Super Bowl - Chefcoach Reid: Der Nette mit dem Sieger-Gen

    Zweiter Super-Bowl-Gewinn:Chefcoach Reid: Der Nette mit dem Sieger-Gen

    von Patrick Brandenburg
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    Andy Reid führt Kansas City zum zweiten Sieg im Super Bowl in nur vier Jahren. Der Cheftrainer der Chiefs hat damit eine neue NFL-Dynastie auf den Weg gebracht.

    Football - NFL - Super Bowl, Kansas City Chiefs - Philadelphia Eagles: Kansas-City-Chiefs-Headcoach Andy Reid nach dem Finale bei einem Intervie
    Immer eine Lösung in der Hinterhand: Andy Reid, Headcoach des Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs.
    Quelle: AP Photo/Brynn Anderson

    Im Moment des großen Erfolges blieb der Chef cool wie immer. "Ich könnte dich küssen, aber ich lasse es lieber", foppte Andy Reid einen Reporter. Weil er nicht über sich selbst reden wollte, lobte der Headcoach lieber sein Team.
    Den Kicker Harrison Butker, der acht Sekunden vor Schluss der dramatischen Partie in Glendale/Arizona die entscheidenden Punkte erzielt hatte; den Trainerstab, der einen Riesenjob gemacht habe. Und natürlich Quarterback Patrick Mahomes: "Er ist so ein bescheidener Kerl, dabei reißt er sich immer fürs Team den Hintern auf."
    Football - NFL - Super Bowl, Kansas City Chiefs - Philadelphia Eagles: Harrison Butker erzielt mit einem Field Goal die entscheidenden Punkte
    Die Entscheidung acht Sekunden vor Schluss: Harrison Butker setzt zum Field Goal an - und trifft.
    Quelle: AP Photo/David J. Phillip

    "Big Red" - Chef einer NFL-Dynastie

    Aber im Herzen des Erfolges der Kansas City Chiefs steht natürlich "Big Red" selbst: der 64 Jahre alte Architekt des Teams, der ligaweit lange als superfähig, aber viel zu nett galt - ohne die nötige Profi-Football-Härte, ohne das vermeintliche Sieger-Gen.
    Nach seinem zweiten Sieg im Super Bowl in nur vier Jahren ist damit endgültig Schluss. Er ist nun der Chef einer NFL-Dynastie.

    38:35 gegen die Eagles
    :Chiefs gewinnen Super-Bowl-Spektakel

    Große Klasse: Die Kansas City Chiefs haben gegen die Philadelphia Eagles den spektakulären 57. Super Bowl gewonnen. 38:35 hieß es am Ende.
    Football - NFL - Super Bowl, Kansas City Chiefs - Philadelphia Eagles: Kansas City Chiefs Quarterback Patrick Mahomes hält die Siegertrophäe
    Reid hat einst Superstar Mahomes für die Chiefs entdeckt, der beim 38:35-Spektakel über die Philadelphia Eagles den MVP-Fluch durchbrach: Als erster Quarterback seit 1999 vereinte der 27-jährige Superstar wieder die Titel wertvollster Spieler der Saison und Super-Bowl-Sieger.
    Reid sah vor Jahren das Potenzial von Travis Kelce und hielt durch Dick und Dünn zum dem einst undisziplinierten Talent. Der Tight End revanchierte sich im Finale mit einem Touchdown.

    Hill geht - fünf Talente kommen

    Mastermind Reid findet immer Lösungen. Als Star-Wide-Receiver Tyreek Hill vor der Saison zu teuer für die Chiefs wurde, gab er ihn nach Miami ab - für fünf Picks im Draft, der Talentauswahl. Daraus baute der er eine neue, schlagkräftige Offensive.
    Reid verteilte die Arbeit auf viele Schultern und förderte den Nachwuchs. Im Finale in Arizona strahlten zwei der Rookies, denen Reid das Vertrauen schenkte: Isiah Pacheco und Skyy Moore.

