen Namen: Leopard.
    Mehr als 2.400 Leopard-Kampfpanzer erhielt die Bundeswehr bis Ende der 1970er Jahre. Und in 13 andere Staaten wurden fast 2.700 Stück exportiert. Die "1" hinter dem Namen bekam er übrigens erst in seiner letzten Modernisierungsstufe "A5" ab dem Jahr 1986. Da waren die ersten Exemplare seines Nachfolgers, des "Leopard 2" schon einige Jahre in der Bundeswehr angekommen. Die Rente bei der Bundeswehr erreichte der "Leo 1" vor knapp 20 Jahren. Ende 2003 wurden die letzten "Leopard 1" außer Dienst gestellt.

    "Leopard 1": Mehr als Gewicht, Leistung und Schussweite

    Zwischen dem "Leopard 1" und seinem Nachfolger, dem "Leopard 2", liegen technisch und hinsichtlich seines Kampfwertes auf den ersten Blick Welten. Der "Leopard 1" ist mit gut 42 Tonnen deutlich leichter, mit 830 PS signifikant weniger stark motorisiert und mit seiner 105mm-Kanone auch deutlich schwächer bewaffnet. Die durchschnittliche Kampfentfernung mit dieser ursprünglich in Großbritannien entwickelten Kanone liegt bei rund 2.500 Metern.
    Leopard II A4, Archivbild
    Der Nachfolger: "Leopard 2"
    Quelle: dpa/Csaba Krizsan

    Der Nachfolger wiegt rund 64 Tonnen, sein Motor leistet 1.500 PS und die 120mm-Glattrohrkanone verhilft ihm zu einer maximalen Kampfentfernung von 5.000 Metern.

    "Leopard 2" mit entscheidendem Vorteil

    So viele diese Zahlen auch aussagen, einen der wichtigsten Unterschiede zwischen dem "Leopard 1" und seinem Nachfolger "Leopard 2" verraten sie nicht: Es ist die Waffenstabilisierungsanlage des "Leopard 2", die - neben den verbesserten Zieleinrichtungen und der großen Bandbreite an verwendbarer Munition - den ganz großen Unterschied macht. Sie erlaubt die Bekämpfung eines Ziels aus der Bewegung. Das konnte der "Leopard 1" auch in der letzten Modernisierungsvariante nicht annähernd so gut.

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    Während der "Leopard 2" fahrend schießt und trifft, musste die "Leopard 1"-Besatzung in der Regel anhalten, um eine wirklich hohe Trefferwahrscheinlichkeit zu haben. Auch wenn sehr geübte Besatzungen auch aus der Bewegung den ein oder anderen Erfolg erzielen konnten.
    Zwar brachte die letzte Modernisierungsstufe zum "Leopard 1A5" auch hinsichtlich der Ersttreffer-Wahrscheinlichkeit einen Fortschritt. Aber die Qualität der Waffenführung des "Leopard 2" erreichte der "Leopard 1" nie. Und die Treffsicherheit aus der Bewegung macht gerade im dynamischen Gefecht Panzer gegen Panzer einen ganz wichtigen Unterschied.

    Warum ist der "Leopard 1" wieder im Gespräch?

    Angesichts der signifikanten Unterschiede zwischen dem "Leopard 1" und dem "Leopard 2" könnte man denken, dass der der "Leo 1" wirklich zum alten Eisen gehört. Gemessen an dem, was in der Kampfpanzertechnik heute Standard ist, ist das auch so. Aber es gibt zwei Argumente, die den "Leopard 1" wieder ins Gespräch bringen: Das erste Argument ist ein rein quantitatives: Es gibt noch "Leopard 1"-Bestände, die nicht gebraucht werden und damit - nach mehr oder weniger aufwändiger Instandsetzung - zur Verfügung stünden.
    Und das zweite Argument ergibt sich aus dem Blick auf die Kampfpanzer, die Russland im Krieg gegen die Ukraine einsetzt. Das sind oft Kampfpanzer des Typs T-72, gelegentlich auch noch ältere Modelle wie der T-64. Und die können auch nicht, oder nur bedingt, aus der Bewegung treffsicher schießen. Der T-72 kann das mit seiner 120mm-Kanone nur bis zu einer Geschwindigkeit von ca. 25 km/h. Eine vollstabilisierte Kanone gibt es auf russischer Seite erst ab dem T-80.
    Und so ist der "Leopard 1" grundsätzlich zwar altes Eisen, aber er wäre unter bestimmten Umständen im Krieg in der Ukraine trotzdem konkurrenzfähig.
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