Lewandowski gegen Messi: Duell der Superstars

    Messi trifft Lewandowski:Duell der Torjäger um das Rampenlicht

    von Frank Hellmann, Doha
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    Vor dem Duell zwischen Polen und Argentinien richten sich alle Blicke auf Lewandowski und Messi. Für einen der Superstars könnten bei diesem Spiel alle WM-Träume platzen.

    Beim Vorrunden-Spiel Polen gegen Argentinien (Mittwoch, 20 Uhr, live im ZDF) ist sicher weiter, wer siegt. Den Polen reicht aber auch ein Unentschieden.
    Es gibt kaum einen besseren Schmelztiegel für die Fußballfans aus aller Welt als die engen Gassen am "Souq Waqif" in Doha. Schon am Vormittag bilden sich vor den meisten Restaurants lange Schlangen. Und vor den nachgebauten Kulissen entstehen schnell größere Ansammlungen, wenn es etwas Besonderes zu bestaunen gibt.

    Zwischen Erinnerungsfoto und Zerstörungswut

    So wie am Dienstag die Pappfigur von Lionel Messi, die der Reporter Theo Douet des französischen TV-Kanals Canal+ aus seiner Hotelunterkunft entliehen hatte.
    Katar, Doha: Pappfigur von Lionel Messi.
    Pappfigur von Lionel Messi in den Straßen von Doha
    Quelle: Mike Egerton/PA Wire/dpa

    Die einen konnten sich nicht oft genug neben das Ebenbild für ein Erinnerungsfoto stellen, die anderen - vornehmlich Südamerikaner, die nicht aus Argentinien stammen - hätten es am liebsten von den Kamelen zertrampeln lassen, die in der Nähe die Touristen herumtragen. Mit einigen Schmähgesängen war es dann aber auch getan.

    Messis Omnipräsenz wirkt erdrückend

    Eines ist gewiss: Um Messi kommt bei diesem multikulturellen Event im Wüstenemirat niemand herum. Bei den überall laufenden TV-Übertragungen des katarischen Senders beIN wirkt es fast so, als spiele Messi jedes Mal mit: In gefühlt drei von vier Spots vor und nach den Spielen und in der Pause ist er die Figur, die für fast alles wirbt. Wie es sich für einen Katar-Botschafter gehört, der bei Paris St. Germain ja von Tamim Bin Hamad Al Thani, dem allmächtigen Emir, über dessen Staatsfonds fürstlich bezahlt wird.
    Messis Omnipräsenz wirkt nahezu erdrückend, und nichts würden die Herrscher des Gastgeberlandes wohl so sehr bedauern wie den vorzeitigen Abschied des siebenfachen Weltfußballers, der nun mit Argentinien gegen Polen ein Gruppenfinale bestreitet.

    Druck auf Messi bei fünfter Fußball-WM gewaltig

    Der Druck auf den 35-Jährigen in seinem 22. WM-Einsatz ist gewaltig. Bei seiner fünften Teilnahme schließt er endlich zu Diego Maradona auf, dessen Konterfei in den Metrostationen hängt.
    In der Ahnengalerie der Weltmeister aber taucht Messi noch nicht auf. Nun steht ihm auf dem Weg zur Krönung im Stadium 974 auch noch Robert Lewandowski im Wege, der zwar in Europa auch längst als Weltstar identifiziert ist, aber Messis globale Strahlkraft nicht besitzt.

    Lewandowski musste lange auf erstes WM-Tor warten

    Der 34-jährige Lewandowski spielt erst seine zweite WM und musste nach einem verschossenen Elfmeter gegen Mexiko (0:0) bis zum Spiel gegen Saudi-Arabien (2:0) warten, um tränenreich sein erstes Erfolgserlebnis auf dieser Bühne zu zelebrieren: seinen 77. Länderspieltreffer im 136. Einsatz.
    Die polnische Tormaschine hat im Sommer einen zentralen Platz beim FC Barcelona bekommen, wo Messi bekanntlich die beste Zeit seiner Karriere verbrachte, ehe auch er bitterlich weinte - bei seiner "Flucht" nach Frankreich.
    In jenem Sommer 2021 gewann Messi im Trikot der Albiceleste die Copa America. Ein Hauptgrund, dass ihn die Journalisten noch einmal zum Gewinner des Ballon d’Or kürten. Vor Lewandowski, von dem Messi damals sagte, er habe es genauso verdient.

    Unterschiedliche Ehrungen, unterschiedliche Sieger

    Es folgte im Januar die Wahl zum Weltfußballer, bei dem - angesichts seiner Torquote beim FC Bayern nachvollziehbar - zum zweiten Mal Lewandowski vorne lag. Weil die argentinische Ikone dem Konkurrenten die Stimme verweigerte, fragte die polnische Presse sofort bei ihrem Idol nach. "Die Frage muss an ihn gehen. Ich habe nichts falsch gemacht, dass er sauer auf mich sein kann", antwortete Lewandowski.  

    Gruppe A: Niederlande, Senegal
    Gruppe B: England, USA
    Gruppe C: Argentinien, Polen
    Gruppe D: Frankreich, Australien
    Gruppe E: Japan, Spanien
    Gruppe F: Marokko, Kroatien
    Gruppe G: Brasilien
    Gruppe H: Portugal
    (Stand: 01.12.22)

    WM-Spielplan >

    Zwischen mir und Messi ist alles gut. Ich habe nichts gegen ihn, das hatte ich nie.

    Robert Lewandowski

    Sowohl Messi als auch Lewandowski ist Kapitän

    Beide Kapitäne werden sich bei der Seitenwahl Auge in Auge gegenüberstehen und die Hand reichen. Danach scheint der körperliche Kontakt nahezu ausgeschlossen, weil ihre Hoheitsgebiete sich nicht kreuzen.
    Dass jeder noch jederzeit den Unterschied machen kann, versteht sich von selbst. Beide könnten auch gemeinsam ins Achtelfinale kommen, was vom Ausgang der Parallelpaarung zwischen Saudi-Arabien und Mexiko abhängt.

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