    Kadarius Toney mit Punt Return über 65 Yards

    Sie verschafften den Chiefs gegen starke Eagles Luft, als sie diese am nötigsten brauchten. Dazu glänzte Kadarius Toney mit einem Punt Return über 65 Yards, dem längsten der Geschichte des Super Bowls. Die Chiefs hatten ihn erst Mitte der Saison von den Giants geholt.

    Super Bowl-Halbzeitshow
    :Schwangere Rihanna schwebt in ihr Comeback

    Nichts verlernt: Fünf Jahre hatte Rihanna sich zurückgezogen, nun ließ sie das Stadion beim Super Bowl mit Hits wie "Umbrella" explodieren. Ein Stargast erschien aber nicht.
    Rihanna in rot gekleidet singt beim Superbowl auf der Bühne, umgeben von Tänzern in weiß gekleidet
    Reids Bilanz: Er hat die Chiefs in den vergangenen fünf Jahren stets ins Halbfinale geführt, in vier Jahren drei Mal ins Finale. Damit reiht er sich den Trainer-Olymp ein.

    Reid einer von 14 Doppelsiegern

    Er gehört nun zum feinen Klub jener 14 Coaches, die in der langen NFL-Geschichte zwei Titel geholt haben. Dass vier Legenden der Liga noch öfter die Vince-Lombardi-Trophäe gewannen, dürfte Ansporn für Reid sein, die Rente weiter aufzuschieben:

    Ich genieße immer noch das, was ich gerade tue.

    Andy Reid

    Für den Sieg bei der 57. Ausgabe des Football-Finales mussten Reid und seine Jungs alles geben. Eagles Spielmacher Jalen Hurts erwischte einen Sahnetag und erzielte 20 Punkte seines Teams selbst. Der 24-Jährige rannte zudem für starke 70 Yards und glänzte als Passgeber mit spektakulären Anspielen. Er warf für 304 Yards Raumgewinn und einen weiteren Touchdown.

    Chiefs drehen Spiel in zweiter Halbzeit

    Aber nach der Halbzeit ging Reids Plan auf, seine Spieler befreiten sich von allen Fesseln. "Seid einfach ihr selbst", hatte der Trainer ihnen gegen seinen Ex-Klub mit auf den Weg gegeben, nun setzten sie es um.
    Die Chiefs-Defensive bekam die aggressiven Eagles besser in den Griff. Und offensiv funkte es endlich auch bei Kansas City. Improvisationskünstler Mahomes drehte auf und zeigte trotz Problemen mit dem Knöchel jene magischen Momente, die Fans von ihm gewohnt sind. Zum Schluss standen drei Touchdown-Pässe für ihn zu Buche.

    Reid seit 24 Jahren Headcoach

    Im letzten Viertel gingen die Chiefs erstmals in Führung und kochten "Philly" dann einfach ab, was Routinier und Taktikfuchs Reid, inzwischen seit 24 Jahren als Headcoach in der Liga tätig, wohl besonders stolz gemacht haben dürfte.

