Orden für Merkel polarisiert - Kritik aus eigenen Reihen

    Auch Kritik an Altkanzlerin:Merkel mit Verdienstorden ausgezeichnet

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    Bundespräsident Steinmeier hat die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel für ihre besondere Leistungen während ihrer Amtszeit und in Krisen ausgezeichnet. Es gibt aber auch Kritik.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als besondere Politikerin gewürdigt. Sie habe Deutschland erfolgreich durch viele Krisen gesteuert. "Sie haben unserem Land unter nie da gewesenen Herausforderungen neu zu wirtschaftlichem Erfolg verholfen", sagte er am Montagabend bei der Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens in besonderer Ausführung.
    Für Merkels Amtszeit seien zwei Dinge charakteristisch gewesen, so Steinmeier: Erstens man konnte sich auf die Kanzlerin und deren Pflichtbewusstsein verlassen. "Und zweitens, die Kanzlerin stellte sich selbst als Person nie in den Mittelpunkt, jede Eitelkeit, jede Schmeichelei, jedes Getue um sie selbst waren ihr zuwider."

    Merkel als erste Kanzlerin Deutschlands gewürdigt

    Steinmeier betonte die besondere Rolle von Angela Merkel, als Ostdeutsche, Naturwissenschaftlerin und Frau:

    Sie waren nicht nur die erste Frau im Kanzleramt. Sie haben mit ihrer Kanzlerinnenschaft dafür gesorgt, dass eine Frau an der Spitze der Regierung, dass auch weibliche Macht, für immer eine Selbstverständlichkeit in unserem Land sein wird.  

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    Steinmeier erinnerte auch an Merkels Vergangenheit in der DDR und ehrte ihren "außergewöhnlichen politischen Lebensweg, auf dem Sie die Erfahrung der Diktatur so überzeugend einsetzten für die Stärkung der Demokratie."
    Merkel betonte, dass sie "viele sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht" hat. "Es wird oft davon gesprochen, was Politik für eine Schlangengrube ist. Ich darf sagen, ich hätte es nicht überlebt, wenn es nicht auch die andere Seite der Politik gibt und deshalb konnte es mir auch immer viel Freude machen." Außerdem bedankte Merkel sich bei ihren Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern wie Helge Braun, Peter Altmaier, Ursula von der Leyen, Anette Schavan und dem früheren Fußball-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann.
    "Der passt nicht so ganz ins Konzept, denn besonders sportlich bin ich nicht", sagte Merkel. Sie hätten einander aber "nie aus den Augen verloren".

    Kritik aus der eigenen Partei

    Schon vor der Verleihung gab es Kritik an der Auszeichnung für Merkel: Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann sagte am Montag bei RTL und ntv, es sei offenkundig, dass Merkel "große Verdienste hat, gerade international". Sie habe aber natürlich "auch Fehler gemacht, sogar eklatante".
    Es müsse angesprochen werden, dass der Ausstieg aus der Kernkraft nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima "in der Form damals ein Fehler war", sagte Linnemann.
    Auch in der Flüchtlingskrise seien "eklatante Fehler" gemacht worden, weil "wir die Grenzen nicht geschützt haben".

    Das gehört genau so offen angesprochen, wie das Positive.

    Carsten Linnemann, CDU

    Der frühere CDU-Vorsitzende Armin Laschet sprach sich im ZDF für die Vergabe des Ordens an Merkel aus:
    Armin Laschet
    Die Kanzlerin habe sechzehn Jahre lang Deutschland und Europa zusammengehalten.16.04.2023 | 0:22 min

    FDP-Generalsekretär: Respekt, aber zeitlicher Abstand nötig

    Auch der Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, bewertete Merkels Leistung als Regierungschefin skeptisch. Dem RND sagte Dijr-Sarai:

    Am Ende ihrer Amtszeit war unser Land in keinem guten Zustand.

    Bijan Djir-Sarai, Generalsekretär der FDP

    16 Jahre Einsatz auf dem Posten der Kanzlerin hätten zwar Respekt verdienten. "Aber historische Größe lässt sich in der Politik erfahrungsgemäß erst mit weiterem zeitlichen Abstand erkennen."

    • Mit Verdienstorden dankt der Staat "für herausragende persönliche Leistungen für das Gemeinwohl".
    • Ins Leben gerufen hat die heutige Ordensstruktur 1951 der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss.
    • Eine Anregungen für die Verleihung eines Verdienstordens kann dem Bundespräsidialamt zufolge "jeder für jeden" stellen.
    • Eingereicht werden müssen sie üblicherweise bei den Ministerpräsidenten der Länder.
    • Nach einer Prüfung können sie dann dem Bundespräsidenten einen offiziellen Vorschlag machen.
    • Es gibt acht Stufen: Die erste Stufe ist die "Verdienstmedaille", gefolgt vom "Verdienstkreuz am Bande". Darauf wiederum folgen das "Verdienstkreuz 1. Klasse", das "Große Verdienstkreuz", das es auch noch in den Ausführungen "mit Stern" sowie "mit Stern und Schulterblatt" gibt.
    • Auf der siebten Stufe kann das "Großkreuz" verliehen werden - wie in Merkels Fall optional auch "in besonderer Ausführung". Darüber gibt es noch die "Sonderstufe des Großkreuzes" - die ist allerdings nur für Staatsoberhäupter vorgesehen.
    • Merkel bekam schon zwei Verdienstorden: Laut dem Büro der Altkanzlerin 1996 ein "Großes Verdienstkreuz" und 2008 ein "Großkreuz" - allerdings nicht in "besonderer Ausführung". (Quelle: AFP)

    Linken-Chefin: Müssen Merkel-Jahre kritisch hinterfragen

    Ihre Skepsis äußerte auch die Parteichefin der Linken, Janine Wissler. Generell stelle sich die Frage, "ob es sinnvoll ist, Menschen mit Orden zu behängen wie Weihnachtsbäume mit Lametta."
    Unter anderem habe Merkel die Energiewende verschleppt, Kinderarmut und soziale Ungleichheit hätten zugenommen.

    Kritik an Ex-Kanzlerin
    :Verdienstorden für Merkel ist "ein Fehler"

    Am Montag bekommt Angela Merkel den höchstmöglichen Verdienstorden der Bundesrepublik. Ex-CDU-Chef Laschet findet das richtig, Kritiker der Ex-Kanzlerin sehen das deutlich anders.
    von Dominik Rzepka
    Angela Merkel

    AfD: Merkel verdient kein Großkreuz des Verdienstordens

    Gewohnt kritisch äußerte sich die AfD auf Twitter. Merkel verdiene kein Großkreuz des Verdienstordens. Kein Kanzler hätte der Bundesrepublik mehr geschadet als sie.
    Tweet der AfD
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    Rot-Grün blickt lobend auf Amtszeit

    Die Parteichefs von SPD und Grünen lobten Merkel dagegen. SPD-Chefin Saskia Esken sagte dem RND: "Meine besondere Wertschätzung gebührt ihrem diplomatischen Geschick und ihrer empathischen Klugheit, mit der es ihr auf nationaler wie auf internationaler Bühne immer wieder gelang, tragfähige Koalitionen und Kompromisse zu schmieden."
    Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour sagte, Merkel habe "unser Land mit ihrer Kanzlerschaft wie nur wenige andere" geprägt. "Man muss nicht mit ihrem gesamten Wirken einverstanden sein, um ihre großen Verdienste anzuerkennen."
    Vor Merkel haben bislang nur die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1998) die Auszeichnung bekommen.

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