Sepp Maier wird 80: "Haben das 'Mia san mia' gelebt"
80. Geburtstag einer Legende:Sepp Maier: "Haben das 'Mia san mia' gelebt"
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Sepp Maier hat sich Feiern abgewöhnt und verbringt seinen 80. Geburtstag im Urlaubsparadies. Meinungsstark ist die deutsche Torwart-Legende aber auch als Fußball-Ruheständler.
Sepp Maier, Torhüter-Legende, wird 80 Jahre
Quelle: dpa
Sonne, Strand, Meer - und Golf. Den 80. Geburtstag verbringt Sepp Maier ganz entspannt tausende Kilometer entfernt von den Turbulenzen bei seinem Herzensklub FC Bayern München. Seinen Ehrentag genießt die deutsche Torwart-Legende gemeinsam mit Ehefrau Monika auf Mauritius, dem Inselstaat im Indischen Ozean.
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Am Geburtstag habe er Telefondienst, scherzt Maier beim Vorab-Treffen in seinem Haus in Hohenlinden außerhalb von München in Erwartung zahlreicher Anrufe. Das Feiern von Geburtstagen, auch runden, hat sich der einstige Fußball-Spaßvogel und Weltmeister-Torwart von 1974 längst abgewöhnt. "Wir feiern auch kein Weihnachten oder Ostern, wir brauchen keine Geschenke", klärt er auf.
Maier will endlich was von der Welt sehen
Als Fußball-Profi habe er die ganze Welt bereist.
Jetzt ist das anders. Die Maiers sind gerne unterwegs. In den Mauritius-Trip eingebunden ist die "Sepp-Maier-Golftrophy", ein alljährlich organisierter Golf-Trip mit ihm als Zugpferd. Sein Handicap beträgt 4,9. "Natürlich bin ich noch ein Guter", sagt er lachend.
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Als Fußball-Profi zog es ihn trotz Angeboten von Manchester United, Atletico Madrid, den Boca Juniors (Argentinien) oder zum Karriereende Cosmos New York nicht in die weite Welt. "Ein Bayer hat seine Heimat, der ist nicht umzupflanzen." Außerdem waren es andere Zeiten. "Heute gehen die Spieler dahin, wo es am meisten Geld gibt." Maier will es ihnen aber nicht verdenken: "Sie wären ja blöd, wenn sie es nicht nehmen täten." Auch ihm hat der Fußball neben Berühmtheit Wohlstand beschert, wenn auch in einer anderen Dimension.
Maier hat "Mia san mia" noch gelebt
Meinungsstark ist Maier aber auch als Fußball-Ruheständler. "Wir haben das 'Mia san mia' gelebt", sagt er zur berühmten Bayern-Spielergeneration um Franz Beckenbauer, "Katsche" Schwarzenbeck, Gerd Müller, "Bulle" Roth und ihn. Heute könnten die Spieler das "Mia san mia" nicht mal bayerisch aussprechen. "Und sie wissen gar nicht, was dahintersteckt", sagt Maier zum Leitmotiv des Klubs. Die spezielle Bayern-DNA ist oft nur noch ein Markenslogan.
Mit Max Eberl hofft der FC Bayern, das Erbe von Hoeneß und Rummenigge geregelt zu haben. Der neue Macher will zunächst einen Trainer finden, ehe er den Kader baut.
von Maik Rosner
mit Video
In die Münchner Arena geht Maier nur noch selten. "Sicherlich verfolge ich den FC Bayern noch, wenn ich 50 Jahre bei dem Verein war als Spieler und als Torwarttrainer", sagt er. Und er will natürlich, dass seine Bayern gut spielen und gewinnen. "Aber ich bin nicht einen Tag grantig, weil der FC Bayern verloren hat." Darum wird für ihn keine Welt zusammenbrechen, wenn in dieser Saison ausnahmsweise mal ein anderer Verein, nämlich Bayer Leverkusen, deutscher Meister werden sollte.
Traurig: Tod von Beckenbauer und Brehme
Kopfschüttelnd verfolgt er, dass die heutigen Bayern-Stars wie Manuel Neuer und Thomas Müller auch nach krachenden Niederlagen in die Kurve gehen (müssen), weil das von den Fans so erwartet werde. So etwas kann er einfach nicht verstehen.
Das Jahr begann für ihn mit traurigen Nachrichten. Erst starb Franz Beckenbauer, dann am Tag vor seinem Mauritius-Trip Andreas Brehme, der WM-Finalheld von 1990. Maier war damals im Trainerteam von DFB-Teamchef Beckenbauer für die Torhüter zuständig. "63 Jahre sind ja kein Alter", sagt Maier leise zum viel zu früh verstorbenen Brehme.
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Maier und Beckenbauer: Zwei Freunde im Erfolg vereint
Auch der Tod von Beckenbauer, der weniger überraschend daherkam, hat ihn bestürzt. "Ich kannte Franz 65 Jahre. Franz war 14, ich war 15, da sind wir uns in der Jugend begegnet", erzählt Maier. Es war der Anfang einer gemeinsamen fußballerischen Erfolgsgeschichte und einer Freundschaft. "Wir haben mit dem FC Bayern die ganzen Erfolge mitgemacht, von der Pike auf", erinnert Maier an den Aufstieg in die Bundesliga, die zahlreichen nationalen und internationalen Titel sowie die glorreichen Zeiten als Nationalspieler.
Maier, Beckenbauer, Gerd MülIer - das war die berühmte Bayern-Achse, die auch Deutschland glücklich machte. Im Sommer jährt sich zum 50. Mal der Titelgewinn bei der Heim-WM 1974 mit dem 2:1 im Finale gegen die Niederlande im Münchner Olympiastadion. Es war "der schönste Moment" in Maiers Karriere, die er nach einem schweren Verkehrsunfall 1979 im Alter von 35 Jahren beenden musste. Beckenbauer wurde Weltmeister als Spieler (1974) und Teamchef (1990). Maier wurde Weltmeister als Torwart (1974) und Torwarttrainer (1990). Die Freunde im Erfolg vereint.
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Maier: Krise im DFB-Team hausgemacht
Klappt's 50 Jahre nach dem WM-Heimsieg 1974 mit dem EM-Titel im eigenen Land? "Oh, das wird sehr schwer", sagt Maier mit Blick auf die kriselnde Nationalmannschaft. Es fehle ein eingespieltes Team mit einer klaren Hierarchie. "Es kann nicht sein, dass man in einem Jahr über 40 Spieler ausprobiert. Da kann keine Mannschaft zusammenwachsen", so Maier.
1996, beim letzten deutschen EM-Triumph in England, da war er noch als Torwartcoach dabei. Und wenn er diese Funktion noch innehätte, wäre auch klar, wer beim EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni in München gegen Schottland im DFB-Tor stünde. "Nur der Neuer. Er war lange verletzt nach seinem Ski-Unfall. Aber jetzt ist er wieder fit." Und für Maier "immer noch der Beste".
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