Warum die USA vor einem Shutdown stehen

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    Drohende Haushaltssperre:Warum die USA vor einem Shutdown stehen

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    Weil die Republikaner nicht an einem Strang ziehen können, droht den USA eine Haushaltssperre. Doch was bedeutet eigentlich ein solcher Shutdown? Ein Überblick.

    Kevin McCarthy (Republikaner aus Kalifornien), Sprecher des Repräsentantenhauses, spricht mit Reportern.
    Den USA droht zum ersten Mal seit fünf Jahren eine Haushaltssperre. 30.09.2023 | 0:24 min
    Den USA droht die erste Haushaltssperre seit knapp fünf Jahren: Sollten sich die Demokraten von US-Präsident Joe Biden und die oppositionellen Republikaner nicht in letzter Minute einigen, tritt in der Nacht auf Sonntag um Mitternacht der sogenannte Shutdown in Kraft.
    Hunderttausende Staatsbedienstete müssen dann in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt und zahlreiche öffentliche Einrichtungen geschlossen werden. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

    Wer blockiert den Haushalt?

    Verhandlungen im Kongress brachten am Freitag keinen Erfolg. Dabei richtet sich der Fokus auf die zersplitterten Republikaner, die nicht in der Lage sind, sich auf einen neuen Bundeshaushalt zu einigen. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, wird dabei von den Radikalen in seiner Partei vor sich hergetrieben - und bloßgestellt.

    Das Haushaltsjahr in den USA läuft immer vom 1. Oktober eines Jahres bis zum 30. September des Folgejahres. Der Kongress hat für das am Sonntag beginnende neue Haushaltsjahr aber noch kein neues Budget beschlossen - und damit keine Finanzmittel für die Arbeit der Bundesbehörden gebilligt.

    Das führt ohne Übergangslösung zum Shutdown: Die Bundesbehörden dürfen nur als unentbehrlich angesehene Arbeit verrichten und werden dadurch weitgehend lahmgelegt. Die in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickten Staatsmitarbeiter bekommen ihren Lohn aber nach Ende des Shutdowns nachträglich ausgezahlt. 

    Am Freitag versuchte McCarthy einen Gesetzesentwurf voranzubringen, der deutliche Einsparungen vorsah. Dies scheiterte an den Radikalen in seiner Partei. Den Rechtsaußen in seiner Fraktion ging der Entwurf nicht weit genug. Der Streit legt die Schwäche McCarthys offen und zeigt, wie chaotisch die Republikaner im Repräsentantenhaus agieren.

    Was bedeutet der Streit für McCarthy?

    Bei McCarthy könnte es im Streit um den Haushalt erneut um alles gehen. Der Republikaner war Anfang des Jahres erst nach 15 Wahlgängen ins Amt gekommen, weil ihm Teile seiner Partei die Gefolgschaft verwehrt hatten. Diese versuchen nun ihn aus dem Amt zu jagen.
    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Washington im Gespräch mit ZDF-Mima-Moderatorin Mirjam Meinhardt
    Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus drohen im Haushaltsstreit mit einem Shutdown der Regierung. Einschätzungen dazu von ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.26.09.2023 | 2:33 min
    Der gescheiterte Entwurf hatte zwar keine Chance im Senat, wo die Demokraten von US-Präsident Joe Biden eine Mehrheit haben. Für McCarthy waren die Ereignisse am Freitag dennoch eine schwere Niederlage.

    Welche Lösungsvorschläge gibt es?

    Im Senat hatten Vertreter von Demokraten und Republikanern einen Kompromissvorschlag für einen Übergangshaushalt vorgelegt, der eine Finanzierung der Bundesbehörden bis zum 17. November sichern würde. Damit würde Zeit für weitere Haushaltsverhandlungen gewonnen werden.
    McCarthy wollte diesen Vorschlag aber nicht im Repräsentantenhaus einbringen. Er legte vielmehr einen eigenen Vorschlag vor - der dann am Freitag bei einer Abstimmung am Widerstand aus den eigenen Reihen scheiterte.

    Welche wirtschaftlichen Folgen hätte ein Shutdown?

    Eine Haushaltssperre hätte negative Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass das Wirtschaftswachstum um 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen könnte - und zwar für jede Woche, die der Shutdown andauert.
    Die Ratingagentur Moody's hat bereits gewarnt, dass eine Finanzsperre sich auch negativ auf die Kreditwürdigkeit der USA auswirken würde. Das wiederum würde die Kosten erhöhen, zu denen die USA sich Geld leihen können.

    Sind Haushaltssperren in den USA ungewöhnlich?

    In den vergangenen Jahrzehnten hat es in den USA immer wieder Shutdowns gegeben, weil sich Demokraten und Republikaner nicht auf einen Haushalt oder Übergangshaushalt einigen konnten. Die letzte und zugleich längste Haushaltssperre - von Dezember 2018 bis Januar 2019 unter Präsident Donald Trump - dauerte 35 Tage.

    Ist der Shutdown beschlossene Sache?

    In Washington gehen nur wenige davon aus, dass eine Haushaltssperre noch abgewendet werden kann. Es dürfte aber auch am Samstag im Kongress zahlreiche Bemühungen für eine Lösung in letzter Minute geben.

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