War's das jetzt mit dem Energiespar-Eifer?

    Deutschland spart zu wenig Gas:War's das jetzt mit dem Energiespar-Eifer?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Experten geben Entwarnung für den Winter, Schwimmbäder erhöhen die Temperaturen, der Gasverbrauch steigt - ist der Energiespar-Eifer vorbei? Und können wir uns das leisten?

    Erdgasspeicher in Rehden
    Eine Gasmangellage in diesem Winter scheint unwahrscheinlich - im nächsten könnte es aber Probleme geben.
    Quelle: dpa

    Die Zeichen scheinen auf Entspannung zu stehen. Deutschland konnte seinen Gasverbrauch deutlich verringern: In den Monaten Oktober bis Dezember sank der Verbrauch der Industrie um 23 Prozent und der private Verbrauch um 21 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Das geht aus Angaben der Bundesnetzagentur hervor. Sie bewertet die Gasversorgung als stabil, die Lage sei inzwischen weniger angespannt. "Eine Gasmangellage in diesem Winter wird zunehmend unwahrscheinlich", heißt es.
    Seit Wochen sinken auch deshalb die Großhandelspreise für Erdgas - und so hat sich auch die Lage auf dem Energiemarkt unerwartet deutlich entspannt. Die ersten Schwimmbäder erhöhen sogar wieder ihre Wassertemperaturen.

    Kälte lässt Verbrauch in die Höhe schießen

    Doch der Gasverbrauch nimmt wieder zu: In der dritten Kalenderwoche 2023 ist er aufgrund der winterlichen Temperaturen - gegenüber einem sehr milden Jahresanfang - um fast 35 Prozent gestiegen. Der Einspareffekt gegenüber dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen Jahre 2018 bis 2021: Nur noch knapp zehn Prozent. Was aber laut Bundesnetzagentur nicht reicht: Nötig wären 20 Prozent Einsparungen, um im nächsten Winter auf der sicheren Seite zu sein, schrieb Behördenpräsident Klaus Müller auf Twitter.
    Klaus Müller bei Twitter
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    Tatsächlich war es Mitte Januar zweieinhalb Grad kälter als in den Vorjahren und auch die Temperaturprognose für die kommenden Tage verspricht keine deutliche Besserung. Die Füllstände in den deutschen Gasspeichern sinken kontinuierlich, seit Tagen schon um etwa ein Prozent täglich.

    Ohne Temperatureffekt werden Sparanstrengungen sichtbar

    Doch rechnet man den Temperatureffekt heraus, werden die Sparanstrengungen der Deutschen wieder sichtbar: Laut Bundesnetzagentur lag der Verbrauch zuletzt temperaturbereinigt fast 20 Prozent unter dem Referenzwert der vergangenen Jahre. Was viel klingt, ist jedoch nur ein theoretischer Wert - für die Frage, ob es zu einer Gasmangellage kommt, ist letztlich vor allem die tatsächlich gesparte Gasmenge entscheidend.
    So schätzt die Bundesnetzagentur die Lage ein
    ZDFheute Infografik
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    Was die Stufen “stabil", "angespannt" und "kritisch" jeweils bedeuten:






    Wirtschaftsweise warnt vor Gasknappheit kommenden Winter

    Doch wie geht es nun weiter? Auch wenn Experten für diesen Winter nicht mehr mit einer Gasmangellage rechnen, ist die Gefahr für den kommenden Winter nicht gebannt: Wenn die fallenden Großhandelspreise irgendwann auch auf die Verbraucher durchschlagen, besteht das Risiko, dass vor allem die Industrie wieder deutlich mehr Gas verbraucht - und somit eine Gasmangellage entstehen könnte. Vor diesem Szenario warnte zuletzt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
    Kabinettsitzung zu Energiepreisbremse
    Heute hat der Bundestag die Preisbremsen für Strom und Gas auf den Weg gegeben. Gleichzeitig soll ein Anreiz zum Energie-Sparen erhalten bleiben. 15.12.2022 | 1:36 min
    Die Gasmarktpreise seien vor allem aufgrund des milden Winters und höherer Einsparungen mehr als erwartet gesunken, erklärt Gasmarktexperte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool. Wie es dieses Jahr weitergeht, hänge in erster Linie vom Wetter im Rest der Heizsaison ab.

    Wenn der Rest des Winters es zulässt, dass wir das gerade gespeicherte Gas nicht doch noch zum großen Teil brauchen, könnte es ein Sommerloch bei den Preisen geben.

    Fabian Huneke, Gasmarktexperte bei Energy Brainpool

    Für den nächsten Winter müsse man aber wieder gewappnet sein: Einen Gasverbrauch wie in einem sehr kalten Winter könne man sich in Europa auch im nächsten Winter noch nicht leisten. Das Risiko einer teuren Gasmangellage im nächsten Winter sei noch da, aber gewaltig gesunken. Einen eindeutig fallenden Preistrend sieht Huneke erst ab 2025.
    Fazit: Für diesen Winter ist eine Gasmangellage unwahrscheinlich. Um aber auch sicher über den nächsten Winter zu kommen, muss eher mehr als weniger Gas eingespart werden. Fallende Preise bergen das Risiko, dass vor allem die Industrie wieder mehr Gas verbraucht.
    mit Material von dpa

    So funktionieren Gasmärkte
    :Warum das Gas teuer bleiben wird

    Der Gaspreis ist gesunken, doch die Krise ist noch lange nicht vorbei. Warum sich Verbraucher im kommenden Jahr - und dauerhaft - auf höhere Preise einstellen müssen.
    von Hans Koberstein, Robert Meyer
    Gaszähler und Entwicklung der Gaspreise für Verbraucher
    Grafiken

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