Ist Fußball-Superstar Lionel Messi geldgierig?

    Einer, der für Geld alles macht?:Messi und sein Preis der Instrumentalisierung

    von Florian Haupt
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    Lionel Messi verdient als Fußballer Millionen, wirbt obendrein für Saudi-Arabien. Biographisch erklärbar? Grenzenlose Gier? Ist es lukrativ, lässt sich auch er gerne vereinnahmen.

    Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, legt Argentiniens Lionel Messi vor Übergabe des WM-Pokals vor Fifa-Präsident Gianni Infantino ein Bischt, ein traditionelles arabische Kleidungsstück an.
    Gute Miene zum bösen Spiel? Lionel Messi nach dem WM-Finale.
    Quelle: Dpa

    Irgendwann reichte es Lionel Messi. Als bei der Siegesfeier auf dem Rasen des Finalstadions auch noch der auf obskure Weise anwesende Starkoch Salt Bae an ihm zerrte, da riss sich der frischgebackene Weltmeister einfach los.

    Messi: Vereinnahmt durch die Politik?

    Die Vereinnahmung des Sports durch Politik, Promis und Kommerz hat am Sonntag in Katar zweifelsohne eine neue Dimension erreicht. Da war der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, der sich dauernd ins Bild drängte. Und da war der vieldiskutierte Bischt, den Messi zur Entgegennahme des Weltpokals vom Emir verpasst bekam. Auch dabei guckte Argentiniens Kapitän so mittel glücklich.
    Wahr ist allerdings genauso, dass sich Fußballstars bisweilen widerstandslos vereinnahmen lassen: Wenn es Geld dafür gibt.

    Botschafter für ein problematisches Regime

    Messi gibt auch hier ein Beispiel. Weniger, weil er für das im Besitz der katarischen Staatsholding befindliche Paris St. Germain spielt. Eher, weil er nebenher als Tourismusbotschafter für Saudi-Arabien auftritt - ein menschenrechtlich noch schlechter beleumundetes Regime.
    Hat er das nötig? Laut "Forbes" verdiente Messi an Gehalt und Werbeeinnahmen zuletzt 120 Millionen Dollar im Jahr. Allein für sein Salär zahlte sein Ex-Klub FC Barcelona in den vier Jahren zwischen 2017 und 2021 insgesamt 516.828.726 Euro brutto - die Zahlen gelangten durch ein Leak an die Presse. Der Monstervertrag gehört mit zu den Gründen, warum die Katalanen nun in schweren Finanznöten stecken.

    Instagram-Weltrekord an Popularität

    Andererseits betonten viele Experten, dass Messi diese Ausgaben auch hereinspielte. Wie jetzt sein Instagram-Post mit dem WM-Pokal zeigte, bricht er Weltrekorde an Popularität. In Barcelona gab es dank ihm höhere Sponsorenverträge, Testspieldeals und Zuschauereinnahmen. Bis die Corona-Pandemie das Kartenhaus zum Einsturz brachte.
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    Auf eine große Geste des Spitzenverdieners warteten die Fans danach vergebens. Zwar stundete er dem Verein einen Teil seines Gehalts. Der klammheimliche Wunsch von Präsident Laporta ("Ich hoffte, er würde in letzter Minute sagen, dass er gratis spielt.") erfüllte sich jedoch nicht. Lieber verließ Messi im Sommer 2021 unter Tränen seinen Lebensklub.

    "Um die Kohle kümmert sich Papa"

    Lionel Messi wird von seinem Vater Jorge gemanagt. "Um die Kohle kümmert sich Papa", sagte er während seines Prozesses wegen Steuerhinterziehung von 4,16 Millionen Euro aus den Einnahmen seiner Bildrechte zwischen 2007 und 2009. An dessen Ende wurde Messi zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten verurteilt. Denn wer immer auch alles arrangierte - unter der Steuererklärung stand seine Unterschrift.
    Geld spielte für die Messis früh in seiner Karriere eine Rolle, notgedrungen. Sie waren nicht bettelarm, aber nicht reich genug, um die teuren Spritzen zu bezahlen, die der hochbegabte Junge wegen des Fehlens eines Wachstumshormons benötigte. Auch kein argentinischer Verein sah sich dazu in der Lage.

    Niemand wollte die Behandlung zahlen

    Deshalb ging Messi schon mit 13 nach Barcelona. In einem Hotelzimmer harrten Sohn und Vater wochenlang aus, bis sich Barça bereiterklärte, den Jungen zu verpflichten und die Hormonbehandlung zu übernehmen.
    Mündeten die Geldsorgen von einst in grenzenlose Gier? Mit ihr stünden die Messis gewiss nicht allein. Weder im Fußball, wie in Katar etwa die anbiedernde PR des WM-Botschafters und Ex-Kicker-Popstars David Beckham zeigte. Noch in der Gesellschaft, der Superreiche aus anderen Bereichen weit mehr schaden, weil sie oft keinen einzigen Cent Steuern bezahlen - während die Fußballstars immerhin ihre Gehälter mit Spitzensteuersatz verrechnen.

    Ambivalente Anziehungskraft

    Wie ambivalent seine Anziehungskraft sein kann, hat der Fußball während der WM 2022 so stark gespürt wie vielleicht noch nie. Für seine Liaison mit Katar wurde er in Ländern wie Deutschland medial gekreuzigt, während Politik und Wirtschaft parallel ohne jeden Lärm ihre Geschäfte mit dem Emirat vorantrieben.
    Völlig unschuldig ist der Sport an dieser Doppelmoral allerdings nicht. An ihn werden auch deshalb härtere Ansprüche gestellt, weil er sich so gern als Träger von Tugenden und Emotionen verkauft - besonders, wenn es damit Geld zu verdienen gibt.
    Auch dafür steht der größte Spieler seiner Zeit: Lionel Messi.
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