Lehman-Pleite vor 15 Jahren: Aus Krisen gelernt?

    Finanzbeben 2008:15 Jahre Lehman-Pleite: Aus Krisen gelernt?

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    Am 15. September 2008 wird klar: Die US-Bank Lehman Brothers ist pleite. Es ist der erste Stein einer Dominokette, die die Welt in die Finanzkrise stürzt. Haben wir gelernt?

    Der Hauptsitz von Lehman Brothers in New York am Times Square.
    Der Hauptsitz von Lehman Brothers in New York am Times Square am 15. September 2008. An diesem Tag vor 15 Jahren begann die Finanzkrise.
    Quelle: ZDF/Mark Lennihan

    "Lehman 2.0" - wann immer eine Krise sich zuspitzt, ist der Vergleich mit dem Herbst 2008 nicht weit.
    • 2020 - Corona-Pandemie: Trifft das Virus die Wirtschaft verheerender als die Finanzkrise 2008/2009?
    • 2021 - Evergrande: Beginnt mit der Schieflage des chinesischen Immobiliengiganten ein Abwärtsstrudel?
    • 2023 - Silicon Valley Bank und Credit Suisse: Sind die Probleme regionaler US-Banken und die Notübernahme der zweitgrößten Schweizer Bank der Anfang einer weltweiten Krise?
    Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. In den 15 Jahren seither hat sich jedoch viel verändert.

    Lehman-Pleite löst 2008 Domino-Effekt aus

    Rückblende: Nach einem dramatischen Wochenende mit Verhandlungen bis tief in die Nacht steht an einem Montagmorgen im September 2008 fest: Die Rettung der weltweit vernetzten US-Investmentbank Lehman Brother ist gescheitert. Der Staat lässt eine 158 Jahre alte Bank fallen, die eigentlich als zu groß zum Scheitern galt ("too big to fail").
    Bilder von Bankern, die ihr Hab und Gut in Kartons gestopft aus einem New Yorker Büroturm tragen, gehen um den Globus. Die wegen der US-Immobilienkrise bereits seit Monaten alarmierte Finanzwelt steht unter Schock, die Weltwirtschaft gerät an den Rand des Kollapses.
    lehman brothers in frankfurt/main
    Im September 2008 geht die Investmentbank Lehman Brothers pleite und löst damit eine weltweite Finanzkrise aus.01.06.2019 | 4:50 min

    Bankenrettung in der Krise: Teurer Feuerwehreinsatz

    Eilig schnüren Regierungen milliardenschwere Rettungspakete, die großen Notenbanken senken in einer Notfallaktion gemeinsam die Zinsen. Allein die Staaten der Europäischen Union pumpen in den Monaten nach der Lehman-Pleite rund 1,6 Billionen Euro in strauchelnde Banken.
    Der teure Feuerwehreinsatz verhindert das Schlimmste gerade noch, auch wenn die Konjunktur einbricht und der Abwärtssog weitere Geldhäuser in den Abgrund reißt.

    Wie die Welt aus der Krise lernen will

    Nach der großen Krise beginnt das große Aufräumen: Mehr Kontrolle und schärfere Regeln sollen die eng verflochtene Finanzwelt krisenfester machen. Generell sind Geldhäuser heute verpflichtet, Risiken durch mehr eigenes Kapital abzusichern. Regelmäßig müssen die Institute sowohl in den USA als auch in Europa in Stresstests beweisen, dass die Puffer auch im Fall extremer Krisensituationen ausreichen würden.
    Die Europäer setzen zudem auf ein Dreigestirn aus zentraler Bankenaufsicht, gemeinsamen Regeln zur Sanierung und notfalls Schließung von Banken sowie einem grenzübergreifenden Schutz der Guthaben von Bankkunden. Doch während die neue Euro-Bankenaufsicht unter Führung der EZB und die gemeinsame EU-Bankenabwicklung etabliert sind, scheitert die gemeinsame EU-Einlagensicherung bis heute an Widerständen.
    "Game Over - Der Wirecard-Skandal und die Folgen": Das Hauptgebäude von Wirecard mit Firmenlogo in Aschheim.
    Auch die Wirecard-Pleite 2020 hat ein Beben auf dem Finanzmarkt ausgelöst.14.01.2021 | 59:24 min

    Experte: Vieles geschafft - und doch lange nicht fertig

    Dennoch fällt das Fazit von Aufsehern positiv aus. Seit der Finanzkrise 2007/2008 sei das globale Finanzsystem stabiler geworden, sagte der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Mark Branson, im Mai 2023 angesichts seinerzeit aufkommender Sorgen, die Serie von Bankenpleiten in den USA könnte der Beginn einer neuen weltweiten Systemkrise sein.

    Wir haben bereits vieles geschafft, doch wir sind noch lange nicht fertig.

    Mark Branson, Bafin-Präsident

    "Aus meiner Sicht müssen wir es schaffen, dass die Schieflage eines kleineren oder mittelgroßen Instituts keine unnötigen Ansteckungsängste mehr auslöst." Zudem müssten auch große, systemrelevante Banken im Fall einer Schieflage abgewickelt werden können. Branson mahnt:

    Das war ein zentrales Anliegen der Reformen nach der Krise 2007/2008. Nie wieder sollte ein Institut zu groß zum Scheitern sein. Dieses Ziel dürfen wir nicht aufgeben.

    Mark Branson, Bafin-Präsident

    Wirtschaftliche Entwicklungen in Europa
    Während Deutschland in eine Wirtschaftsflaute rutscht, hat sich Griechenland von der Wirtschaftskrise 2010 erholt.14.08.2023 | 3:04 min

    Wirtschaft im Stresstest: Droht ein Lehman 2.0?

    Über allem schwebt die bange Frage: Kann ein Fall wie Lehman sich wiederholen? Den jüngsten Stresstest zumindest haben Europas große Banken in Summe besser überstanden als die Krisenübung zwei Jahre zuvor.
    Angenommen, geopolitische Spannungen - wie der Krieg in der Ukraine - verstärken sich und die Corona-Pandemie lebt erneut auf, müssten die Geldhäuser demnach binnen drei Jahren Verluste von 496 Milliarden Euro verkraften.
    Obwohl ihre Kapitalpuffer dabei um 271 Milliarden Euro schrumpfen würden, könnten die Banken die Wirtschaft auch in einer derart ernsthaften Konjunkturkrise noch unterstützen, stellte die europäische Bankenaufsicht EBA fest - und das, obwohl die EBA nach eigenen Angaben noch nie ein so harte Krisenszenario simuliert hat wie im Stresstest 2023.
    Quelle: dpa

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