Weltcup-Abnfahrer Dreßen: Gehegt wie ein Formel-1-Auto

    Weltcup-Abfahrten am Matterhorn:Dreßen: Gehegt wie ein Formel-1-Auto

    von Elisabeth Schlammerl
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    Der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen startet nach vielen Verletzungen mit großen Zielen in die neue Saison. Die Geburt von Tochter Elena gab ihm "einen ziemlichen Motivationsschub".

    12.02.2023, Frankreich, Courchevel: Ski-Alpin-Weltmeisterschaft, Abfahrt: Thomas Dreßen im Ziel.
    Thomas Dreßen: Als Vater mit neuem Motivationsschub.
    Quelle: Michael Kappeler/dpa

    Dort am Matterhorn muss man mit fast allem rechnen. Vor allem in diesen Tagen. Nebel, Schneefall, Wind - die neue Weltcupstrecke mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien hat es in sich.
    Nicht nur wegen ein paar sehr fordernden Streckenabschnitten, sondern vor allem, weil die Wettervorhersage für die beiden Männer-Abfahrten am Samstag und Sonntag (beide 11.30 Uhr/ARD) nichts Gutes verheißt - und das Programm durcheinanderbringen könnte.

    Die erste Weltcup-Abfahrt der Männer in der alpinen Ski-Saison ist am Samstag in Zermatt-Cervinia abgesagt worden. Wind und starker Schneefall machten eine sichere Austragung des Rennens am Matterhorn unmöglich. Dies teilte der Weltverband FIS am frühen Samstagmorgen mit. Ob das zweite Rennen am Sonntag (11.30 Uhr) ausgetragen werden kann, bleibt offen.

    "Es hat die ganze Nacht durchgeschneit, und das OK war nicht in der Lage, die Piste vom Schnee zu befreien", sagte der deutsche Männer-Cheftrainer Christian Schwaiger: "Es war sicherlich eine richtige Entscheidung, aber es ist sehr frustrierend, weil wir natürlich sehr motiviert waren. Die Vorhersage für Sonntag ist auch nicht sehr vielversprechend. Es war eine schwierige Woche."

    Im vergangenen Jahr war die Premiere am Matterhorn wegen Schneemangels ausgefallen, diesmal herrschten auf der bis zu 3800 m hoch gelegenen Piste andere, aber nicht bessere Bedingungen. Schon das erste Männer-Rennen der Saison war beim Riesenslalom in Sölden Ende Oktober wegen Windes abgesagt worden.

    Thomas Dreßens alte Baustellen

    Thomas Dreßen kann so etwas aber nicht aus der Ruhe bringen. Der erfolgreichste deutsche Abfahrer hat sich in seiner Karriere zuletzt immer wieder auf neue Situationen einstellen müssen.
    Und da ging um weit mehr als nur um Rennverschiebungen. Sein Körper braucht nach vielen Verletzungen besonders Pflege.
    Er ist schon froh, wenn er wie vor dem Weltcup-Start sagen kann. "Es gibt keine neuen Baustellen". Die alten reichen ja auch: Mehrere Knieoperationen als Folge des schweren Sturzes in Beaver Creek vor fünf Jahren und eine lädierte Hüfte, die ihm immer wieder Probleme bereitet.

    Dreßen: Noch kein Oldtimer

    Deshalb, sagt Cheftrainer Christian Schwaiger, müsse man mit der Belastung "schlau" umgehen. Aber als Oldtimer mag sich der bald 30-jährige Dreßen trotzdem noch nicht fühlen, sondern eher "wie ein Formel-1-Auto". Um dieses müsse man sich auch viel kümmern und es ständig überholen, sagt er.
    Vor dieser Saison sind deshalb noch ein paar Macken behoben worden. Denn im vergangenen Winter - Dreßens Comeback-Saison nach zweijähriger Verletzungspause - hatten sich technische Defizite gezeigt. "Gewisse Leichtsinnsfehler", sagt er, führten zu einigen Ausfällen. Die sind dank verstärkten Riesenslalom-Trainings abgestellt worden.

    Jetzt ist alles im Lot.

    Thomas Dreßen

    Mit Elena zurück an die Spitze

    Die größte Veränderung in seinem Leben brachte aber seine Tochter Elena, die Ende Juni auf die Welt kam. Seitdem, sagt er, sei er im "Multitasking", um Familie und Ski-Karriere unter einen Hut bringen.
    Es falle ihm nicht immer leicht, gibt er zu. Auf der anderen Seite habe ihm Elena "einen ziemlichen Motivationsschub" gegeben, dorthin zu kommen, wo er schon einmal war: Ganz oben.

    Thomas Dreßen im Kreis der Streif-Sieger

    Dreßen gewann fünf Weltcup-Abfahrten, darunter einmal auf den Streif in Kitzbühel. "Es wäre schon cool, noch einmal erfolgreich zu sein mit der Kleinen dabei."

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    20.01.2023, Kitzbühel: Thomas Dreßen (Deutschland) während Abfahrtsrennens der Herren in Kitzbühel
    Dreßen ist auch in diesem Winter das Zugpferd der deutschen Abfahrtsmannschaft, obwohl in der vergangenen Saison andere erfolgreicher waren.

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    Und auch Romed Baumann, mit 37 Jahren der Senior im Team, schaffte es unter die besten Drei - zum ersten Mal seit seinem Wechsel zum Deutschen Skiverband vor vier Jahren.

    Trainer-Auftrag: Podiumsplätze

    Die deutsche Mannschaft zählt mit sieben Startern bei den beiden Abfahrten am Wochenende quantitativ zu den stärksten. Und qualitativ? "Unser Credo ist, dass wir in jedem Rennen das Podium attackieren", sagt Cheftrainer Schwaiger.
    Dort zu landen, sei "vielleicht nicht jede Woche, nicht jeden Tag" möglich. Andere sind den Deutschen noch einen Schritt voraus. Weltmeister Marco Odermatt aus der Schweiz zum Beispiel, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde oder Vincent Kriechmayr aus Österreich.
    "Aber auch die haben mal Schwächen", findet Schwaiger. "Und die müssen wir dann eben ausnutzen."

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