Der BVB bei Atlético Madrid: Gewankt, aber nicht gefallen

    Der BVB bei Atletico Madrid:Gewankt, aber nicht gefallen

    von Felix Meininghaus
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    Das Dortmunder Gastspiel in der spanischen Hauptstadt drohte zum Desaster zu werden, doch der Revierklub rafft sich nach einer schlimmen halben Stunde auf und zeigt sich wehrhaft.

    Atletico Madrds Samuel Lino schießt das zweite Tor gegen Borussia Dortmund.
    Lange sah es nicht gut aus für Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel bei Atletico Madrid. Dank eines späten Haller-Treffers nimmt der BVB aber eine knappe 1:2-Niederlage mit.10.04.2024 | 2:58 min
    Edin Terzic wusste ziemlich genau, was ihn und seine Mannschaft bei der Dienstreise im Champions-League-Viertelfinale beim elfmaligen spanischen Meister Atlético Madrid erwarten würde: "Die haben eine neue Form, eine neue Kunst des Verteidigens implementiert", sagte Dortmunds Trainer.

    Der BVB liefert eine schlimme erste halbe Stunde

    Diese Aussage sei keinesfalls despektierlich zu interpretieren, betonte der 41-Jährige, "ich meine das durchaus wertschätzend". Man musste also kein Fußballgenie sein, um wie BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl ein "körperbetontes Spiel mit vielen Zweikämpfen" zu erwarten.
    So kam es dann auch, am Ende mussten die Dortmunder im Hexenkessel des Estadio Metropolitano vor 70.460 Zuschauern in eine 1:2 (0:2)-Niederlage einwilligen, die glimpflich ausfiel, weil sich die Deutschen nach einer schlimmen ersten halben Stunde, in der sie aufgrund krasser individueller Fehler entscheidend ins Hintertreffen zu geraten drohten, zu einer signifikanten Leistungssteigerung aufrafften.

    Eklatante Schnitzer vor den beiden Gegentreffern

    Dass die Chancen, das Halbfinale zu erreichen, lebendig sind, war zunächst nicht abzusehen. Zu eklatant waren die Schnitzer von Gregor Kobel und Ian Maatsen vor dem 0:1 (4. Minute) sowie Nico Schlotterbeck und Mats Hummels vor dem 0:2 (32. Minute).
    Das Team des argentinischen Trainers Diego Simeone schien den Gast aus dem Ruhrgebiet den frühzeitigen Knockout zu verpassen. "Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt", konstatierte Terzic:

    Normalerweise ist es vorbei, wenn du auf diesem Niveau so viele Fehler machst.

    Edin Terzic

    In der zweiten Hälfte zeigt Dortmund ein anderes Gesicht

    Doch die Hoffnung lebt, die Dinge im zweiten Aufeinandertreffen am kommenden Dienstag im heimischen Stadion noch zum Guten zu wenden, weil sich der BVB aufraffte, nach dem Seitenwechsel ein ganz anderes Gesicht zeigte und durch den eingewechselten Sébastien Haller zum völlig verdienten Anschlusstreffer zum 1:2 kam. "In der zweiten Hälfte haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt", betonte der eingewechselte Julian Brandt.
    "Noch ist alles offen", betont Kapitän Emre Can, "wir waren da und haben Moral bewiesen". Wie wehrhaft die Borussia sein kann, dokumentierte auch der im feinen Zwirn gewandete Kehl, der sich am Spielfeldrand dem explodierenden Simeone entgegenstellte und auch auf diesem Terrain bewies, dass die Dortmunder nicht gewillt sind, die Königsklasse kampflos zu räumen.

    Die Borussia will die nächste Stufe erklimmen

    Für Terzic wäre ein Erfolg im Rückspiel, verbunden mit dem Einzug in die Runde der besten vier Klubmannschaften Europas, ein Meilenstein und zudem ein wichtiger Schritt, um in der kontinentalen Hierarchie die nächste Stufe zu erklimmen.
    Bis dato gilt das börsenorientierte Fußballunternehmen als hochkarätige Ausbildungsstätte für Edeltalente, die im Ruhrgebiet darauf vorbereitet werden, vom europäischen Geldadel für sündhaft hohe Millionenbeträge verpflichtet zu werden.

    Die Chancen weiterzukommen, stehen nicht so schlecht

    Jüngste Beispiele sind der Engländer Jude Bellingham und der Norweger Erling Haaland, die nach ihren Dortmunder Lehrjahren zu Real Madrid und Manchester City weitergezogen sind. Vielleicht, so Terzic, sei sein Arbeitgeber ja irgendwann so attraktiv, "dass solche Spieler nicht mehr woanders hingehen müssen, um ihr Glück zu finden".
    Um die Chancen signifikant zu verbessern, die Juwelen der Zukunft ein bisschen länger im Revier zu halten, wäre der Einzug ins Halbfinale der Champions League durchaus hilfreich. 30 schlimme und 60 ansehnliche Minuten in Madrid geben Anlass zur Hoffnung, dass dies gelingen kann. "Die Chancen, dass wir weiterkommen", so Can, "stehen nicht so schlecht".
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