Zu wenig Rente: Was bei privater Altersvorsorge zählt

    Altersvorsorge gegen Rentenlücke:Mit der Zeit arbeiten - und auf Kosten achten

    von Mario Shabaviz
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    Für viele ist sie noch weit weg, die Rentenlücke im Alter. Doch das gesetzliche Rentennivau sinkt. Worauf es bei der privaten Altersvorsorge ankommt.

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    Lässt sich in späteren Jahren nur noch von der gesetzlichen Rente leben? Wie viel Rente bekommt man und was kann man sich davon in Zukunft noch leisten? Ein Paar findet das durch ein Experiment heraus.18.09.2023 | 7:29 min
    Sie ist 28, er 29 - Milena und Deniz haben noch ein langes Arbeitsleben vor sich. Erst in gut 38 Jahren dürften die Medizinische Fachangestellte und der Speditionskaufmann einmal in Rente gehen. Verständlich, dass die beiden daran noch keine großen Gedanken verschwenden. Doch für ein Experiment holen wir ihre künftige Rente in die Gegenwart. Und da zeigt sich Handlungsbedarf - jetzt für später.

    Rentenlücke von 1.850 Euro als Paar

    Das junge Paar wohnt zur Miete, hat keine Kinder und kann so das gemeinsame Monatsnetto von 4.140 Euro vor allem für sich selbst verbrauchen. Aber wie viel bliebe den beiden davon einmal in der Rente?
    Im Jahr 2061 würde die Nettorente 2.290 Euro betragen, hat Thomas Lang, Berater für Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, modellhaft für das Paar berechnet. Unter Strich bedeute das ein Minus von 1.850 Euro.

    Das entspricht 45 Prozent, was sie weniger haben als derzeit.

    Thomas Lang, Berater für Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale NRW

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    Was die Lücke für den Alltag mit Rente bedeutet

    Doch was heißt das im Alltag? Für Lebensmittel geben sie derzeit pro Woche rund 100 Euro aus, doch mit dem Rentenbezug der Zukunft würden daraus nur noch rund 58 Euro.
    Auch beim liebsten Hobby der beiden, dem Reisen, wäre ein spürbarer Einschnitt fällig. Statt der bislang rund 800 Euro pro Monat könnten Milena und Deniz in der Rente höchstens 530 Euro dafür ausgeben.
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    Rentenlücke wächst durch Elternzeiten und Teilzeiten

    Diese Annahmen basieren auf dem besten Fall für den Arbeitsverlauf des Paares. Private Lebensumstände könnten die Rentenlücke noch ausweiten, so Vorsorgeberater Lang. Durch eine mögliche Familiengründung und daraus resultierende Elternzeiten und Teilzeiten würde der verfügbare Rentenbezug noch weiter sinken. Mit anderen Worten: Die Rentenlücke von 1.850 Euro fiele dann noch höher aus.
    Die Reaktion von Milena und Deniz ist entsprechend erschrocken: "Das ist übel." Dem jungen Paar zeige es, "wie wichtig das ist, dann auch wirklich im privaten Rahmen was zu machen".
    Annabel Oelmann, Vorständin Verbraucherzentrale Bremen, Wirtschaftsjuristin
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    Bei Altersvorsorge möglichst früh beginnen

    Auf den Faktor Zeit bei der privaten Altersvorsorge weist auch Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen, hin:

    Die Zeit bringt es. Je früher ich anfange, desto eher können auch kleine Beiträge helfen.

    Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen

    Je später man hingegen anfange, desto schwieriger sei es, die Rentenlücke zu schließen, ergänzt Oelmann.

    Riesterrente nur in Ausnahmefällen geeignet

    Die Riesterrente sieht die Expertin hierbei nur als in Ausnahmefällen geeignet an. In aller Regel seien die angebotenen Produkte rund ums "Riestern" zu teuer. Und würden sich daher für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht lohnen.
    Ausnahmefälle gäbe es aber: "Wenn ich viele Kinder habe, hohe Kinderzuschläge kriege, wenn ich relativ hohe Steuern zahle und die Steuerersparnis mitnehmen kann und mir dann ein gutes Produkt raussuche, kann es sich rechnen", erklärt Oelmann.
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    Aktien-ETFs als klare Empfehlung

    Anstelle der Riesterrenten als eine Form der privaten Rentenversicherung empfiehlt Oelmann eine aktienbasierte Altersvorsorge: in Form von ETFs. Diese passiv gemanagten, also nicht von einem Fondsverwalter betreuten Fonds seien dadurch zum einen sehr preiswert und durch ihre meist sehr breite Aufstellung - etwa als Europa-Fonds oder Weltfonds - hätten sie auch eine gute Risikostreuung.
    Gerade ihre geringen Kosten machten sie für die Anleger interessant. Denn Kosten rund um eine Anlageform der privaten Altersvorsorge seien oft ein großes Problem:

    Es ist der Hauptrendite-Killer. Kosten fressen die Rendite auf.

    Annabel Oelmann, Vorständin bei der Verbraucherzentrale Bremen

    Die Expertin erläutert: "Alles, was es mich kostet, beim Abschluss als Produkt oder auch die laufenden Kosten, das muss ich wieder erwirtschaften." Daraus folgt für Oelmann ein wichtiger Tipp fürs Anlagegespräch: Immer nach den Abschluss- und laufenden Kosten erkundigen, denn die würden sonst gern elegant verschwiegen.

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