Generative KI: Wie die EU aufgestellt ist

    FAQ

    Studie zur Start-up-Landschaft:Wie die EU bei generativer KI aufgestellt ist

    von David Metzmacher
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    Oft heißt es, die EU wird bei generativer Künstlicher Intelligenz abgehängt. Dabei gibt es Hunderte Start-ups, die Alternativen zu ChatGPT und Co. bieten wollen. Ein Überblick.

    Symbolbild: Generative Künstliche Intelligenz in der EU
    Was hat die EU bei generativer Künstlicher Intelligenz zu bieten?
    Quelle: DALLE-E / David Metzmacher

    Die großen Nachrichten zu generativer Künstlicher Intelligenz kommen häufig aus den USA: Seien es der Video-Generator Sora von OpenAI oder Gemini von Google, das nach der Namensänderung von Bard zu Gemini immer neue Leistungssprünge vermeldet. Doch auch in der EU gibt es vielversprechende Start-ups, die mit generativer KI arbeiten. Ein Überblick.

    Generative Künstliche Intelligenz bezeichnet KI-Systeme, die in der Lage sind, eigenständig Inhalte zu erschaffen. Diese Inhalte können Texte, Bilder, Musik oder auch Sprache sein. Im Kern basiert generative KI auf maschinellem Lernen, insbesondere auf Deep-Learning-Modellen wie neuronalen Netzen, die mit großen Datenmengen trainiert werden.

    Quelle: ZDF

    In this photo illustration, a video created by Open AI's newly released text-to-video "Sora" tool plays on a monitor in Washington, DC on February 16, 2024.
    Die Entwickler von ChatGPT haben einen Filmgenerator veröffentlicht. Er heißt Sora und kann aus kurzen Text-Vorgaben realistische Videos erzeugen.16.02.2024 | 1:31 min

    KI-Start-ups in der EU: Was sagen die Zahlen?

    "Derzeit gibt es circa 6.300 KI-Start-ups in der Europäischen Union. Knapp über zehn Prozent hiervon sind im Bereich der generativen KI tätig", erklärt Philip Hutchinson, Senior AI Strategist beim appliedAI Institute for Europe. Diese 670 Start-ups haben Stand Dezember 2023 insgesamt rund 2,6 Milliarden US-Dollar an Wagniskapital eingeworben, sagt Frauke Goll, Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH.

    Zum Vergleich: Alleine OpenAI - das Unternehmen hinter ChatGPT - hat bisher circa die fünffache Summe eingeworben.

    Frauke Goll, Geschäftsführerin appliedAI Institute for Europe

    Das appliedAI Institute for Europe hat eine Studie veröffentlicht, nach der fast 20 Prozent der 670 Start-ups aus Deutschland kommen. Im EU-Vergleich ist das, zumindest was die absoluten Zahlen angeht, der Spitzenplatz. Es folgen Frankreich, die Niederlande und Schweden.
    Generative KI-Start-ups nach Ländern
    ZDFheute Infografik
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    Wird jedoch ganz Europa betrachtet, hat Großbritannien die Nase vorn - sowohl bei der Anzahl der Start-ups als auch beim Wagniskapital. Laut Hutchinson sind vor allem die Hauptstädte attraktive Gründungsstandorte für die KI-Start-ups: London, Paris, Berlin, Amsterdam und Stockholm. "München ist der wichtigste Gründungsstandort für KI-Start-ups innerhalb Europas, der nicht gleichzeitig auch Hauptstadt ist", sagt Hutchinson. Ein weiteres stark wachsendes Innovationszentrum entstehe zudem in Heilbronn.

    Grob lassen sich drei Typen von Start-ups im Bereich generative Künstliche Intelligenz unterscheiden, dabei gibt es auch Mischformen:

    • Entwicklung von Grundlagenmodellen: Diese Startups entwickelt eigene KI-Modelle - das ist jedoch mit hohem Aufwand verbunden, erfordert große finanzielle Ressourcen und Rechenleistung.
    • Entwicklung von Anwendungen auf bestehenden Grundlagenmodellen: Diese Start-ups bauen auf vorhandenen Grundlagenmodellen auf und passen diese auf spezifische Anwendungszwecke an.
    • Bereitstellung von Entwicklungstools und Infrastruktur: Diese Start-ups sind eher im Hintergrund tätig, stellen etwa Programmierumgebungen oder Server und Rechenzentren mit Hardware bereit.

    Quelle: ZDF / appliedAI Institute for Europe

    Was sind die wichtigsten generativen KI-Start-ups in der EU?

    Verhältnismäßig viel Beachtung findet Aleph Alpha aus Heidelberg. Das Unternehmen hat ein eigenes Grundlagenmodell entwickelt - und arbeitet bereits erfolgreich mit Behörden und Unternehmen zusammen. Im November hat das Start-up nochmal 500 Millionen Euro eingesammelt, unter anderem von Bosch, SAP und der Schwarz-Gruppe, dem Unternehmen hinter Lidl und Kaufland.
    Start-Up Aleph Alpha CEO Jonas Andrulis
    Das KI-Start-Up von Jonas Andrulis entwickelt Sprachmodelle für Industrie und Verwaltung. Man könne die kritischsten Wertschöpfungsprozesse der Welt unterstützen, erklärt Andrulis.20.11.2023 | 15:55 min
    Mistral AI kommt aus Frankreich und hat ebenfalls ein Grundlagenmodell entwickelt. Das Pariser Start-up hat nur vier Wochen nach der Gründung im April 2023 über 100 Millionen Euro eingesammelt. Mistral AI gilt, ähnlich wie Aleph Alpha, als europäische KI-Hoffnung und Konkurrent zu US-Modellen.

    Was sind die Probleme von KI-Start-ups in der EU?

    Die Studie des appliedAI Institute for Europe hat sich die vier Länder mit den meisten Start-ups im Bereich generative KI in der EU genauer angeschaut. 95 von ihnen wurden befragt - mit ernüchternden Ergebnissen:
    Herausforderungen für generative KI-Start-ups
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    So nennt mehr als jedes zweite Befragte Start-up mangelnde Finanzierung als größte Herausforderung. Auch Hürden durch Regulierung, begrenzte Rechenleistung und Mangel an Fachkräften werden genannt. Kein allzu gutes Zeugnis also für den KI-Standort EU.
    Ein Messebesucher geht an einem Leuchtdisplay auf der CeBIT vorbei.
    Die EU hat sich auf Regeln für Künstliche Intelligenz geeinigt.09.12.2023 | 1:46 min

    Was tut die EU für KI-Start-ups?

    Zum einen konzentriert sich die EU auf Regulierung im viel diskutierten "AI Act" und feiert ihn als "weltweit erstes KI-Gesetz". Ende Januar hat die Kommission zudem ein "KI-Innovations-Paket" vorgestellt, um Start-ups zu unterstützen. Was steckt da drin?
    • Start-ups sollen künftig einen neuen "EU-Supercomputer" nutzen dürfen, um mit ihm eigene KI-Modelle zu trainieren
    • Einrichtung eines KI-Büros innerhalb der Kommission, das die KI-Politik in der EU koordiniert
    • Finanzielle Unterstützung der Kommission für generative KI - bis 2027 sollen zusätzlich rund vier Milliarden Euro investiert werden

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