Erdogans Machtpoker mit Putin

    Verhandlungen in Sotschi:Erdogans Machtpoker mit Putin

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    Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan geben sich die Hand in Sotschi. Hinter ihnen eine Landkarte, die die Anrainer-Staaten des Schwarzen Meeres zeigt.

    Bei einem Treffen zum Getreidedeal ist die Türkei einmal mehr Vermittler. ZDFheute live zeigt, wo Erdogan zwischen dem Westen und Putin steht und wie er mit allen Seiten dealt.

    Verhandlungen in Sotschi: Erdogans Machtpoker mit Putin

    Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan verhandeln in Sotschi. Dabei ist die Rückkehr zum Getreideabkommen nur ein Thema, bei dem es offenbar kaum Bewegung gibt. Worum geht es den beiden Präsidenten noch?

    Putin fordert Aufhebung von Sanktionen

    Mit Blick auf den Transport von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer sagte Putin, erst bei Erfüllung aller russischer Forderungen werde dieses wieder erneuert. So müssten die Beschränkungen für den Export von russischen Agrarprodukten aufgehoben werden. Er beklagte einmal mehr, dass die westlichen Sanktionen den Export von russischem Getreide, von Dünger und Agrartechnik behindern würden.

    Putins Spiel mit dem Getreideabkommen ist zynisch. Russland verschärft den globalen Hunger.

    Annalena Baerbock (Grüne), Bundesaußenministerin

    Das Getreideabkommen war im vergangenen Jahr von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelt worden, bevor Russland es im Juli auslaufen ließ. Während Russlands Krieg gegen die Ukraine ist der türkische Präsident wiederholt als Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufgetreten. Er unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Kontakte. Für Erdogan ist es ein komplexer Machtpoker. 

    Erdogan: Keine Zweifel, dass Ukraine Mitgliedschaft in der Nato verdient

    Im Juli zeigte sich Erdogan noch offen für einen Beitritt der Ukraine in die Nato. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Ukraine die Mitgliedschaft in der Nato verdient", sagte der türkische Präsident nach einem Treffen mit dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Erdogan sagte damals aber auch, dass im Krieg zwischen Russland und der Ukraine "beide Seiten" zu "Friedensgesprächen zurückkehren" sollten. 
    Nicola Beer (FDP), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments im Vorfeld des Treffens auf Twitter
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    Auch mit Russland pflegt Erdogan weiter enge Kontakte. Das Nato-Mitglied Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland. Putin und Erdogan sollen ein enges Verhältnis unterhalten, das nach dem gescheiterten Putsch gegen Erdogan im Jahr 2016 begann, als Putin als erster internationaler Staats- oder Regierungschef der türkischen Regierung seine Unterstützung anbot.

    Nicht nur Getreideabkommen ist Thema in Sotschi

    Beim Treffen in Sotschi geht es somit nicht nur um das Getreideabkommen, sondern auch um Erdogans Positionierung zwischen der Nato, der Ukraine und Russland. Was will Erdogan mit dem Treffen in Sotschi erreichen? Welche Motive hat Putin? Wo stimmen die Interessen von Russland und der Türkei überein? Und verzockt sich Erdogan womöglich bei seinem Machtpoker?  
    Darüber spricht ZDFheute live mit den ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau und Jörg Brase in Istanbul sowie mit Daria Isachenko von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

    Ambivalente Wirtschaftsbeziehungen der Türkei

    Auch die wirtschaftlichen Verflechtungen der Türkei sind höchst ambivalent. Ankara unterhält sowohl Wirtschaftsbeziehungen zu Russland als auch zur Ukraine. So liefert die Türkei Drohnen-Bauteile an Russland und zugleich Kampfdrohnen des Typs Bayraktar TB2 an die Ukraine, was immer wieder zu kurzzeitigen Spannungen zwischen Ankara und Moskau führt. 

    Kiew profitierte von Waffenlieferungen aus Ankara

    2022 konnte sich die Ukraine so mit Hilfe türkischer Waffenlieferungen russischen Offensiven im Osten des Landes und gegen die Hauptstadt Kiew erfolgreich verteidigen. Darüber hinaus belieferte die Türkei die ukrainische Armee mit 200 BMC-Kirpi-Panzerfahrzeugen sowie vier Korvetten der türkischen Ada-Klasse, wie das Journal für Internationale Politik im Februar dieses Jahres berichtete.  
    Mit Material von AFP, AP, dpa und ZDF

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