Landesweit Unruhen: Viele Tote bei Protesten in Peru

    Landesweit Unruhen:Viele Tote bei Protesten in Peru

    |

    Peru ist in Aufruhr: Die Proteste gegen die Regierung haben sich inzwischen auf das ganze Land ausgeweitet. Brutal geht die Polizei dagegen an.

    Die politische Krise in Peru gerät immer mehr außer Kontrolle: Demonstranten und Polizisten haben sich bei Protesten gegen die Regierung im ganzen Land erneut schwere Auseinandersetzungen geliefert. In der Hauptstadt Lima feuerten die Beamten am Freitagabend (Ortszeit) Tränengas in die Menge, Regierungsgegner schleuderten Steine, wie im Fernsehen zu sehen war.

    Viele Tote bei Auseinandersetzungen

    Rund 11.800 Polizisten waren im Einsatz, wie Polizeichef Víctor Zanabria mitteilte. Seit Beginn der Proteste im Dezember kamen in Peru zahlreiche Menschen ums Leben - offiziell ist von 45 Toten die Rede.
    "Ich bedauere die Toten und Verletzten", sagte der Sondergesandte des UN-Menschenrechtskommissariats, Christian Salazar Volkmann, am Freitag nach einem Treffen mit Regierungsvertretern. "Außerdem haben wir die Regierung um Informationen gebeten, wie sie diese Fälle untersuchen und in Zukunft verhindern will."

    Regierung in Lima erklärt Ausnahmezustand

    Überall im Land kochten die Proteste hoch. Demonstranten versuchten, einen Flughafen zu stürmen, steckten eine Polizeiwache in Brand, legten in einem Camp von Bergleuten Feuer. Die Regierung erklärte für mehrere Regionen des südamerikanischen Landes den Ausnahmezustand.
    Die Proteste richten sich gegen die Regierung von Übergangspräsidentin Dina Boluarte. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Staatschefin, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo.

    Ex-Präsident gilt als Mann der Armen

    Der frühere Dorfschullehrer wollte im Dezember einem Misstrauensvotum zuvorkommen und löste den Kongress auf. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes. Er wurde wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.
    Indigene protestieren in Peru
    Denn die Naturschutzgebiete, in denen sie wohnen, sind bedroht.27.05.2022 | 1:09 min
    Vor allem Indigene aus dem armen Süden des Landes werteten die Absetzung als einen Schlag der alten Eliten aus der Hauptstadt Lima auf einen der Ihren. Boluarte war zwar Castillos Vize-Präsidentin, wurde später aber aus dessen Partei Perú Libre ausgeschlossen und distanzierte sich von den Linken im Kongress.

    Boluarte: Von der Vize zur Präsidentin

    Nachdem sie als erste Präsidentin von Peru vereidigt worden war, ließ sie schnell durchblicken, dass sie bis zum Ende der Wahlperiode 2026 im Amt bleiben wollte. In ihrer Antrittsrede warb die neue Staatschefin vor allem um Rückhalt im Kongress statt um Vertrauen bei der Wählerbasis auf dem Land.
    Für Castillos Anhänger im Süden war klar: Boluarte war ihrem früheren Chef in den Rücken gefallen und verriet jetzt auch die Kleinbauern, Tagelöhner und Indigene, die Castillo einst ins Amt gehievt hatten. Gerade für die Armen hatte der einstige Bauer und Gewerkschafter auch eine große symbolische Bedeutung: Er stand für das ländliche, das indigene Peru, das sich von den europäisch geprägten Eliten in Peru stets verachtet fühlte.
    Aber die Sicherheitskräfte reagierten brutal auf die Proteste, Menschen starben. Zwar ruderte Boluarte daraufhin zurück und kündigte vorgezogene Neuwahlen für April 2024 an, doch im neuen Jahr flammten die Proteste wieder auf. Fast jeden Tag kommt es seitdem zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Vor allem die Sicherheitskräfte gehen dabei mit äußerster Härte vor.
    Quelle: Denis Düttmann, dpa

    Mehr zu den Unruhen in Peru