Glendale: Was den Super Bowl in die Wüste Arizonas lockt

Der Himmel über Phoenix hat etwas Berauschendes. Etwas, das regelrecht süchtig macht. So klar, so schön, so konstant blau. Seit Tagen ist keine einzige Wolke zu sehen. Soweit der Blick reicht - nur blau und Sonnenschein. Das Thermometer erreicht auch in dieser Jahreszeit zuverlässig die 25-Grad-Marke.

Der Austragungsort für den 57. Super Bowl am Montagmorgen deutscher Zeit (0:30 Uhr) zwischen den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles ist nicht zufällig gewählt. Wer wissen möchte, warum die NFL ihr großes Saison-Finale erneut in Glendale, am Stadtrand von Phoenix, austrägt, bekommt bereits wenige Minuten nach der Ankunft die Antwort.

Hier herrscht Sommerfeeling mitten im Februar. Zum vierten Mal insgesamt - und zum dritten Mal seit 2008 - ist der größte Wanderzirkus der Welt in der Wüste von Arizona zu Gast. Kein anderer Ort in den USA ist in den vergangenen 15 Jahren dreimal Super-Bowl-Gastgeber gewesen.

Arizona sei "in der Vergangenheit ein wunderbarer Gastgeber" gewesen, lobte NFL-Commissioner Roger Goodell, als sich die Liga im Mai 2018 erneut für Glendale als Austragungsort entschied. Zuvor waren bereits die Endspiele 2008 und 2015 dort ausgetragen worden. Und man sei "verzückt" zurückzukommen, so Goodell.

Zwar hat Amerikas zehntgrößte Metropolregion nicht den Sexappeal von Miami oder Los Angeles. Und den kreolischen Charme von New Orleans sucht man hier auch vergebens. Aber Wüste, Kakteen und ein wenig Cowboy-Attitüde bieten auch eine interessante Melange.  

Natürlich hätte die NFL auch wieder nach Detroit gehen können, wie sie es 2006 schon getan hatte - oder nach Indianapolis (2012) und Minnesota (2018). Dort hätte das Finale in imposanten Domes stattgefunden. Aber das gesamte Super-Bowl-Feeling in den Tagen zuvor wäre aufgrund des Winters in jenen Städten ein komplett anderes gewesen.

In Phoenix oder seinen beliebten Vororten Glendale, Scottsdale oder Tempe hingegen, sitzen die Fans draußen, genießen die Sonne, die Temperaturen - und somit eine Pause vom Winter in Philadelphia und Kansas City.

David Rousseau, Chef des Super-Bowl-Host-Committee, sah den erneuten Zuschlag für Arizona bereits 2018 als "Testament für die ausgezeichnete Reputation, die sich unsere Kommune mit dem Ausrichten von Weltklasse-Events erworben hat."

Arizonas Anziehungskraft ist nachvollziehbar. Neben dem traumhaften Wetter sprechen auch die Infrastruktur und die Erfahrung für den Großraum Phoenix. Zumal seit dem Endspiel 2015 einiges investiert wurde. Rund 90 neue Hotels mit knapp 7.000 neuen Zimmern sind entstanden, das Stadion wurde modernisiert.

Dass die NFL mittlerweile regelmäßig hier herkommt, war vor knapp 35 Jahren undenkbar. Damals galt das Verhältnis zwischen Liga und Arizona als äußerst angespannt.

Zwar hatte die NFL den Super Bowl 1992 nach Tempe vergeben, vor die Tore von Phoenix. Doch da die Wählerinnen und Wähler von Arizona dagegen votierten, den 1983 vom damaligen US-Präsident Ronald Reagan eingeführten "Martin Luther King-Day" als nationalen Feiertag anzuerkennen, entzog die NFL dem Bundesstaat das Großevent wieder - und richtete es im kalifornischen Pasadena aus.

Als Arizona schließlich 1992 seine ursprüngliche Entscheidung revidierte, honorierte die NFL dies. Der Super Bowl XXX kam 1996 nach Tempe - und somit erstmals in den "Grand Canyon State".

Eine Untersuchung hatte 2015 ergeben, dass der damalige Super Bowl zwischen den New England Patriots und den Seattle Seahawks einen "ökonomischen Einfluss" von 720 Millionen Dollar auf die lokale Wirtschaft hatte. Diesmal peilen sie in und um Phoenix die Schallmauer von einer Milliarde Dollar an.