Großstädte: Hohe Mieten erschweren Ringen um Fachkräfte

    Studie zu Großstädten:Hohe Mieten schrecken Fachkräfte ab

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    Wenn Wohnen in den Städten für viele unbezahlbar wird, dann ist das auch ein Problem für Unternehmen: Sie haben es schwerer, an Fachkräfte zu kommen oder zu halten, so eine Studie.

    Protest gegen Mieterhöhung in Berlin.
    Teurer Wohnen: Protest gegen Mieterhöhung in Berlin
    Quelle: Ralf Hirschberger/dpa

    Viele Großstädter sehen in den hohen Mieten ein zentrales Manko für das Leben in den deutschen Metropolen - das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hervor. Das geht so weit, dass ein Drittel über einen Jobwechsel wegen hoher Mieten nachdenkt - so mancher zieht deswegen tatsächlich um.
    Die Kosten fürs Wohnen werden für Unternehmen damit zunehmend zur Hürde im Ringen um Fachkräfte. Die Studienautoren schreiben:

    Für Arbeitgeber wird es in Ballungsräumen damit immer schwieriger, Fachkräfte zu finden und zu halten.

    PwC-Studie

    Zudem seien die Erwartungen von Beschäftigten an Arbeitgeber hoch, wegen der hohen Wohnkosten finanziell zu helfen, heißt es weiter.
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    Angenehm - aber teuer

    Die große Mehrheit der Menschen bewertet das Leben in der Großstadt zwar als angenehm - etwa die Jobchancen, kurze Arbeitswege, Einkaufsmöglichkeiten sowie Bildungs- und Kulturangebote. Rund neun von zehn Berufstätigen fühlen sich demnach an ihrem Wohnort wohl. Doch zugleich sind fast zwei Drittel mit den Mieten, den Kosten für Wohneigentum und der Zahl freier Mietwohnungen unzufrieden.
    Fast 90 Prozent haben das Gefühl, dass es in Großstädten "reine Glückssache" ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Als besonders schwierig wird der Wohnungsmarkt in Stuttgart und München empfunden.
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    Wechselgedanken vor allem bei Jüngeren

    Manche Beschäftigten ziehen die Reißleine. Elf Prozent haben laut Umfrage schon den Job wegen zu hoher Mieten in der Region gewechselt - in der Gruppe von 18 bis 34 Jahren sind es 17 Prozent. Darüber nachgedacht hat bereits ein Drittel - bei den Jüngeren waren es 41 Prozent. Besonders hoch ist die Wechselbereitschaft in Berlin: In der Hauptstadt haben 19 Prozent wegen hoher Mieten den Arbeitsplatz gewechselt, 36 Prozent dachten darüber nach. Noch höher war der Anteil nur in Stuttgart mit 38 Prozent.
    Wenn Erwerbstätige einen berufsbedingten Umzug in Erwägung ziehen, sind für 60 Prozent bezahlbare Mieten ausschlaggebend. Davon könnten mittelständische Firmen profitieren, die oft nicht in Metropolen angesiedelt sind, meint PwC. Bernd Roese von PwC Frankfurt sagt:

    Im Wettbewerb um passende Nachwuchskräfte können sie mit erschwinglichen Mieten punkten.

    Bernd Roese, Leiter des PwC-Standorts Frankfurt

    Das gelte aber nicht für alle Großstädte, so Roese. "In München oder Berlin ist der sogenannte Speckgürtel fast ähnlich teuer wie die Metropolen selbst."
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    Große Mehrheit für Unterstützung durch Politik und Unternehmen

    Im Kampf um bezahlbaren Wohnraum sehen die Befragten sowohl die Arbeitgeber als auch die öffentliche Hand in der Pflicht. 88 Prozent fordern von der Politik, Wohnungsbauprogramme stärker auf Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen auszurichten. Auch die Ansprüche an die Arbeitgeber sind hoch: 82 Prozent befürworten die Übernahme der Fahrtkosten, ähnlich viele wünschen sich Mietzuschüsse. 79 Prozent befürworten, dass Firmen Unternehmen Betriebswohnungen zur Verfügung stellen und die Ausstattung fürs Homeoffice finanzieren.
    Für die Studie wurden im Herbst 4.200 Berufstätige in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf Großstädten befragt - darunter Berlin, Hamburg, München, Essen, Leipzig und Hannover.
    Sarah, eine Frau in einer hellen Jacke und einem Kleinkind auf dem Arm, und Paul, ein Mann in einer dunklen Jacke, kleben ein Suchplakat mit Abreißzetteln an einen Laternenmast. Auf dem Plakat steht "Wohnung dringend gesucht". Neben der Laterne verläuft eine Straße mit Kopfsteinpflaster an der Autos parken. Dahinter steht eine blaue Metallbrücke ("Das Blaue Wunder"). Sarah und das Kind blicken auf das Plakat, während Paul es anbringt.
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    Quelle: dpa