Fußball: Horst Hrubesch will mit mit DFB-Frauen zu Olympia

    Interims-Bundestrainer :Horst Hrubesch will mit DFB-Frauen zu Olympia

    von Frank Hellmann
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    Horst Hrubesch hat klare Vorstellungen, wie die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wieder in die Erfolgsspur findet. Den Interimstrainer treibt die Sehnsucht nach Olympia an.

    Vorstellung Horst Hrubesch als Interimsbundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft
    Horst Hrubesch übernimmt bei den DFB-Frauen interimsmäßig erneut die Verantwortung. Das Ziel: Spiele gewinnen, Olympia-Ticket lösen.20.10.2023 | 0:44 min
    Noch immer spricht Horst Hrubesch von seinen "Mädels". Die von ihm anerkennend gemeinte Bezeichnung der deutschen Fußballerinnen möchte er auch nicht mehr ändern, wo doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) selbst eine Kampagne "Nicht ohne meine Mädels" aufgelegt hat. Und offenbar geht es beim Frauen-Nationalteam nicht ohne den Menschenfänger: Der inzwischen 72-Jährige springt ein zweites Mal als Interimstrainer ein, der diesmal sogar ohne konkretes Ablaufdatum aushilft.
    Nach den nicht erst bei der WM in Australien aufgetretenen Irritationen unter der weiterhin erkrankten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist elementar, dass die DFB-Frauen ihren gewichtigen Haltepunkt wiederbekommen. Präsident Bernd Neuendorf liegt richtig, wenn er Hrubesch eine "extrem hohe Akzeptanz bei den Spielerinnen" bescheinigt, die Triebfeder dieser Übergangslösung sind.
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    Martina Voss-Tecklenburg bei der Fußball-WM 2023.
    Quelle: dpa

    Alexandra Popp, Svenja Huth, Lina Magull oder Lea Schüller haben den Kontakt zur HSV-Ikone nie abreißen lassen. Einige haben ihm sogar noch Weihnachtskarten geschrieben, plauderte Hrubesch aus, der von seinem Verein weiterbezahlt wird, weil er parallel als Nachwuchsdirektor weiterarbeitet. Die Aufgabe sei für ihn eine "Herzensangelegenheit". Und weil jetzt "Olympia hintendrauf steht", sei die Verlockung für einen groß, der die deutschen Männer 2016 in Rio de Janeiro fast zu Gold geführt hätte, wenn nicht Nils Petersen damals den letzten Strafstoß gegen Brasilien verschossen hätte.

    Nur noch zwei freie Startplätze für Olympia

    Die vier noch ausstehenden Nations-League-Spiele gegen Wales (27. Oktober), auf Island (31. Oktober), gegen Dänemark (1. Dezember) und in Wales (5. Dezember) müssen vermutlich allesamt gewonnen werden, um sich als Gruppensieger für die Finalrunde zu qualifizieren. Zwei europäische Startplätze sind für die Sommerspiele 2024 noch zu vergeben, was laut Hrubesch "der Anspruch, das Ziel" sein müsse.

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    Ihn musste daher niemand groß überreden: "Ich habe den Frauenfußball damals lieben gelernt. Es war sensationell gut auf für mein Leben, was ich mitnehmen konnte." Er habe das bekommen, was er als junger Spieler erfahren habe: "Ich habe immer 100 Prozent gekriegt.“ Noch heute schwärmt das einstige Kopfball-Ungeheuer also auch von jenen zehn erfolgreichen Monaten, ehe er um Jahresende 2018 eine intakte Gemeinschaft an Voss-Tecklenburg übergab.

    Thomas Nöhrenberg hilft wieder mit

    Die WM-Blamage in Australien hat auch ihn als Beobachter verstört: "Mir fehlte diese Freude, diese Charaktereigenschaft, nie aufzugeben." Irritierend, warum die Spielerinnen "den letzten Schritt nicht gehen“. Weil vielleicht im Zusammenspiel mit der Trainerbank einiges nicht passte? Weil keine Gemeinschaft an einem Strang zog? Hrubesch will nun gemeinsam mit seinem ja gut bekannten, weil bis zur EM in England als Assistenten arbeitenden Vertrauten Thomas Nöhrenberg "die Köpfe freikriegen".
    Er wolle Offenheit und Ehrlichkeit reinbringen, was nach den atmosphärischen Störungen in Down Under ein guter Ansatz ist. Fußballerische Defizite sprach der Fachmann ebenfalls unverblümt an. "Wir müssen wir ein höheres Tempo spielen, den Aufbau mit weniger Kontakten." An den Qualitäten zweifelt der gewichtige Hoffnungsträger mitnichten: "Ich weiß, was sie können, und gehe davon aus, dass sie liefern." Da fordert einer auch wieder mehr Mut ein.

    Bundeskanzler Olaf Scholz beim Training

    Nominiert hat Hrubesch – abgesehen von der nach ihrer Gehirnerschütterung noch geschonten Torhüterin Merle Frohms – erst einmal die altbekannten Namen. In dem auf 20 Feldspielerinnen und drei Torhüterinnen reduzierten Aufgebot bilden acht Akteure des VfL Wolfsburg weiterhin das Gerüst, obwohl einige seit Monaten schwächeln. Das ist gewiss diskutabel, gerade weil nur eine Spielerin vom formstarken Liga-Zweiten TSG Hoffenheim dabei ist.

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    Doch der Interimscoach will nicht "auf einen Schlag alles umschmeißen". Das von ihm beobachtete Ausscheiden der Wolfsburgerinnen aus der Champions League könne "eine Reaktion" hervorbringen. Die Verjüngung des DFB-Kaders muss warten. Schon Montag versammeln sich alle für die nächste Länderspielmaßnahme in Frankfurt.
    Am Dienstag schaut dann Bundeskanzler Olaf Scholz erneut auf dem DFB-Campus vorbei, der in einer politischen hochbrisanten Lage sogar Zeit findet, beim Training zuzuschauen. Die "Mädels", wie Hrubesch sagen würde, werden sich drauf freuen.

    Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig kündigte in der "schwierigen Situation" mit der erkrankten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg an, demnächst auf die Bundestrainerin zuzugehen, "um die Köpfe zusammenzustecken". Die Situation werde erst dann geregelt, verriet der für den sportlichen Bereich zuständige Rettig, wenn ein Direktor oder eine Direktorin im Fußball der Frauen gefunden sei.

    Er sei im Fußball der Frauen zwar "nicht mit der Tiefe und der Kompetenz" ausgestattet, aber weniger als fünf Personen würden auf der Shortlist stehen, teils seien die Gespräche bereits geführt. Die in den Bundesliga-Topvereinen an den Schalthebeln arbeitenden Ralf Kellermann (VfL Wolfsburg) und Bianca Rech (FC Bayern) sowie Torhüterin Almuth Schult nannte Rettig "hochkarätige, qualifizierte Namen". 

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