Preis für Kakaobohnen explodiert: Warum das so ist
Schlechte Ernte und Spekulanten:Warum Kakao so viel teurer geworden ist
von Lara Wiedeking
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Der Preis für eine Tonne Kakaobohnen ist innerhalb kurzer Zeit explodiert. Die gleiche Menge Kupfer wäre günstiger zu haben. Woher kommt der Preisanstieg und wer profitiert davon?
Die Preise für Kakao explodieren weltweit. Schuld daran ist der Klimawandel. Somit könnte das Naschen von Schokolade bald zu einem teuren Vergnügen werden. 21.04.2024 | 1:42 min
Kakao könnte bald eine echte Konkurrenz für Öl als "schwarzes Gold" werden. Vor einem halben Jahr lag der Preis noch bei rund 3.100 Euro pro Tonne, jetzt kostet eine Tonne mehr als 11.000 Euro - ein Rekordwert. Doch nur wenige Kakaobauern, die häufig in großer Armut leben, profitieren von diesem Anstieg.
Börsenpreis für Kakaobohnen
ZDFheute Infografik
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Grund für den hohen Preis ist die schlechte Kakaoernte. "Wir haben ein Defizit von ungefähr 400.000 Tonnen am Weltmarkt", so Nicko Debenham. Debenham arbeitet seit Jahren in der Kakaobranche, war unter anderem "Head of Sustainability" bei einem der weltweit größten Schokoladenproduzenten, Barry Callebaut.
Die Gründe für die schlechte Ernte seien vielfältig, so Debenham. Durch das Wetterphänomen El Nino hat es mehr geregnet und den idealen Nährboden für Schädlinge und Krankheiten geschafft. Außerdem sind die Pflanzen schlecht geschützt. Debenham erklärt:
Magloire Kra ist Kakaobauer und lebt nördlich von Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste. Dort und in Ghana werden rund 60 Prozent der Kakaobohnen angepflanzt. Verkauft werden sie aber mehrere Monate im Voraus, zu einem festen Preis. Eigentlich ein Schutzmechanismus, wenn die Preise in den Keller fallen. Doch von den derzeitigen Rekordpreisen kommt nichts bei ihm an.
Aufgefangen werden sollte das Defizit von den Behörden der Elfenbeinküste. Auf Druck der Kakaobauern hin erhöhten sie den Preis um 50 Prozent: Auf 2,30 Euro pro Kilogramm. Also 2.300 Euro pro Tonne. Doch das reiche noch immer nicht, berichtet Kra:
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Spekulanten mischen am Kakao-Markt mit
Antonie Fountain leitet das internationale "Voice Network", eine Organisation, die sich für nachhaltige Kakaowirtschaft und bessere Bedingung für Bauern einsetzt. Für ihn ist klar: Angebot und Nachfrage sind kein guter Indikator für die Preise von Agrarprodukten:
Das beobachtet auch Kakao-Experte Debenham: "Die Vorhersage für die Ernte im nächsten Jahr ist nicht gut. Darum kaufen Produzenten, aber auch Spekulanten, in nie da gewesenen Mengen ein."
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Shrinkflation, Gierflation, Skimpflation
Sind also die hohen Preise für Kakao auch der Grund für den starken Anstieg von Schokoladenpreisen? Debenham rechnet es vor: Die Kosten für Kakao schlagen bei einer Tafel dunkler Schokolade mit circa zehn Prozent zu buche. Denn neben den Zutaten müssen auch Verpackung, Logistik, Marketing mit eingerechnet werden.
Der Preis der Kakaobohnen hat sich etwa verdreifacht: "Das heißt", so Debenham "wenn die Tafel vorher einen Euro gekostet hat, dürfte sie jetzt nur 20 Prozent mehr kosten, also 1,20 Euro. Wenn die Schokolade in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden ist, kann das verschiedene Gründe haben: Milch wurde teurer, oder Zucker, die Transportkosten sind gestiegen. Oder die Firmen wollen ihren Profit steigern."
Gierflation nennt sich dieses Phänomen. Andere greifen vielleicht zur Shrinkflation, verkleinern also die Menge und lassen den Preis gleich. Oder tauschen Kakao gegen preiswertere Zutaten, wie Nüsse oder Früchte.
Kakaobäume brauchen mehrere Jahre, ehe sie Früchte tragen können. Und Bauern in Westafrika, die derzeit nichts von dem Preis-Boom mitbekommen, haben kaum Anreize zu investieren.
Das ist nicht überall so, erklärt Fountain, von Voice Network: "In einigen Teilen der Welt, wie Lateinamerika und Zentralafrika ist es unfassbar lukrativ, Kakao anzubauen, darum können wir 2027/2028 mit einem anderen Effekt rechnen. Dann werden all die gepflanzten Bäume Früchte tragen. Und wir können damit rechnen, dass der Preis abstürzt." Fountain merkt an:
Trotz der aktuellen Rekordpreise sei Kakaoanbau, das sagt auch Landwirt Kra von der Elfenbeinküste, derzeit einfach nicht rentabel. Eine Lösung muss her.