Verdacht auf Steuerhinterziehung: Bundesweite Razzia gegen Oligarchen

    Verdacht auf Steuerhinterziehung:Bundesweite Razzia gegen Oligarchen

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    Mögliche Steuerhinterziehung und Sanktionsverstöße: Mit einem Großaufgebot gehen deutsche Ermittler gegen einen russischen Oligarchen vor.

    Die deutschen Strafverfolgungsbehörden haben einen russischen Oligarchen am bayerischen Tegernsee ins Visier genommen. Rund 250 Beamte durchsuchten bundesweit 24 Objekte in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg - unter anderem eine offenbar verwaiste Villa im Nobel-Ferienort Rottach-Egern.
    Das Bundeskriminalamts und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main nannten keinen Namen, das Anwesen soll aber dem kremltreuen Oligarchen Alischer Usmanow gehören.
    Ein Luxusschiff auf dem Meer.
    Frontal berichtete jüngst über Putin-nahe russische Oligarchen, gegen die Sanktionen verhängt wurden und wie Deutschland bei der Beschlagnahme von Oligarchengeld versagt. Nun will die Regierung nachbessern und plant ein zweites Sanktionsdurchsetzungsgesetz. 16.08.2022 | 1:56 min

    Millionenbeträge verschoben?

    Bei der Razzia ging es in erster Linie um den Vorwurf der Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Der im Zentrum der Ermittlungen stehende 69-jährige russische Unternehmer habe über sein Netzwerk von Firmen, die überwiegend in Steuerparadiesen angesiedelt seien, mehrstellige Millionenbeträge verschoben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. "Es besteht der Verdacht, dass die überwiesenen Geldbeträge aus Straftaten, insbesondere aus Steuerhinterziehungsdelikten, stammen", hieß es in der Erklärung der Generalstaatsanwaltschaft und des BKA. Es gehe um die Jahre von 2017 bis 2022. Laut "Süddeutscher Zeitung" wurde auch eine Steuerberater-Kanzlei durchsucht.
    Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt zudem wegen eines Verstoßes gegen die EU-Sanktionen, die nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine gegen kremlnahe Oligarchen verhängt worden waren.

    Noch mehr mysteriöse Todesfälle
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    Luxusyacht nach Bremen geschleppt

    Das Anwesen in Rottach-Egern - die Frankfurter Strafverfolger sprechen von zwei Wohnsitzen - und weitere Usmanow zugerechnete Häuser am Tegernsee wurden von einer Sicherheitsfirma bewacht. Damit habe der Beschuldigte dagegen verstoßen, dass seine Gelder in Deutschland eingefroren sind. Auch die Bewacher und die Chefs der Bewachungsfirma gehören deshalb zu den Beschuldigten. Usmanow ließ die steuerrechtlichen Vorwürfe von seinem Büro in einer Pressemitteilung zurückweisen.
    Wegen der Sanktionen hatten die Behörden schon im April die Luxusjacht "Dilbar" festgesetzt, die mit einem Schätzwert von mehr als 500 Millionen Euro als teuerste Jacht der Welt gilt. Eignerin soll Usmanows Schwester sein. In der Nacht zum Mittwoch wurde das Boot von Schleppern aus dem Trockendock einer Werft von Hamburg nach Bremen verlegt.

    Usmanow angeblich in Usbekistan

    Usmanow  gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unklar, Medienberichten zufolge soll er sich nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine nach Usbekistan abgesetzt haben. Davor lebte er lange unbehelligt in Bayern am Tegernsee. Usmanow hat mit einem Firmenimperium vor allem in der Metall- und Stahlindustrie ein Vermögen gemacht. 2018 hat er seinen Anteil am englischen Fußball-Topclub Arsenal London laut MDR und BR für rund 600 Millionen Euro verkauft.
    Wie der "Spiegel" berichtet, hat die Bundesregierung bis Mitte September Vermögenswerte von russischen Staatsbürgern in Deutschland von mindestens 4,88 Milliarden Euro eingefroren. Das Nachrichtenmagazin beruft sich auf ein Dokument aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
    Das Büro von Usmanow ließ zu den Vorwürfen mitteilen, dass der Oligarch seine Steuern immer korrekt und pünktlich gezahlt habe. Alle Anschuldigungen eine Steuerflucht betreffend, seien haltlos und würden seiner Reputation schaden. Usmanow wolle dagegen rechtlich vorgehen.
    Quelle: Reuters, AFP, dpa
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