IG Metall: "Der Ausbildungsboykott muss ein Ende haben"
IG Metall kritisiert Unternehmen:"Der Ausbildungsboykott muss ein Ende haben"
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Die IG Metall wirft Arbeitgebern und Unternehmen mangelnde Ausbildungsbereitschaft vor. Gewerkschafts-Vorstand Hans-Jürgen Urban fordert ein Maßnahmenpaket.
"Die Arbeitgeber sollten endlich vom Modus des Jammerns in den Modus der Aktion umschalten", sagt IG Metall Gewerkschafts-Vorstand Hans-Jürgen Urban. (Symbolbild)
Quelle: dpa
In den Branchen der IGMetall sind in Deutschland rund 4,8 Millionen Menschen beschäftigt - aber nur 209.000 Menschen wurden laut aktueller Bilanz im vergangenen Jahr ausgebildet. Die Gewerkschaft kritisierte ein aus ihrer Sicht "ernüchterndes" Engagement der Arbeitgeber. "Wer nicht oder kaum ausbildet, darf kein Fachkräfteproblem beklagen", sagte Gewerkschafts-Vorstand Hans-Jürgen Urban.
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Den Angaben zufolge bildet knapp jeder fünfte Betrieb (19,1 Prozent) in Deutschland aus. In den ausbildenden Unternehmen wiederum seien weniger als fünf Prozent der Beschäftigten Azubis - in den Branchen der IG Metall seien es nur 4,3 Prozent. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban sprach von einem "Ausbildungsboykott". Der müsse ein Ende haben.
IG Metall: Ausbildungswachstum im Handwerk und der IT
Die meisten neuen Ausbildungsverträge gab es 2023 in Berufen des Handwerks im Bereich der IG Metall: 71.300 und damit zwei Prozent mehr als im Vorkrisenjahr 2019. In IT-Berufen stieg die Zahl der Auszubildenden im Vergleich zu 2019 sogar um elf Prozent auf 25.600.
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Insgesamt stand aber ein Minus unter dem Strich. Bei Kaufleuten und im Bereich Logistik gab es 2023 zehn Prozent weniger Ausbildungsverträge als 2019, insgesamt wurden 48.900 Verträge unterschrieben. Bei den Metall- und Elektroberufen betrug der Rückgang neun Prozent (42.700 Verträge), bei zweijährigen Ausbildungsberufen wie Maschinenführer oder Lageristin fünf Prozent (12.600 Verträge).
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Mehr freie Ausbildungsplätze als besetzte
IG-Metall-Vorstandsmitglied Urban erklärte, gleichzeitig blieben tausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Zum zweiten Mal in Folge lag 2023 die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen über der der noch suchenden Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl von Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, aber keinen bekommen, steige. Auch die Zahl derer, die keinen berufsqualifizierten Abschluss haben, ist hoch.
Gründe für Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt sind laut Gewerkschaft eine mangelnde Berufsorientierung während und nach der Schulzeit sowie regional ungleich verteilte und "unattraktive" Ausbildungsangebote der Unternehmen. "Dazu kommt oft eine rigide Einstellungspraxis mit zu hoch erwarteten formalen Bildungsabschlüssen", erklärte Vorstandsmitglied Urban.
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Gewerkschaft fordert breiteres Angebot und Maßnahmenpaket
Er forderte ein "Maßnahmenpaket" mit einem breiteren Angebot an qualifizierten und attraktiven Ausbildungsstellen, Jugendberufsagenturen und vor allem eine gesetzliche Umlagefinanzierung: Nicht ausbildende Betriebe müssten damit ausbildende Betriebe unterstützen.
Die IG Metall stützt ihre Ausbildungsbilanz 2023 nach eigenen Angaben auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesinstituts für Berufsbildung.