mRNA-Impfungen: Das Werkzeug der Zukunft - Terra-X-Kolumne
Terra X - die Wissens-Kolumne:Update mRNA-Impfstoffe – so sicher sind sie
von Jens Foell
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Vor wenigen Jahren waren sie Zukunftsmusik, jetzt tragen wir sie fast alle in uns. Haben die mRNA-Impfstoffe wirklich gehalten, was sie versprachen?
Terra X - Die Wissens-Kolumne: Jens Foell
"Ihre Zukunft ist extrem aussichtsvoll" schlussfolgert ein Bericht aus dem Fachjournal "Nature" - ein Optimismus, dem man in einem wissenschaftlichen Artikel nur selten begegnet. 2018, als der Bericht erschien, gab es mRNA-basierte Impfstoffe nur im Labor - heute sind die meisten von uns bereits mehrfach damit geimpft worden.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Auch laut einer anderen Prognose wirkten die neuen Impfstoffe wie Wundermittel: mRNA-Impfstoffe könnten im Vergleich zu klassischen Impfstoffen doppelt so schnell und zu einem Bruchteil der Kosten entwickelt werden. Ein einziges Labor sollte dadurch in der Lage sein, pro Jahr eine Milliarde Dosen für weniger als einen Euro pro Stück herzustellen. Ein unschätzbarer Vorteil bei einer globalen Pandemie, wie sie in der Virenforschung schon länger erwartet wurde.
Durch die Corona-Pandemie hat die mRNA-Forschung einen enormen Schub bekommen. Wie funktioniert die neue Technologie?14.12.2023 | 1:11 min
Viele Probanden ermöglichten schnelle klinische Phase
Als die Pandemie dann in Form von Corona auftrat, wurde die neue Entwicklungstechnik erstmals eingesetzt. Dabei durchliefen die mRNA-Impfstoffe die üblichen strengen Sicherheitstests, die aufgrund der riesigen Forschungsbudgets und der hohen Zahl an Infektionen aber sehr viel weniger Zeit in Anspruch nahmen als üblicherweise. Dann folgte die größte Impfaktion - und damit auch die größte Impfstoff-Evaluation - der Weltgeschichte.
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Neue Hoffnung bedeutet neues Risiko
Dass es dabei Sorgen gab, ist verständlich: Die mRNA-Impfung war etwas Neues, das gleich in großem Stil eingesetzt wurde. Es gab zwar Erfahrungswerte von Medikamenten auf mRNA-Basis, aber der Drang nach zusätzlichen Untersuchungen war sehr nachvollziehbar. Einige davon hatten aufsehenerregende Ergebnisse - die aber nicht wirklich aussagekräftig waren.
Bedenken unerwünschter Nebenwirkungen auf Forschungsebene
Erst gab es Bedenken wegen sogenanntem Frameshifting, einer unerwarteten falschen Übersetzung mancher genetischer Informationen im Impfstoff. Bei dessen Entdeckung wurde jedoch auch festgestellt, dass davon keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind. Dann ging ein Artikel durch die sozialen Medien, der von einem Risiko für Entwicklungsprobleme bei Ratten berichtete, wenn die Impfung in einer kritischen Schwangerschaftsphase des Muttertiers gegeben wurde. Dabei wurde den Tieren aber die empfohlene Dosis für Menschen gegeben - im Verhältnis ist das so, als würde man einer schwangeren Frau mehr als 300 Impfdosen auf einmal verabreichen.
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Realwelt-Daten geben Aufschluss
Solche Laborstudien sind zweifellos wichtig für die Forschung. Aber aussagekräftiger ist es, sich anzuschauen, wie es den Milliarden Empfänger*innen der mRNA-Impfungen seither ergangen ist. Daher haben Behörden wie die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bei bereits zugelassenen Wirkstoffen einen genauen Blick auf Berichte zu Nebenwirkungen geworfen - ein Standardvorgehen.
Die milderen, vorübergehenden Nebenwirkungen waren erwartbar: Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen. Relevanter sind schwere Nebenwirkungen, die vielleicht zu selten auftraten, um in den ausgiebigen Zulassungsstudien gefunden zu werden
Risikoabwägung zwischen Krankheitsfolgen und Impfnebenwirkungen
So wie das Risiko einer Herzmuskelentzündung: Je nach Wirkstoff und Dosis gab es zwischen einem und zehn Fällen dieser potenziell tödlichen Komplikation pro eine Million Geimpfter. Das ist bereits sehr selten, hinzu kommt aber noch, dass eine Covid-Infektion ebenfalls Herzmuskelentzündungen auslösen kann - und zwar mit einer viermal so hohen Wahrscheinlichkeit sowie mit schwereren Symptomen und höherer Todeswahrscheinlichkeit.
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Daher nennt die EMA das Sicherheitsprofil der zugelassenen mRNA-Impfungen trotz seltener Berichte über schwere Nebenwirkungen "sehr beruhigend". Das sagen sie auch vor dem Hintergrund, dass man seltene Nebenwirkungen niemals zu 100 Prozent ausschließen kann und dass man ohne die Impfung das Risiko eingehen muss, sich ungeschützt mit Corona zu infizieren.
mRNA-Impfungen als beachtliches Werkzeug der Zukunft
Können wir also behaupten, dass die aussichtsvolle Zukunft der mRNA-Impfungen inzwischen eingetreten ist? Schließlich ist Corona immer noch da und wird uns weiter begleiten. Aber während der Pandemie waren die neuen Impfungen essentiell, damit unsere Immunsysteme dem Virus nicht komplett schutzlos gegenüberstehen mussten. So haben sie zweifellos eine siebenstellige Zahl an Menschenleben gerettet. Das ist schon mal eine Leistung.
Und eins ist sicher: Die nächste Pandemie kommt bestimmt. Mit den mRNA-Impfstoffen haben wir dafür ein Werkzeug zur Hand, das noch im Jahr 2018 nur eine optimistische Zukunftstechnologie war.
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... ist promovierter Neuropsychologe, Bestsellerautor und Redakteur bei MAITHINK X. Seine Leidenschaft gilt der Vermittlung von Wissenschaft durch Forschende. Zu diesem Zweck gründete er den beliebten Twitter-Account "Real Scientists DE" und gibt regelmäßig Seminare und Vorträge zum Thema.
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