DIW-Chef: Soziale Schere noch größer als während Pandemie

    Kritik an Entlastungspolitik:DIW-Chef: Soziale Schere wird immer größer

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    Angesichts von Inflation und Energiekrise hat DIW-Präsident Fratzscher vor einer Ausweitung sozialer Ungleichheiten gewarnt. Arme Haushalte seien aktuell besonders belastet.

    Das Bild zeigt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
    Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), kritisiert das Gießkannenprinzip, das in der Verteilungspolitik hierzulande vorherrsche.
    Quelle: Reuters

    Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sorgt sich um die hohe soziale und wirtschaftliche Ungleichheit im Land. "Die soziale Schere geht momentan weiter auf, und zwar noch stärker als in der Pandemie", sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.
    Dabei seien die Verletzlichsten am stärksten betroffen. 40 Prozent der Menschen hätten zudem keine Ersparnisse und Rücklagen.

    Die rekordhohe Inflation zum Beispiel wirkt extrem unsozial, weil Menschen mit geringem Einkommen viel stärker darunter leiden.

    Marcel Fratzscher, DIW-Präsident

    DIW-Chef kritisiert "Gießkannen"-Prinzip bei Entlastungen

    Die Teuerung sei für ärmere Haushalte dreimal stärker als für Menschen mit hohen Einkommen, weil sie den Großteil ihres Geldes für die Grundversorgung ausgeben müssten, also Energie und Lebensmittel. In der Wirtschaft sei es ähnlich, sagte Fratzscher den Zeitungen.

    Die Großen fahren zum Teil auch in diesen Zeiten dicke Gewinne ein, während viele Mittelständler, die Kleinen, die Bäckerei um die Ecke, kaum mehr über die Runden kommen.

    Marcel Fratzscher, DIW-Präsident

    Fratzscher: Verteilungspolitik findet nach Gießkannenprinzip statt

    "Es ist zwar richtig, dass es kaum ein anderes westliches Land gibt, das so viel Geld in die Hand nimmt, um gegenzusteuern", erläuterter Fratzscher. Das Geld werde aber meist nach dem Gießkannenprinzip verteilt.
    Nötig sei daher eine "zielgerichtete Verteilungspolitik". Die staatliche Verteilungspolitik angesichts von Inflation und Energiekrise sei nicht zielgenau genug.
    Quelle: AFP, epd

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