"Lanz" zu Klima: Aktivistin kritisiert CSU-Generalsekretär

    Hitzige Debatte bei "Lanz":Klimaaktivistin greift CSU-Generalsekretär an

    von Felix Rappsilber
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    CSU-Generalsekretär Martin Huber bezweifelt, dass Deutschlands Energiebedarf erneuerbar gedeckt werden kann. "Fridays for Future"-Aktivistin Pauline Brünger nennt das "zu billig."

    Markus Lanz, Martin Huber, Pauline Brünger
    Sehen Sie hier die Diskussion bei Markus Lanz mit CSU-Politiker Martin Huber, Journalistin Kristina Dunz, Klimaaktivistin Pauline Brünger und Windkraftunternehmer Johannes Lackmann.06.04.2023 | 75:31 min
    "Ich verstehe, dass in Bayern Landtagswahlen anstehen. Ich verstehe, dass man die Misserfolge der letzten - mehr als ein paar - Jahre irgendwie schönreden muss." Diesem Vorwurf der Klimaaktivistin Pauline Brünger stellte sich CSU-Generalsekretär Martin Huber am Donnerstagabend bei Markus Lanz.
    Während die Sprecherin von "Fridays for Future" kritisierte, dass Bayern insbesondere beim Ausbau der Windenergie "sehr, sehr weit zurück" liege, sprach Huber vom "guten Mittelfeld" unter den 16 Bundesländern. Er sagte:

    Wir werden aufholen, weil mit den neuen Windkraftanlagen, die 220 Meter hoch sind, mehr Effizienz gegeben ist.

    Martin Huber, CSU-Generalsekretär

    Bisher seien die Anlagen 60 oder 80 Meter hoch gewesen, "da haben Sie in Bayern halt nicht diese Effizienz", verteidigte sich der CSU-General. Die Frage, wie viele neue Windräder im vergangenen Jahr in Bayern gebaut worden waren, vermochte Huber nicht zu beantworten.

    Brünger: Zielkonflikte in der Klimakrise auflösen

    Stattdessen ging er in die Gegenoffensive: "Wissen Sie, wer die meisten Klagen einreicht gegen Windkraftanlagen? Es sind die Naturschutzverbände." Eine Aussage, die Pauline Brünger ein Lachen und folgenden Kommentar entlockte:

    Das, was Herr Huber hier erzählt, mir ist das persönlich einfach zu billig.

    Pauline Brünger, Sprecherin "Fridays for Future"

    Huber hielt dagegen, dass selbst Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck darauf hingewiesen habe, dass man den Artenschutz gegenüber dem Klimaschutz nachrangiger gestalten müsse, dass der Artenschutz oft verhindere, dass Windenergieanlagen gebaut würden. Das sei ein Beispiel für "ganz, ganz viele Zielkonflikte", die man "in der gesamten Transformation, in der Klimakrise" auflösen müsse, so Brünger.

    Huber: "Strombedarf wird sich vervielfachen"

    Wenn man über Transformation, über Energiewende rede, heiße das konkret, "dass wir sämtliche fossilen Produktionsprozesse umstellen auf Strom, umstellen auf Elektrifizierung", sagte Huber, um daraufhin anzumerken:

    Der Strombedarf in Deutschland insgesamt wird sich vervielfachen.

    Martin Huber, CSU-Generalsekretär

    So würde ein Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft in der chemischen Industrie bedeuten, "dass allein die chemische Industrie so viel Strom braucht wie jetzt ganz Deutschland insgesamt". Zur "Sicherung des Wirtschaftsstandorts" müsse man "für die Grundlastfähigkeit" sorgen:

    Es hilft mir nichts, wenn ich bilanziell am Sonntagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein und Wind an der Küste mehr Strom produziere, als ich brauche, wenn ich es am Montagvormittag um zehn Uhr nicht habe.

    Martin Huber, CSU-Generalsekretär

    Huber bekräftigte: "Sie müssen sich doch mal von der Illusion verabschieden, dass ein Industriestandort wie Deutschland sich komplett erneuerbar versorgen kann." Das sei "doch immer noch kein Gegenargument dagegen, jetzt die Erneuerbaren wirklich auszubauen", widersprach Brünger.
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    Sind E-Fuels die Lösung?

    Huber warf den Flächenbedarf als Problem ein. So könne der Flughafen München zwar mit E-Fuels versorgt werden. Aber: "Sie bräuchten mehrere 100 Quadratkilometer Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen, um den Strom zu erzeugen, damit sie dann die E-Fuels herstellen, um den halben Bedarf des Flughafen Münchens zu haben."
    Deswegen würden "alle diejenigen, die wirklich Ahnung von dem Thema haben", sagen, "dass E-Fuels eine Märchenlösung sind", sagte Brünger empört und unterstellte CDU und CSU eine Taktik: Jedes Mal, wenn es bewährte Technologien gebe, "kommen Sie um die Ecke, werfen eine zweite halbgare Technologie in den Raum, die sehr viel mehr Energie verbraucht, die wir nicht flächendeckend nutzen können, die sehr teuer sein wird und wollen mit diesem Argument den Ausbau von den Technologien verhindern, bei denen wir schon wissen, dass sie zur Lösung beitragen."

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