Kampf im Einzelhandel: Edeka macht gegen Mars mobil

    Kampf im Einzelhandel:Edeka macht gegen Mars mobil

    von Klaus Weber
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    Handel und Hersteller sind sich seit Monaten nicht mehr grün. Bei Edeka könnte dieser Machtkampf bald besonders sichtbar werden.

    Edeka
    Edeka
    Quelle: picture alliance / Flashpic

    Wer auf Snickers oder Milky Way steht, dem dürfte es schon aufgefallen sein: Das Fach im Edeka-Regal ist da in einigen Märkten schon länger nicht mehr ganz so prall gefüllt. Grund: Der Riegel-Hersteller Mars hat den Handelskonzern zuletzt vor etwa 260 Tagen beliefert. Da dürften bald auch die letzten Lagerbestände aufgebraucht sein.
    Ähnlich könnte es bald bei Konfitüren von Bad Schwartau oder auch bei Artikeln von Procter & Gamble aussehen. Der Konzern hat seit März Lieferungen für Edeka komplett eingestellt. Bald könnten also auch Pampers oder Waschmittel wie Lenor in den Regalen fehlen.

    17 Hersteller liefern nicht an Edeka

    "Wir haben aktuell 17 Konzerne, die uns nicht beliefern", sagt Edeka-Chef Mosa. Dazu zählen Konsumgüterriesen wie eben Procter & Gamble und Mars, aber auch Pepsi sowie Teile von Henkel, Schwartau und Unilever.
    Mars
    Edeka macht gegen Mars mobil
    Quelle: Imago

    Zudem hat Edeka selbst einen Teil-Bestellstopp gegenüber vier Konzernen verhängt. Darunter Milka-Hersteller Mondelez und der Wurstfabrikant Meica.

    Worum dreht sich der Streit?

    Letztlich geht es natürlich ums liebe Geld. Der Hauptgrund für solche Lieferstopps sind nämlich die hohen Preissteigerungen, die von den Marken-Herstellern verlangt werden. Ein Milliardengeschäft.
    Allein bei Edeka konnten sich die Edel-Lieferanten im vergangenen Jahr über Preiserhöhungen im Volumen von 3 Milliarden Euro freuen. Der Kreditversicherer Allianz-Trade hatte deshalb kürzlich festgestellt, dass "übermäßige Gewinnmitnahmen" von Lebensmittelherstellern spürbar zur Lebensmittelinflation im vergangenen Jahr beigetragen hätten. Wasser auf die Mühlen für Handelskonzerne wie Edeka.

    Edeka wirft Herstellern "Gier" vor

    Gleich im Januar sei man daraufhin mit weiteren Forderungen über 1,2 Milliarden Euro konfrontiert worden, berichtete Edeka-Chef Mosa und wirft den Markenherstellen "Gier" vor. Die Preiserhöhungen seien noch weniger nachvollziehbar als im vergangenen Jahr, da etliche Rohstoffe, aber auch Weizen, Öle oder Fette wieder billiger geworden seien.
    Andererseits steht Edeka selbst unter Druck und ist an möglichst niedrigen Preisen interessiert, da sonst die anderen großen Wettbewerber profitieren könnten. Deshalb dürfte auch die Preisfindung von Edeka-Seite knallhart sein.

    Welche Konsequenzen zieht Edeka?

    In den Prospekten von Edeka ist es schon sichtbar. Der Handelskonzern wird die Eigenmarken stärker in den Vordergrund stellen. Bei seinen Eigenmarken werde der Händler sogar Preissenkungen bei den Rohstoffen Stück für Stück an die Kunden weitergeben, verspricht er.
    Das verstärke den Druck auch auf die Markenhersteller. Zudem wird man substituieren. Heißt konkret: Künftig wird wohl die eine oder andere Marke aus dem Sortiment fliegen und durch andere ersetzt.

    Edeka kauft lieber bei Nestlé ein

    Sollte es bald keine Pampers mehr bei Edeka geben, könnte sich beispielsweise bald der große Konkurrent von Procter & Gamble, Kimberly-Clark, freuen. Dessen Produkt Huggies ist in Nordeuropa bereits sehr beliebt und könnte so eine Aufholjagd in Deutschland starten. Eine Windel-Krise wird es deshalb also nicht geben.
    Auch mit leeren Regalen ist nicht zu rechnen. Den Nestlé-Konzern bezeichnete Edeka-Chef Mosa als einen der Gewinner um das neu zu verteilende Geschäft, ebenso Vitakraft im Bereich von Tiernahrung. Auch die schweizerische Migros-Genossenschaft wird immer wichtiger als Partner, erkennbar etwa durch Skai-Kaugummis statt Wrigleys.

    Gibt es bald eine Lösung?

    Edeka gilt als harter Verhandler. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr setzte sich der Lebensmittelkonzern sogar in einem Rechtsstreit mit dem Getränkeriesen Coca-Cola um höhere Preise durch. Deshalb ist auch diesmal davon auszugehen, dass Edeka hart bleibt.
    Dies glaubt auch Christian Rusche vom Institut der deutschen Wirtschaft. Und zwar aus zweierlei Gründen:

    Man muss harte Kante im Hinblick auf die Wettbewerber in Deutschland zeigen, zudem wird es schwierig, wenn man bei einem Lieferanten nachgibt, dann kommen auch die anderen.

    Christian Rusche, Institut der deutschen Wirtschaft

    In jedem Edeka-Kunden schlummert ein Rewe-Käufer

    Auch die Markenhersteller werden sich fragen müssen, ob sie wirklich auf längere Sicht nicht mehr an den größten deutschen Einzelhändler liefern möchten, dessen Marktanteil im letzten Jahr bei über 25 Prozent lag. Allerdings muss Edeka auch auf sein Renommee achten, denn die Kundschaft erwartet einfach eine große Markenauswahl. Fehlen da entscheidende Artikel, schlummert in jedem Edeka-Kunden auch ein Rewe-Käufer.
    Beide Seiten werden sich zusammenraufen müssen. Aber das wird noch eine Weile dauern.

    Bericht von Kreditversicherer
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