Andy Reid führt Kansas City zum zweiten Sieg im Super Bowl in nur vier Jahren. Der Cheftrainer der Chiefs hat damit eine neue NFL-Dynastie auf den Weg gebracht.
Im Moment des großen Erfolges blieb der Chef cool wie immer. "Ich könnte dich küssen, aber ich lasse es lieber", foppte Andy Reid einen Reporter. Weil er nicht über sich selbst reden wollte, lobte der Headcoach lieber sein Team.
Den Kicker Harrison Butker, der acht Sekunden vor Schluss der dramatischen Partie in Glendale/Arizona die entscheidenden Punkte erzielt hatte; den Trainerstab, der einen Riesenjob gemacht habe. Und natürlich Quarterback Patrick Mahomes: "Er ist so ein bescheidener Kerl, dabei reißt er sich immer fürs Team den Hintern auf."
"Big Red" - Chef einer NFL-Dynastie
Aber im Herzen des Erfolges der Kansas City Chiefs steht natürlich "Big Red" selbst: der 64 Jahre alte Architekt des Teams, der ligaweit lange als superfähig, aber viel zu nett galt - ohne die nötige Profi-Football-Härte, ohne das vermeintliche Sieger-Gen.
Nach seinem zweiten Sieg im Super Bowl in nur vier Jahren ist damit endgültig Schluss. Er ist nun der Chef einer NFL-Dynastie.
- Chiefs gewinnen Super-Bowl-Spektakel
Große Klasse: Die Kansas City Chiefs haben gegen die Philadelphia Eagles den spektakulären 57. Super Bowl gewonnen. 38:35 hieß es am Ende.
Reid hat einst Superstar Mahomes für die Chiefs entdeckt, der beim 38:35-Spektakel über die Philadelphia Eagles den MVP-Fluch durchbrach: Als erster Quarterback seit 1999 vereinte der 27-jährige Superstar wieder die Titel wertvollster Spieler der Saison und Super-Bowl-Sieger.
Reid sah vor Jahren das Potenzial von Travis Kelce und hielt durch Dick und Dünn zum dem einst undisziplinierten Talent. Der Tight End revanchierte sich im Finale mit einem Touchdown.
Hill geht - fünf Talente kommen
Mastermind Reid findet immer Lösungen. Als Star-Wide-Receiver Tyreek Hill vor der Saison zu teuer für die Chiefs wurde, gab er ihn nach Miami ab - für fünf Picks im Draft, der Talentauswahl. Daraus baute der er eine neue, schlagkräftige Offensive.
Reid verteilte die Arbeit auf viele Schultern und förderte den Nachwuchs. Im Finale in Arizona strahlten zwei der Rookies, denen Reid das Vertrauen schenkte: Isiah Pacheco und Skyy Moore.
Kadarius Toney mit Punt Return über 65 Yards
Sie verschafften den Chiefs gegen starke Eagles Luft, als sie diese am nötigsten brauchten. Dazu glänzte Kadarius Toney mit einem Punt Return über 65 Yards, dem längsten der Geschichte des Super Bowls. Die Chiefs hatten ihn erst Mitte der Saison von den Giants geholt.
- Schwangere Rihanna schwebt in ihr Comeback
Nichts verlernt: Fünf Jahre hatte Rihanna sich zurückgezogen, nun ließ sie das Stadion beim Super Bowl mit Hits wie "Umbrella" explodieren. Ein Stargast erschien aber nicht.
Reids Bilanz: Er hat die Chiefs in den vergangenen fünf Jahren stets ins Halbfinale geführt, in vier Jahren drei Mal ins Finale. Damit reiht er sich den Trainer-Olymp ein.
Reid einer von 14 Doppelsiegern
Er gehört nun zum feinen Klub jener 14 Coaches, die in der langen NFL-Geschichte zwei Titel geholt haben. Dass vier Legenden der Liga noch öfter die Vince-Lombardi-Trophäe gewannen, dürfte Ansporn für Reid sein, die Rente weiter aufzuschieben:
Für den Sieg bei der 57. Ausgabe des Football-Finales mussten Reid und seine Jungs alles geben. Eagles Spielmacher Jalen Hurts erwischte einen Sahnetag und erzielte 20 Punkte seines Teams selbst. Der 24-Jährige rannte zudem für starke 70 Yards und glänzte als Passgeber mit spektakulären Anspielen. Er warf für 304 Yards Raumgewinn und einen weiteren Touchdown.
Chiefs drehen Spiel in zweiter Halbzeit
Aber nach der Halbzeit ging Reids Plan auf, seine Spieler befreiten sich von allen Fesseln. "Seid einfach ihr selbst", hatte der Trainer ihnen gegen seinen Ex-Klub mit auf den Weg gegeben, nun setzten sie es um.
Die Chiefs-Defensive bekam die aggressiven Eagles besser in den Griff. Und offensiv funkte es endlich auch bei Kansas City. Improvisationskünstler Mahomes drehte auf und zeigte trotz Problemen mit dem Knöchel jene magischen Momente, die Fans von ihm gewohnt sind. Zum Schluss standen drei Touchdown-Pässe für ihn zu Buche.
Reid seit 24 Jahren Headcoach
Im letzten Viertel gingen die Chiefs erstmals in Führung und kochten "Philly" dann einfach ab, was Routinier und Taktikfuchs Reid, inzwischen seit 24 Jahren als Headcoach in der Liga tätig, wohl besonders stolz gemacht haben dürfte.