Vierschanzentournee: Deutsche Skispringer sind optimistisch

    Vierschanzentournee:DSV-Adler bleiben optimistisch

    von Lars Becker
    |

    Trotz großen Rückstands glauben die deutschen Skispringer an den ersten Vierschanzentournee-Gesamtsieg seit 21 Jahren. Denn "die Tour hat ihre eigenen Regeln", so Karl Geiger.

    Skispringer Karl Geiger in Oberstdorf.
    Auch nach Oberstdorf zuversichtlich: Skispringer Karl Geiger.
    Quelle: dpa

    Die Mission scheint fast aussichtlos, dennoch ist der Optimismus groß. "Natürlich wird er schwer zu schlagen sein, wenn er so weitermacht. Aber die Tournee hat ihre eigenen Regeln, das habe ich selbst schon erfahren", sagt der deutsche Skisprung-Star Karl Geiger und fügt mit Blick auf das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen (14 Uhr) hinzu: "Wenn er sich Fehler erlaubt, werden andere in den Startlöchern stehen."
    Mit "er" ist der Norweger Halvor Egner Granerud gemeint, der das Auftaktspringen der 71. Vierschanzentournee in Oberstdorf mit haushohem Vorsprung gewonnen hat. Zu seinen Jägern gehören nach den durchwachsenen Leistungen des bisherigen Winters ziemlich überraschend auch zwei Deutsche: Karl Geiger und Andreas Wellinger.

    Vierschanzentournee: Geiger muss Rückstand aufholen

    Der Rückstand der beiden in der Gesamtwertung auf Granerud scheint gewaltig. Der viertplatzierte Geiger muss in den restlichen drei Tournee-Stationen knapp 10,5 Meter (18,8 Punkte) aufholen, Wellinger auf Rang sechs sogar 15 Meter (27,2 Punkte).
    Granerud hat am Schattenberg den Tournee-Auftakt vor den beiden Polen Piotr Zyla (13,4 Punkte zurück) und Dawid Kubacki (17,5 Punkte zurück) mit dem größten Vorsprung seit elf Jahren gewonnen. Damals im Winter 2011/2012 triumphierte der Österreicher Gregor Schlierenzauer in Oberstdorf und wurde danach überlegen Gesamtsieger.

    Granerud bleibt zurückhaltend

    Nicht einmal der 26 Jahre alte Granerud scheint jedoch davon überzeugt, dass es diesmal genauso läuft. Darauf angesprochen erinnerte er sich umgehend an den darauffolgenden Winter, wo sein Landsmann Anders Jacobsen bei Tournee-Halbzeit mit 12,5 Punkten Vorsprung geführt und dennoch den Skisprung-Grand-Slam noch gegen Schlierenzauer verloren hatte.

    Natürlich sind 13 Punkte Vorsprung besser als null. Hoffentlich geht es in Garmisch besser als im letzten Jahr.

    Halvor Egner Granerud

    Vor einem Jahr hatte er nach einem starken zweiten Platz beim Auftakt in Oberstdorf mit einem achten Rang beim Neujahrsspringen alle Chancen auf den Gesamtsieg verspielt. Es war nicht das einzige Mal in seiner Karriere, bei dem Granerud im entscheidenden Moment Nervenstärke vermissen ließ.
    Im Winter 2020/21 gewann er zwar souverän den Gesamtweltcup, verpasste aber als haushoher Favorit sowohl bei der Tournee als auch der Nordischen Ski-WM von Oberstdorf das Einzel-Podest. Jetzt visiert Granerud den ersten norwegischen Tournee-Gesamtsieg seit Anders Jacobsen vor 16 Jahren an.

    "Großer Rucksack" für den Norweger

    "Granerud hat sich einen großen Rucksack abgeholt. Den muss er jetzt schleppen. Und wir geben weiter Gas", sagt Bundestrainer Stefan Horngacher. Auch der Österreicher hat den Traum vom ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 21 Jahren trotz des großen Rückstands seines Top-Duos längst nicht aufgegeben.
    Im vergangenen Winter war Karl Geiger als Gesamt-Spitzenreiter zur Tournee angereist und am großen Druck zerbrochen. Diesmal sind die deutschen Flieger als Außenseiter angetreten und kommen als Jäger mit jedem Sprung der Weltspitze näher.
    Geiger Vierter in Oberstdorf
    Beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf schafft Karl Geiger als bester Deutscher einen vierten Platz. In seiner eigenen Liga springt derzeit der Sieger aus Norwegen.30.12.2022 | 1:45 min
    "Das war mein bestes Ergebnis in Oberstdorf", erklärte Andreas Wellinger strahlend. Nach einer dreieinhalbjährigen Leidenszeit mit diversen schweren Verletzungen ist der 27-Jährige drauf und dran, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Eine Sprunggelenk-Blessur ist fast ausgeheilt und nach einem Skiwechsel vor der Saison passt auch das Material - Andreas Wellinger war zweimal der Schnellste in der Anfahrt.
    Auch Geiger kommt immer besser ins Fliegen, wie nicht nur Horngacher beobachtet hat: "In Oberstdorf hat Karl den Wettkampf-Geiger zum ersten Mal herausgeholt und ist aufs Pedal gestiegen."
    Thema

    Mehr zum Thema