Nach Amoklauf: Künftig Waffenbesitzkarte nur mit Gutachten?

    Nach Amoklauf bei Zeugen Jehovas:Künftig Waffenbesitzkarte nur mit Gutachten?

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    Nach der Amoktat bei der Gemeinde der Zeugen Jehovas will Innenministerin Faeser das Waffenrecht verschärfen. Zukünftig sollten die Gesundheitsbehörden stärker beteiligt werden.

    Das Bild zeigt Grablichter und Blumen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.
    Nach der Amoktat bei den Zeugen Jehovas in Hamburg schweben Innensenator Grote zufolge weiter drei Personen in Lebensgefahr.
    Quelle: dpa

    Die Diskussion um eine Verschärfung des Waffenrechts dauert vier Tage nach der Amoktat bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg an. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat gefordert, bei der Erteilung von Waffenerlaubnissen die Gesundheitsämter stärker einzubinden.

    Wir wollen, dass künftig die Waffenbehörde nicht nur bei den Sicherheitsbehörden und der örtlichen Polizei abfragt, sondern auch bei den Gesundheitsbehörden.

    Nancy Faeser, Bundesinnenministerin

    In Bremen beriet sie am Montag mit den SPD-Innenministern der Länder unter anderem über die Verschärfung des Waffenrechts. Das Treffen stand unter dem Eindruck des Amoklaufes. Die Tat habe unermessliches Leid ausgelöst, sagte Faeser. Am Donnerstagabend hatte der 35-jährige Philipp F. in Hamburg-Alsterdorf sieben Menschen erschossen, darunter ein ungeborenes Kind. Dann suizidierte er sich.

    Faeser: Waffenerlaubnis erst nach Gutachten - auch bei über 25-Jährigen

    Nancy Faeser erklärte, die Gesundheitsämter hätten oft Erkenntnisse zu Personen, "weil sie psychisch auffällig geworden sind, in irgendwelche Straftaten verwickelt wurden, eingewiesen wurden in Unterbringung". Auch sollten nicht nur Antragsteller bis 25 Jahre ein ärztliches oder psychologisches Gutachten vorlegen müssen, sondern künftig auch ältere.
    Die Bundesinnenministerin hatte im Januar einen Entwurf für ein schärferes Waffenrecht vorgelegt, den sie nach den Hamburger Ereignissen auf Lücken überprüfen will. Auch Hamburgs Innensenator Andy Grote forderte in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt", vor Erteilung einer Waffenerlaubnis sollten Antragsteller ein amtsärztliches oder psychologisches Zeugnis vorlegen müssen.

    Grote: Drei Personen weiter in Lebensgefahr

    Bei der Frage nach dem Motiv des Amoktäters sei für den Senator eine Tendenz erkennbar: "Im Moment deutet alles darauf hin, dass das Motiv in der Beziehung zwischen dieser Gemeinde der Zeugen Jehovas und dem Täter als ehemaligem Mitglied dieser Gemeinde begründet liegt", sagte Grote der Zeitung.
    Neun Menschen wurden verletzt, berichtete Grote seinen SPD-Kollegen. Drei von ihnen schwebten immer noch in Lebensgefahr. Nur das schnelle Eingreifen der Polizei habe verhindert, dass der Täter in einem Gemeindesaal der Zeugen Jehovas noch mehr Menschen erschießt. "So konnten wir 17 Menschen retten", sagte Grote.

    Mögliche psychische Erkrankung bei Amoktäter von Hamburg

    Der Amokläufer Philipp F. war Sportschütze und hatte eine Waffenbesitzkarte. Die Innenbehörde hatte im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung des Täters erhalten. Er wurde daher Anfang Februar von zwei Beamten der Waffenbehörde unangekündigt aufgesucht. Damals habe es keine relevanten Beanstandungen gegeben, die rechtlichen Möglichkeiten seien ausgeschöpft gewesen, hatte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer erklärt.
    Ob und in welcher Form es eine offizielle Trauerfeier für die Opfer geben wird, ist noch unklar. "Die Überlegungen für ein solches Gedenken sind noch nicht abgeschlossen", teilte die Senatskanzlei mit. Grote hatte am Tag nach der Tat erklärt:

    Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt.

    Andy Grote, Innensenator Hamburg

    Quelle: dpa

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