Türkei-Wahlkampf: Erdogan beschimpft Oppositionsführer

    Schlussspurt im Türkei-Wahlkampf:Erdogan beschimpft Oppositionsführer

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    Die Stimmung ist aufgeheizt: Eine Woche vor der Wahl hat Präsident Erdogan hart gegen seinen Herausforderer Kilicdaroglu geschossen. Ein Oppositioneller wurde mit Steinen beworfen.

    Massen von Unterstützern des türkischen Präsidenten Erdogan in einer Luftaufnahme bei einer Wahlmapfveranstaltung in Istanbul.
    Hunderttausende Unterstützer des türkischen Präsidenten Erdogan haben sich in Istanbul bei einer Wahlkampfveranstaltung versammelt.
    Quelle: epa/ Turkish Presidential Office Hand

    Der Ton ist rau im türkischen Wahlkampf. Eine Woche vor richtungsweisenden Wahlen in der Türkei haben Regierung und Opposition ihre Anhänger bei Großveranstaltungen in Istanbul auf die Abstimmung eingeschworen. Und Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan kämpft mit allen Mitteln.
    Er beschimpfte seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu am Sonntag vor Hunderttausenden Anhängern in Istanbul. Sein Gegner könne so viel trinken wie er wolle, das Volk werde das Land nicht einem "Säufer und Betrunkenen" überlassen, so Erdogan.
    Vor der Wahl in der Türkei
    Wird Amtsinhaber Erdogan nach einem Wahlsieg seine Autokratie weiter festigen oder können die Wirtschaftskrise und die Folgen des verheerenden Erdbebens ihn sein Amt kosten?03.05.2023 | 3:01 min

    Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Wahl in der Türkei

    Bei der Parlaments- und Präsidentenwahl am 14. Mai zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf Rennen ab. Oppositionsführer Kilicdaroglu will mit seinem Sechs-Parteien-Bündnis unterschiedlicher Lager Erdogan stürzen, dessen Präsidialsystem wieder abschaffen und wieder in eine parlamentarische Demokratie überführen.
    Wie Erdogans Präsidialsystem funktioniert:
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    05.05.2023 | 1:49 min

    Präsidialsystem 2018 in der Türkei eingeführt

    Seit der Einführung dieses Systems 2018 hat Erdogan so viel Macht wie noch nie. Kritiker fürchten auch deswegen, dass das Land mit rund 85 Millionen Einwohnern vollends in die Autokratie abgleiten könnte, sollte Erdogan erneut gewinnen.
    Oppositionsführer Kilicdaroglu rief am Samstag im Istanbuler Stadtteil Maltepe seine Zuhörer dazu auf, "eine autokratische Führung mit demokratischen Mitteln auszuwechseln". Im Falle eines Wahlsiegs wolle der die Beziehungen der Türkei zu Deutschland verbessern.
    Oppositionsführer Kilicdaroglu
    Vor der Türkei-Wahl deutet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. Das Sechs-Parteien-Bündnis um Herausforderer Kilicdaroglu verspricht, Demokratie und Meinungsfreiheit zurückzubringen.07.05.2023 | 2:39 min

    Wirtschaftskrise und Erdbeben bestimmen den Wahlkampf

    Erdogan, der zwischenzeitlich krankheitsbedingt eine Wahlkampfpause einlegen musste, geht den Oppositionsblock und Teile der Gesellschaft immer wieder mit scharfer Rhetorik an. Er äußerte sich etwa wiederholt LGBT-feindlich und machte Teilen der Opposition den Vorwurf, sich für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transmenschen auszusprechen.
    Der Wahlkampf steht im Zeichen einer Wirtschaftskrise und der schweren Erdbeben im Februar mit Zehntausenden Toten in der Südosttürkei.
    Schaltgespräch Cem Özdemir
    Bei der Wahl in der Türkei werde neben dem Präsidenten auch das Parlament neu gewählt, betont Cem Özdemir. "So nah an dem Sieg" sei die Opposition "schon lange nicht mehr" gewesen.07.05.2023 | 5:13 min

    Mit Steinen beworfen: Oppositionspolitiker bricht Auftritt ab

    Der oppositionelle Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu brach unterdessen einen Auftritt in der Erdogan-Hochburg Erzurum ab. Er sei mit Steinen beworfen worden, dabei seien alle Scheiben des Wahlkampfbusses zerbrochen, teilte ein Mitarbeiter mit. "Wir mussten das Gebiet zur Sicherheit unserer Bürger verlassen."
    Imamoglu von der größten Oppositionspartei CHP soll im Falle eines Wahlsieges Vizepräsident werden. Zuvor hatte die Opposition bemängelt, dass Behörden versucht hätten, den Auftritt zu verhindern.
    Der türkische Präsident Erdogan startet in den Wahlkampf
    Der türkische Präsident Erdogan steht wieder auf der Bühne. Am 14. Mai wird in der Türkei ein neuer Präsident gewählt und Erdogan muss um seine Wiederwahl fürchten.30.04.2023 | 1:53 min

    Außenminister: Auch eine Wahlniederlage werde man akzeptieren

    Kilicdaroglu kritisierte Äußerungen von Regierungspolitikern, die einen Wahlsieg der Opposition mit einem Putsch gleichsetzten. "Das zeigt, dass sie nicht an Demokratie glauben", sagte er.

    Was sie auch tun, die Stimmen des Volkes sind wertvoll und das müssen sie akzeptieren.

    Kemal Kilicdaroglu, Gegenkandidat von Präsident Erdogan

    Außenminister Mevlüt Cavusoglu wies dagegen Bedenken zurück, dass seine Regierung eine Wahlniederlage nicht einräumen werde. Man akzeptiere, was auch immer das Volk entscheide, sagte Cavusoglu dem Sender Habertürk.

    Stimmenkampf im Erdbebengebiet
    :Türkei vor der Wahl - ein gespaltenes Land

    Präsident Erdogan und sein Herausforderer Kilicdaroglu kämpfen um jede Stimme - auch im Erdbebengebiet. Doch nicht für alle sind die Versprechungen ein Hoffnungsschimmer.
    von Anna Feist
    Der türkische Präsident Erdogan hält eine Rede während einer Wahlkampfveranstaltung in Istanbul.
    Quelle: dpa

    Mehr zum Wahlkampf in der Türkei

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    Politik | auslandsjournal:Erdogans Endspiel

    von Antje Pieper und Jan Fritsche