Kommentar
ZDF-Korrespondent Theveßen:Warum ich aus Twitter ausgestiegen bin
Hass ist auf Twitter geduldet, Nutzer werden willkürlich gesperrt und Twitter-Chef Musk verbreitet dort Verschwörungstheorien. Zeit, den eigenen Account zu löschen. Ein Kommentar.
Elmar Theveßen beim Deaktivieren seines Twitter-Accounts.
Quelle: ZDF
Es war keine Entscheidung im Affekt. Seit Wochen habe ich darüber nachgedacht, bei Twitter mein Datenarchiv angefordert und eine neue Heimat bei Mastodon und Post gesucht.
Natürlich ist es keine einfache Entscheidung, insbesondere wenn man Twitter als Recherchewerkzeug nutzt. Unter den 830 Konten, denen ich gefolgt bin, sind führende Politiker, beindruckende Kulturschaffende, Kämpfer für Menschen- und Bürgerrechte, Freiheit und Demokratie, unverzichtbare gesellschaftliche Institutionen und exzellente Experten aus Wissenschaft und Journalismus zu wichtigen Themen wie globale Sicherheit, Klimawandel und Extremismus.
Die Gründe für meinen Twitter-Ausstieg
Der Verlust von mehr als 35.000 Followern lässt einen natürlich schlucken - auch aus Eitelkeit. Ich bilde mir ein, dass darunter so einige waren, die gern verfolgt haben, was ich mit ihnen teilen wollte. Aber es gibt eine Reihe guter Gründe, wegen derer sich ein Schlussstrich nicht nur besser anfühlt, sondern auch besser ist als die Freude über eine möglichst große Zahl von Followern:
Firmenchefs und Kunden tragen Verantwortung für eigenes Handeln
All das lässt sich belegen. In einem freien Land soll ein Firmenchef das so machen dürfen - aber ohne meine Unterstützung, weil ich glaube, dass Firmenchefs und Kunden eine Verantwortung haben für ihr Tun.
Das Fehlen meines unbedeutenden Twitterkontos wird keinen Unterschied machen für
Twitter - aber vielleicht ja für ein paar andere Nutzer, denen Achtung vor anderen Menschen, Würde und Anstand weiter wichtig sind.
Elmar Theveßen ist Leiter des ZDF-Studios Washington.