"Die Offensive wird lange dauern und sie wird blutig", so Militärexperte Masala. Die mutmaßliche Zerstörung der Hauptversorgungslinie der Krim sei "ein großer Erfolg der Ukraine".11.06.2023 | 4:32 min
Carlo Masala ist Politikwissenschaftler und Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München. Im Interview mit dem ZDF heute journal bewertet er die Meldungen über
eine ukrainische Gegenoffensive.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
Das sagt Carlo Masala ...
... zum Kriegsgeschehen in der Süd- und Ostukraine:
"Es ist alles schwer einzuschätzen aufgrund der Tatsache, dass die Ukrainer selber letzten Endes keine Informationen rausgeben, die Russen sehr viel Propaganda verbreiten. Aber was wir sehen, sind einfach jetzt strukturiertere Angriffe an verschiedenen Stellen auf der gesamten Front.
Es gibt auch
einige Durchbrüche, also ich glaube, seit gestern [Samstag - Anmerkung der Redaktion] sind sie in Novosilka zum Beispiel. (...) Es gibt jetzt Nachrichten über die Zerstörung der Hauptverbindungs-Eisenbahnlinie zwischen der Krim und Melitopol. Also das heißt, die ersten Erfolge sind zu sehen. Aber es gilt diese Offensive wird lange dauern, sie wird sehr blutig werden, und man sollte keine zu schnellen Erfolge erwarten.
... zum möglichen ukrainischen Durchbruch an der Krim-Bahnlinie:
"Das ist schon extrem wichtig, weil es die Hauptversorgungslinie für die Krim ist, für das russische Militär auf der Krim, und die Russen haben noch andere Möglichkeiten, die Krim weiterhin zu versorgen. Aber es ist ein Teil dieser Strategie, die Krim von der Logistik abzuschneiden und damit dafür zu sorgen, dass sozusagen die russische Front auf der Krim kollabieren könnte potenziell. Also wenn das sich wirklich bestätigt, dass diese Eisenbahnlinie gestört wurde durch ukrainische Spezialkräfte, dann ist das ein großer Erfolg der Ukraine."
... zu Bildern von zerstörten westlichen Panzern:
"Dazu muss man dann ganz einfach auch sagen, es ist Krieg, und im Krieg werden Geräte zerstört. Die
Ukraine hat das Problem, dass sie angreift. Und sie hat nicht die ausreichende Personenstärke, um anzugreifen. Man redet ja immer laut Lehrbuch von drei oder vier zu eins Überlegenheit. Die hat die Ukraine nicht. Die russischen Verteidiger haben es wesentlich einfacher, sich zu verteidigen und die Wahrheit, die zum Krieg gehört: Bei solchen Angriffen geht Gerät kaputt.
Die gute Nachricht ist aber, dass aller Wahrscheinlichkeit nach das, was wir hören, niemand, der in diesen
Leos oder Bradleys saß, durch diese Angriffe gestorben ist. Und das zeigt, wie wichtig modernes, westliches Gerät mit guter Panzerung für die ukrainischen Soldaten bei dieser Offensive ist."
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: ZDF