Die israelische Firma Team Jorge soll weltweit Wahlen manipuliert haben. Für die Desinformations-Forscherin Anat Ben-David ist es eine neue Dimension der Gefahr für die Demokratie.
Wahlen und öffentliche Meinungen mit Hacks und versteckten digitalen Kampagnen zu beeinflussen – das ist nach eigenen Angaben das Geschäftsmodell der israelischen Firma Team Jorge.
Das Recherchenetzwerk "Forbidden Stories", an dem auch ZDF frontal beteiligt ist, ist weltweit Hinweisen auf Manipulation nachgegangen. Mit erschreckenden Ergebnissen. Anat Ben-David, Professorin für Kommunikation und Gründerin der Datenschutzorganisation Privacy Israel, erklärt im ZDF-Interview, wie gefährlich die Firma Team Jorge ist.
Eine israelische Firma bietet gegen Geld Desinformationskampagnen an – weltweit. Gemeinsame Recherchen von ZDF, SPIEGEL und ZEIT mit Forbidden Stories enthüllen das Ausmaß.
ZDF frontal: Frau Ben-David, wie bedeutsam sind die Recherchen zu Team Jorge?
Anat Ben-David: Seit dem Cambridge-Analytica-Skandal suchen wir nach Brotkrumen, nach Hinweisen auf Einflusskampagnen in den sozialen Medien. Etwa mit Data Mining können wir versuchen, Muster zu finden. Doch auch damit gelangen wir maximal an Hinweise, an Wahrscheinlichkeiten, dass vermutlich Kampagnen stattfinden.
Wir alle spüren, dass mit den sozialen Medien etwas falsch ist. Aber wir schaffen es sonst nie, Belege zu finden, denn die Plattformen verhindern, dass wir an sie rankommen. Und weil böswillige Akteure das ausnutzen.
Welche Methoden helfen, um im Internet Falschmeldungen zu erkennen? Tipps von Kommunikationswissenschaftler Prof. Wolfgang Schweiger und vom Recherchezentrum "Correctiv".
ZDF frontal: Wenn Sie sich die Beispiele anschauen, etwa wie der Telegram-Account einer Person in Kenia gehackt wird – was sagt Ihnen das?
Ben-David: Das hat mich schockiert. Wenn jemand in Echtzeit und unerkannt auf den Telegram-Account einer Person zugreifen kann; Nachrichten im Namen dieser Person schreiben kann, um sie fälschlich zu bezichtigen und etwa davon abzuhalten, bei einer Wahl anzutreten - dann ist das eine Frage von Menschenrechten.
Ben-David: Ich vermute, dass diese Technologie in einem Militär-Kontext entwickelt wurde, um gegen einzelne Terroristen vorzugehen, oder einen Anschlag zu verhindern. Mit Blick auf Sicherheit ein gutes Anliegen also. Doch jetzt wird sie in einem zivilen Kontext eingesetzt; in einer Weise die komplett untergräbt, wie wir über Menschenrechte denken.
Laut einer Recherchegruppe sind weltweit Journalisten, Aktivisten und Oppositionelle abgehört worden. Auch die ungarische Regierung habe die Software Pegasus dafür missbraucht.
Diese Technologien sind Waffen. Und sie müssen keine Schusswaffe sein, um Menschen zu töten. Diese Informationswaffen können Menschen an ihr Ende bringen und ihr Leben kosten. Es gibt da keine Moral, keine Zurückhaltung. Es gibt keine Regulation, keine Limits, was diese Technologien tun können. Von einer einfachen Einzelperson bis hoch zu einem Präsidenten im Wahlkampf.
ZDF frontal: Sind Sie überrascht davon? Gab es schon zuvor vergleichbare Kampagnen?
Ben-David: Wir wissen, dass Desinformationskampagnen in großem Umfang Bots einsetzen. Wir haben die Belege aus Russland. Das Erstellen von Avataren, das Verstärken von Desinformation ist nicht neu.
Was neu ist, ist die Kombination dieser Art von Desinformation mit Cyberwaffen, der Fähigkeit spezifische Personen gezielt anzugreifen. Ihre Accounts zu hacken, in ihrem Namen zu posten, ihre Telekommunikation anzuzapfen. Dass es nicht nur Beeinflussung in den sozialen Medien ist, sondern eine so umfassende Operation, das ist neu.
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ZDF frontal: Gibt es weitere Firmen, die ähnliche Dienste anbieten?
Ben-David: Dafür haben wir keine harten Belege. Auch von dieser Firma hatten wir zuvor nie gehört. Wir wissen also nicht, wie viele Firmen mit identischen Methoden arbeiten. Aber wir wissen, dass Regierungen, dass unsere Sicherheitsbehörden mit diesen Akteuren zusammenarbeiten.
Dutzende katalanische Unabhängigkeitsbefürworter sollen mit der Spionagesoftware Pegasus ausgespäht worden sein. Auch Kataloniens Regionalpräsident Aragonès ist wohl betroffen.
ZDF frontal: Was bedeuten diese Enthüllungen für Wahlen und Demokratie weltweit?
Ben-David: Ich glaube weiterhin an die Stärke demokratischer Institutionen, um die Integrität von Wahlen zu wahren. Aber wenn es Länder im Globalen Süden gibt, die schon jetzt verletzlich sind mit Blick auf ihre Wahl-Infrastruktur, dann kann ich mir vorstellen, dass diese Länder mehr als zuvor Gefahr laufen, keine fairen Wahlen zu haben.
Diese Leute definieren neu, was eine Wahl ist. Es geht nicht um den freien Willen, es geht nicht um einen fairen Ablauf. Es geht nicht um das Recht gewählt zu werden, oder eine Stimme zu haben. Es geht nur darum, einen Krieg gewinnen zu müssen. Und meine größte Furcht ist, dass sich diese Definition von Wahlen langsam durchsetzt.
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Die Fragen stellte Armin Coerper, Redakteur des ZDF-Magazins frontal.
Lesen Sie hier die gesamte Recherche zu weltweiter Wahlmanipulation durch die Firma Team Jorge:
Exklusiv- Reporter decken weltweit Wahlmanipulation auf
Eine israelische Firma bietet gegen Geld weltweit Hacks und Desinformationskampagnen an, um Wahlen zu manipulieren. So kamen ihnen Undercover-Journalisten auf die Schliche.
von Armin Coerper, Felix Klauser
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