Handball: Die Baustellen des DHB-Teams vor der Heim-EM

    Handball - Testspiel:Die Baustellen des DHB-Teams vor der Heim-EM

    von Erik Eggers
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    Zwei Monate vor der Heim-EM plagen Handball-Bundestrainer Alfred Gislason erhebliche Personalsorgen. In den Testspielen gegen Ägypten muss der Isländer experimentieren.

    Alfred Gislason
    Bundestrainer Alfred Gislason testet mit der Handball-Nationalmannschaft zweimal gegen Ägypten.
    Quelle: epa

    Nein, widersprach Alfred Gislason, von Frust wolle er nicht sprechen. Doch selbstverständlich haben die vielen verletzungsbedingten Absagen, die er vor den beiden Länderspielen gegen den starken Afrikameister Ägypten entgegennahm, alle Pläne des Handball-Bundestrainers durchkreuzt. "Die Situation ist so", sagte der 64-Jährige.
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    Zwei Testspiele gegen Ägypten

    Zwei Monate vor der Handball-EM im eigenen Land - am 10. Januar eröffnet Deutschland das Turnier vor 50.000 Fans in Düsseldorf - wollte der Isländer eigentlich nicht mehr experimentieren. Aber genau dazu ist er bei den Tests am Freitag in Neu-Ulm und am Sonntag beim "Tag des Handballs" in München (17:15 Uhr live im ZDF) gezwungen.
    DHB-Bundestrainer Alfred Gislason und Moderatorin Amelie Stievatter
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    Dann wird womöglich Andreas Wolff, der seit August an einer maladen Bandscheibe laboriert, ein Comeback im Tor feiern. Vor allem die Lage auf der Spielmacher-Position bereitet dem Bundestrainer Kopfzerbrechen. Hier spielte Regisseur Juri Knorr (Rhein Neckar-Löwen), der als bester Scorer der WM 2022 brilliert hatte, zuletzt in überraschend schwacher Form.

    DHB-Team plagen große Verletzungssorgen

    Hinter Knorr leidet die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zudem unter einer abenteuerlichen Verletzungsserie. Der Leipziger Luca Witzke fällt wegen einer schweren Muskelverletzung auf unbestimmte Zeit aus. Ob Fabian Wiede (Füchse Berlin), der als gelernter Halbrechter auch zentral eine Alternative wäre, nach seiner Sprunggelenksverletzung rechtzeitig zur EM fit wird, steht in den Sternen.
    Kurzfristig fehlt auch die Nummer vier auf dieser Position, Marian Michalczik, mit einer allerdings leichteren Verletzung am Sprunggelenk kurzfristig. Auf den Rechtshänder der TSV Hannover-Burgdorf hält Gislason auch deshalb große Stücke, weil er mit dem jungen und ebenfalls leicht verletzten Kreisläufer Justus Fischer im Klub hervorragend harmoniert - vor allem aber steht Michalczik auch im Innenblock seinen Mann.

    Lichtlein von Gislason nachnominiert

    Die Verteidigung ist das größte Manko des Jungprofis, der von der Verletzungsserie profitiert und von Gislason nachnominiert wurde: Nils Lichtlein. Den Junioren-Weltmeister von den Füchsen Berlin hatte sein Mentor Bob Hanning zuletzt vehement für die Nationalmannschaft gefordert. "Er hat die Begabung, eine Sekunde in der Zukunft zu spielen", rühmte ihn der Füchse-Geschäftsführer. Und in der Tat spielte Lichtlein zuletzt in der Bundesliga stark auf.
    Das hat auch Gislason selbstverständlich nicht übersehen. Das Problem des Bundestrainers aber liegen in den überschaubaren Defensivqualitäten des 21-Jährigen. "Abwehr ist nicht sein Ding im Verein", so formulierte es Gislason zu Beginn des Lehrgangs. Man könne aber beim Wechsel von Angriff auf Abwehr, der heutzutage blitzschnell vonstattengehen muss, nicht die gesamte Rückraumreihe wechseln. Lichtleins Einsatz verursache daher "ein bisschen Bastelei".

    Abwehr bereitet dem Bundstrainer Sorgen

    Wie sehr sich der Bundestrainer um die Abwehr sorgt, verdeutlichen zwei weitere Nominierungen. So kehrte der Göppinger Sebastian Heymann nach langer Pause wieder in den Kader zurück, obwohl er im Angriff noch nicht an alte Klasse heranreichte. "Er ist ein sehr guter Abwehrspieler", begründete Gislason diese Entscheidung.
    Und die Berufung des Linksaußen Tim Nothdurft (Bergischer HC), der wie Lichtlein debütiert, ist ebenfalls vor diesem Hintergrund zu erklären. Nothdurft kann auf der halblinken Abwehrposition verteidigen, was ihn von der Konkurrenz abhebt. Steht Nothdurft auf dem Feld, könnten sich Spielmacher Juri Knorr (und auch Lichtlein) auf der linken Abwehrposition gewissermaßen ausruhen.

    Gislason trotz der Ausfälle kämpferisch

    Trotz aller Basteleien insbesondere in der Abwehrformation aber gibt sich Gislason kämpferisch für die Tests und auch für die EURO. "Das ist immer noch eine sehr gute Mannschaft", sagt der Bundestrainer. "Wir sind der Meinung, dass wir konkurrenzfähig sind."

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