Wie Plug-ins ChatGPT und KI vorantreiben | Terra-X-Kolumne

    Kolumne

    Terra X - die Wissens-Kolumne:Wie Plug-ins ChatGPT und KI vorantreiben

    von Gert Scobel
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    Seit wenigen Wochen gibt es eine neue Version von ChatGPT, die viele spezialisierte Einzelanwendungen (Plug-ins) integriert hat. Doch nicht alle profitieren davon.

    Terra X - Die Wissens-Kolumne: Gert Scobel

    Eine KI ist so stark wie ihre Anwendungen. Selbst wenn sie in den Augen von Wissenschaftler*innen bereits Erstaunliches leistet - der eigentliche Test bleibt die Realität und damit der Alltag. Nach der ersten Schockstarre, die ChatGPT selbst in Fachkreisen verursachte, siegten bald schon Neugier und Pragmatismus.

    In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.

    Erfolglose Versuche, Entwicklungen zu verlangsamen

    Das Memorandum von Musk, Altman & Co mit dem Ziel, innezuhalten und die schnelle Entwicklung zu unterbrechen, erscheint heute nur noch als das, was es wohl von Anfang an war: ein Versuch selbst größeren Einfluss zu gewinnen. Die großen Tech-Konzerne wie OpenAI, Microsoft, Meta, Google oder das insgeheim von Elon Musk gegründete Unternehmen X.AI wollten damals Zeit gewinnen, um ihren eigenen Vorsprung auszubauen und transglobale Regeln zu definieren, um sie anderen aufzuerlegen.
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    Das plötzliche Interesse für Ethik war Attitüde. Einer der Gründe für den gemeinsamen Versuch war die Konkurrenz der Large-Language-Model-Technologie, die alles andere als ein Geheimnis ist. Die Open-Source-Angebote, die sich am Horizont bereits abzeichneten, drohten das Geschäftsmodell der Großkonzerne erheblich zu stören.

    Eine personalisierte KI für jeden

    Inzwischen ist die Personalisierung und damit Spezialisierung der große Trend im Umgang mit LLM-Programmen und generativer KI. Open-Source-Produkte sind im Netz frei verfügbar und lassen sich den eigenen Bedürfnisse anpassen - was allerdings ein Mindestmaß an Kenntnissen im Umgang mit dem Training etwa durch Big-Data-Algorithmen voraussetzt.

    Terra X - die Wissens-Kolumne
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    Mit Plug-ins wird KI userfreundlicher

    Es gibt jedoch noch eine zweite Entwicklung, die stark auf dem Vormarsch ist. Von kleineren, bereits professionalisierten Anbietern werden kleinere Programme und Plug-ins entwickelt, die eng umrissene, klar definierte Anwendungen ermöglichen. Schon in den ersten Wochen nach dem ChatGPT-Schock kamen userfreundlichere Anwendungen wie Call Annie auf den Markt, die mit Hilfe von Sprachein- und -ausgabe leicht zu bedienen waren oder wie Bing ohne weitere Kenntnis intuitiv bedienbar sind.
    Dagegen erfordert(e) die Nutzung des "klassischen" ChatGPT das Schreiben genauer und detaillierter Eingaben (Prompts), die eine Aufgabenstellung, die gewünschte Methode der Bearbeitung oder die Form der Präsentation des Ergebnisses möglichst genau festlegen.
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    Unzählige Nutzungsmöglichkeiten im Alltag

    Zuletzt konnten im Windschatten von ChatGPT unzählige spezialisierte Anwendungen schnell wachsen. Täglich entstehen maßgeschneiderte neue Programme, die ChatGPT nutzen, um bestimme Aufgaben zu erledigen. So können mit einem Plug-in Dokumente, Essays, wissenschaftliche Artikel, Geschäftsberichte oder ganze Bücher in beliebiger Sprache hochgeladen und dann von ChatGPT ausgewertet werden.
    Auf diese Weise lassen sich Artikel oder Bücher schnell zusammenfassen und beispielsweise in eine Hausarbeit einbauen. Andere Plug-ins können Lebensläufe oder Kostenvoranschläge generieren, die nächste Reise planen oder Codes generieren, Wikipedia durchsuchen, Dateien verwalten oder Sprachausgaben künstlich in unterschiedlichen Stimmen und Sprachen generieren.
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    Quantität vor Qualität

    All das klingt verlockend und genial. Meine eigene anfängliche Euphorie wurde jedoch bald gedämpft. Zusammenfassungen sind oft ungenau, häufig werden wesentliche Aspekte von Bedeutung ausgelassen (oder sogar erfunden). Profitieren können am ehesten die, denen es nicht auf Genauigkeit, sondern auf die Menge ankommt.
    Gert Scobel
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    Datenschutz oft mangelhaft

    Doch die Nutzer zahlen auch ihren Preis: Wer sich die Mühe macht, die Bestimmungen zum Datenschutz auf den jeweiligen Seiten zu lesen, wird je nach Temperament ängstlich oder wütend: Denn die Plug-in-Landschaft ist Wildnis, in der es keinerlei gesetzliche Regelungen zu geben scheint. Da es sich um KI-Anwendungen handelt, kann ich daher nur warnen - so verlockend die Angebote auch sein mögen.
    Was hochgeladen wird, fließt direkt in die Optimierung und das Gedächtnis der KI der jeweiligen Firma ein. Auch wenn das Angebot jetzt noch kostenfrei sein mag, definieren hochgeladene Informationen und das unbezahlte Training durch Millionen User schon jetzt den Wert und zukünftigen Preis von KI-Tools wie ChatGPT. Ob wir für unsere unbezahlte Arbeit bezahlen wollen, bleibt unsere Entscheidung.
    P.S.: Dieser Artikel wurde ohne Mitarbeit einer KI generiert.
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    ... ist Philosoph, Wissenschafts- und Kulturjournalist sowie Moderator der 3sat-Sendungen "SCOBEL" und "Buchzeit". Er beleuchtet und analysiert wissenschaftliche Diskurse. Besonders interessiert ist er an Aufklärung, Transformationsprozessen, der Förderung von Bewusstseinskultur und der Frage nach einer Ethik der Informatik, insbesondere der Künstlichen Intelligenz. Seit 2019 ist er mit "SCOBEL" auch als Youtuber aktiv - und kann cat content nicht ausstehen.

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