Studie zu Inflation: Preise zehren Lohnzuwachs auf

    Studie zu Inflation:Rekordverlust: Preise zehren Lohnzuwachs auf

    |

    Die Preise steigen im Moment so sehr, dass die Lohnzuwächse nicht mithalten können, so eine Tarifstudie. Es handle sich um einen "einzigartigen Reallohnverlust".

    Hamburg: "Inflationsmonster stoppen!" steht auf einem Plakar der streikenden Hafenarbeiter. Archivbild
    Hafenarbeiter streiken in Hamburg mit Slogans wie "Inflationsmonster stoppen!" gegen hohe Inflation und zu geringe Lohnsteigerung.
    Quelle: Fabian Bimmer/Reuters

    Die hartnäckig hohe Inflation zehrt in diesem Jahr einer Studie zufolge Lohnzuwächse in einem einmaligen Ausmaß auf. Tarifbeschäftigte haben damit unter dem Strich real weniger Geld zur Verfügung.
    Nach einer vorläufigen Bilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) handelt es sich um einen "in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust."
    Die Teuerung verlor im November zwar etwas an Tempo, blieb nach bestätigten Daten des Statistischen Bundesamtes mit 10,0 Prozent aber weiter zweistellig. Nach Angaben des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung steigen die Tariflöhne in Deutschland 2022 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,7 Prozent.

    Reallöhne sinken laut Tarifarchiv um 4,7 Prozent

    Angesichts einer zu erwartenden Steigerung der Verbraucherpreise um 7,8 Prozent im Jahresschnitt ergebe sich hieraus ein durchschnittlicher Rückgang der tarifvertraglich vereinbarten Reallöhne von 4,7 Prozent.
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Zum einen hätten in diesem Jahr aufgrund langfristig wirksamer Tarifverträge in vielen Branchen gar keine Tarifverhandlungen stattgefunden, erläuterte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.

    Andererseits werden aktuell vereinbarte, deutlich stärkere Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam.

    Thorsten Schulten, WSI-Tarifarchiv

    Hoffnung auf Tarifverhandlungen 2023

    Im kommenden Jahr können Beschäftigte nach seiner Einschätzung auf insgesamt deutlich höhere Tarifzuwächse hoffen. Hierauf deuteten zum einen eine Reihe aktueller Abschlüsse etwa in der chemischen Industrie und in der Metall- und Elektroindustrie hin.
    Eine ältere Frau hält eine Hand an eine Heizung und schaut auf ein Messgerät an der Heizung.
    Die Energiekrise ist im Alltag angekommen. Schon jetzt sparen viele, wo es geht, um über die Runden zu kommen. Und keiner weiß, wie hoch die Heizkosten im Winter noch steigen werden.30.10.2022 | 30:14 min
    Zudem lasse sich auch bei den kommenden Verhandlungen wie etwa im öffentlichen Dienst (Bund und Gemeinden), bei der Deutschen Post AG oder in der Nahrungsmittelindustrie eine Tendenz zu deutlich höheren Tarifforderungen beobachten, sagte der Experte.

    Hohe Energie- und Lebensmittelpreise befeuern Inflation

    Die Inflation in Deutschland wird seit Monaten von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen angetrieben. "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie", erläuterte der Präsident der Wiesbadener Behörde, Georg Thiel, am Dienstag.

    Inflation
    :So teuer wurden Verkehr und Essen im Oktober

    Das Tanken war so teuer wie noch nie, die Lebensmittelpreise ziehen ebenfalls an. Wie hoch die Inflation bei einzelnen Produkten ist - der Überblick in interaktiven Grafiken.
    von Robert Meyer
    Taschenrechner an einem Tisch und Symbolgrafiken Züge, Kleidung, Friseur, Benzin und Wohnen
    Grafiken
    Energie kostete im November 38,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs von 43 Prozent im Oktober damit etwas ab. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Seit Jahresbeginn hat sich der Preisauftrieb den Angaben zufolge hier schrittweise verstärkt.
    Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent. Im Oktober hatte die Jahresinflationsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt um 0,5 Prozent.
    Quelle: dpa

    Mehr zu den steigenden Preisen

    Hintergründe zur Inflation