Gegenoffensive: Ukraine nimmt russische Logistik ins Visier

    Angriffe auf Brücken und Depots:Ukraine nimmt russische Logistik ins Visier

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Bei ihrer Gegenoffensive attackiert die Ukraine vor allem russische Logistik - und mahnt zur Geduld. Eine geplante US-Atomwaffen-Resolution könnte als Kreml-Abschreckung dienen.

    Ukrainische Streitkräfte feuern am 23. 06. 2023 während der russischen Invasion in der Ukraine eine M777-Haubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Awdijiwka in der Region Donezk ab.
    Die Großoffensive der Ukraine läuft seit zwei Wochen. Die Erfolge sind noch gering.
    Quelle: AFP

    Die Landoperationen der ukrainischen Gegenoffensive kommen nur sehr langsam voran. Im Laufe der Woche hat die Ukraine zwei bis drei kleinere Siedlungen und einige Quadratkilometer Land in der Region Saporischschja befreit, aber keinen größeren Durchbruch erzielt.
    Die Einschätzung, dass die Fortschritte hinter den Erwartungen zurückbleiben, wird auch durch mehrere Äußerungen hochrangiger Politiker bestätigt, die zur Geduld bei der Gegenoffensive aufrufen.
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    Durchbruch mit neuer Taktik? Bei ZDFheute live analysiert Oberst a.D. Wolfgang Richter die Erfolgsaussichten.23.06.2023 | 35:32 min

    Ukrainische Schläge gegen Lager und Logistik

    Anstatt zu versuchen, sich einen Weg durch die russischen Befestigungen zu bahnen, führte die Ukraine eine Reihe von Präzisionsangriffen mit großer Reichweite gegen russische Munitionslager und logistische Knotenpunkte durch.
    Durch den Einsatz von Storm-Shadow-Raketen aus britischer Produktion zerstörte die Ukraine ein riesiges russisches Munitionsdepot in Rykowe: Der aus mehreren großen Gebäuden bestehende Komplex wurde vollständig ausgelöscht. Weitere Munitionsdepots wurden in anderen Teilen der Regionen Cherson und Saporischschja getroffen.



    Krimbrücken als besonderes Ziel

    Außerdem begann die Ukraine ab dem 22. Juni die Brücken zu beschießen, die die Krim mit der Region Cherson verbinden. Ukrainische Raketen trafen eine wichtige Straßenbrücke in Tschonhar und machten sie unbrauchbar. Eine weitere ältere Straßenbrücke neben ihr wurde ebenfalls beschädigt. Außerdem gelang es der Ukraine, auch die einzige Eisenbahnbrücke im östlichen Teil der Krim bei Sywasch zu treffen, wobei der Zustand der Eisenbahnbrücke noch unklar ist.
    Diese Brücken sind so wichtig, dass Russland offenbar auf solche Angriffe vorbereitet war: Etwas mehr als einen Tag nach dem Angriff auf die Tschonhar-Straßenbrücke errichtete Russland bereits eine Pontonbrücke, um den Übergang in Betrieb zu halten, wenn auch mit einer stark eingeschränkten Transitkapazität.
    Die Ukraine hat eine Krim-Brücke bei Tschonhar mit britischen Raketen angegriffen:

    Angriffe auf russische Infrastruktur

    In naher Zukunft wird die Ukraine höchstwahrscheinlich auch die anderen Brücken angreifen, die die Krim mit der Region Cherson verbinden. Die Strategie, die dahintersteckt, ähnelt derjenigen, die im letzten Herbst in der westlichen Region Cherson angewandt wurde: die logistischen Engpässe der russischen Streitkräfte anzugreifen und so deren Stellungen unhaltbar zu machen.
    Unterdessen setzte Russland seine Angriffe auf ukrainische Städte im Osten, Süden und Zentrum des Landes fort. Obwohl sich die ukrainischen Medien weitgehend über die getroffenen Ziele ausschweigen, kann man davon ausgehen, dass die abgeschossenen Präzisionswaffen, die Russland einsetzt, militärische und logistische Ziele angreifen.
    In der Zwischenzeit werden die weniger präzisen Waffen, wie zum Beispiel Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt, um die ukrainische Bevölkerung zu terrorisieren und die Ukraine zu zwingen, ihre Luftabwehrkräfte von der Gegenoffensive zum Schutz ihrer Städte abzulenken.

    US-Republikaner und -Demokrat mit gemeinsamer Atom-Resolution

    Am 22. Juni brachten zwei US-Senatoren, der Republikaner Lindsey Graham und der Demokrat Richard Blumenthal, eine gemeinsame Resolution ein: Demnach sollte die Nato den Einsatz einer taktischen Atomwaffe oder die einer Nuklearanlage als ein Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages werten, wenn die Folgen Nato-Gebiet erreichen.
    Einerseits zeigt die Resolution, dass die beiden Senatoren und ihre jeweiligen Parteien die reale Chance sehen, dass Russland eine Atomwaffe einsetzt oder das Kernkraftwerk Saporischschja zerstört. Sollte die Entschließung angenommen werden, wäre dies eine erste Warnung an Moskau. Sollte sie jedoch nicht erfolgreich sein, könnte das den Kreml ermutigen und ihn weiter radikalisieren.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

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