    • 2023 Kansas City Chiefs (38:35 gegen die Philadelphia Eagles)
    • 2022 Los Angeles Rams (23:20 gegen die Cincinnati Bengals)
    • 2021 Tampa Bay Buccaneers (31:9 gegen die Kansas City Chiefs)
    • 2020 Kansas City Chiefs (31:20 gegen die San Francisco 49ers)
    • 2019 New England Patriots (13:3 gegen die Los Angeles Rams)
    • 2018 Philadelphia Eagles (41:33 gegen die New England Patriots)
    • 2017 New England Patriots (34:28 n.V. gegen die Atlanta Falcons)
    • 2016 Denver Broncos (24:10 gegen die Carolina Panthers)
    • 2015 New England Patriots (28:24 gegen die Seattle Seahawks)
    • 2014 Seattle Seahawks (43:8 gegen die Denver Broncos)
    • 2013 Baltimore Ravens (34:31 gegen die San Francisco 49ers)
    • 2012 New York Giants (21:17 gegen die New England Patriots)
    • 2011 Green Bay Packers (31:25 gegen die Pittsburgh Steelers)
    • 2010 New Orleans Saints (31:17 gegen die Indianapolis Colts)
    • 2009 Pittsburgh Steelers (27:23 gegen die Arizona Cardinals)
    • 2008 New York Giants (17:14 gegen die New England Patriots)
    • 2007 Indianapolis Colts (29:17 gegen die Chicago Bears)
    • 2006 Pittsburgh Steelers (21:10 gegen die Seattle Seahawks)
    • 2005 New England Patriots (24:21 gegen die Philadelphia Eagles)
    • 2004 New England Patriots (32:29 gegen die Carolina Panthers)
    • 2003 Tampa Bay Buccaneers (48:21 gegen die Oakland Raiders
    • 2002 New England Patriots (20:17 gegen die St. Louis Rams)
    • 2001 Baltimore Ravens (34:7 gegen die New York Giants)
    • 2000 St. Louis Rams (23:16 gegen die Tennessee Titans)
    • 1999 Denver Broncos (34:19 gegen die Atlanta Falcons)
    • 1998 Denver Broncos (31:24 gegen die Green Bay Packers)
    • 1997 Green Bay Packers (35:21 gegen die New England Patriots)
    • 1996 Dallas Cowboys (27:17 gegen die Pittsburgh Steelers)
    • 1995 San Francisco 49ers (49:16 gegen die San Diego Chargers)
    • 1994 Dallas Cowboys (30:13 gegen die Buffalo Bills)
    • 1993 Dallas Cowboys (52:17 gegen die Buffalo Bills)
    • 1992 Washington Redskins (37:24 die gegen Buffalo Bills)
    • 1991 New York Giants (20:19 gegen die Buffalo Bills)
    • 1990 San Francisco 49ers (55:10 gegen die Denver Broncos)
    • 1989 San Francisco 49ers (20:16 gegen die Cincinnati Bengals)
    • 1988 Washington Redskins (42:10 gegen die Denver Broncos)
    • 1987 New York Giants (39:20 gegen die Denver Broncos)
    • 1986 Chicago Bears (46:10 gegen die New England Patriots)
    • 1985 San Francisco 49ers (38:16 gegen die Miami Dolphins)
    • 1984 Los Angeles Raiders (38:9 gegen die Washington Redskins)
    • 1983 Washington Redskins (2717 gegen die Miami Dolphins)
    • 1982 San Francisco 49ers (26:21 gegen die Cincinnati Bengals)
    • 1981 Oakland Raiders (27:10 gegen die Philadelphia Eagles)
    • 1980 Pittsburgh Steelers (31:19 gegen die Los Angeles Rams)
    • 1979 Pittsburgh Steelers (35:31 gegen die Dallas Cowboys)
    • 1978 Dallas Cowboys (27:10 gegen die Denver Broncos)
    • 1977 Oakland Raiders (32:14 gegen die Minnesota Vikings)
    • 1976 Pittsburgh Steelers (21:17 gegen die Dallas Cowboys)
    • 1975 Pittsburgh Steelers (16:6 gegen die Minnesota Vikings)
    • 1974 Miami Dolphins (24:7 gegen die Minnesota Vikings)
    • 1973 Miami Dolphins (14:7 gegen die Washington Redskins)
    • 1972 Dallas Cowboys (24:3 gegen die Miami Dolphins)
    • 1971 Baltimore Colts (16.13 gegen die Dallas Cowboys)
    • 1970 Kansas City Chiefs (23:7 gegen die Minnesota Vikings)
    • 1969 New York Jets (16:7 gegen die Baltimore Colts)
    • 1968 Green Bay Packers (33:14 gegen die Oakland Raiders)
    • 1967 Green Bay Packers (35:10 gegen die Kansas City Chiefs)

    (In den offiziellen NFL-Statistiken wird der Super Bowl der im jeweils vorangegangenen Kalenderjahr begonnenen Saison zugerechnet. Gemäß dieser Angaben wären die Chiefs Super-Bowl-Sieger 2022.)

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