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Die "Teppichkinder" von Indien

Indien ist das Land mit den weltweit meisten Kinderarbeitern. 60 Millionen Kinder müssen hier arbeiten - etwa 15 Millionen von ihnen unter ausbeuterischen Bedingungen. Sie arbeiten täglich bis zu 16 Stunden, überwiegend unter Einsatz ihrer Gesundheit.

Videolänge:
3 min
Datum:
17.12.2022

So wie die achtjährige Radhika. Radhika ist Teppicharbeiterin. Sie lebt, zusammen mit ihren Eltern, den vier Geschwistern und einigen Kühen, in einem der "Teppichdörfer" bei Agra. Eine extrem von Armut geprägte Region, etwa 240 Kilometer südöstlich von Delhi, am Fuße des weltberühmten Taj Mahal. Den genauen Namen des Dorfes möchte die Familie nicht genannt wissen. Zu groß ist die Angst vor Repressalien ihres Auftraggebers. Denn Kinderarbeit, die Auswirkungen auf die körperliche und seelische Entwicklung hat, ausbeuterisch, gesundheitsschädigend ist und vom Schulbesuch abhält, ist verboten. Auch Indien hat diese Konvention unterschrieben - setzt sie aber nicht um.

Radhika
Radhika
Quelle: ZDF/Ein Herz für Kinder

Ein Haus oder eine Wohnung, also ein Zuhause mit vier Wänden, Küche, Toilette und Kinderzimmer - so etwas kennt Radhikas Familie nicht. Alle leben um einen großen Knüpfstuhl herum. Dieser ist mit einem Dach notdürftig überdeckt. Radhikas Schlafpritsche steht gleich neben ihrem Arbeitsplatz. Spielzeug, Fernseher, Internet, irgendwelche Dinge zum Spielen oder zur Zerstreuung - all das haben die "Teppichkinder" von Agra nicht. Radhikas Tag besteht aus Arbeit. Und ihr Tag beginnt weit vor Sonnenaufgang. Doch bevor sie Knoten um Knoten knüpft, hilft sie bei der Hausarbeit und füttert die Kühe. Für die harte Arbeit am Knüpfstuhl - oft über 12 bis 16 Stunden am Tag - bekommt ein Kind wie Radhika umgerechnet nur etwa einen Euro.

Kinderarbeit nimmt wieder zu

Benjamin Pütter
Benjamin Pütter
Quelle: ZDF/Ein Herz für Kinder

Die mediale Aufmerksamkeit für die Ausbeutung der Kinder in den indischen Knüpfwerkstätten war in den 80er und 90er Jahren enorm. Doch heute schaut man nur noch selten in die Werkstätten, um sich ein Urteil über die Arbeitsbedingungen der Teppichhersteller zu bilden. Die Exporteure reagieren darauf und stellen die billigen, fleißigen Arbeiterkinder wieder ein. Um nicht auf sich aufmerksam zu machen, platzieren sie sogar Siegel auf den Teppichen: "Ohne Kinderarbeit hergestellt." Doch die Realität sieht anders aus: Es sind Fake-Siegel, wie auch der deutsche Kinderarbeitsexperte Benjamin Pütter weiß. Er schätzt, dass acht von zehn Billig-Teppichen, die man in Deutschland kaufen kann, mit Hilfe von Kinderarbeit produziert wurden. "Das ist Horror. Das muss sofort aufhören", fordert der Kinderarbeitsexperte. Kunden können auf das Siegel "good weave" achten. Teppiche, die dieses Siegel haben, sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ohne Kinderarbeit entstanden.

Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern

Benjamin Pütter ist evangelischer Theologe. Rund 90-Mal ist er bereits in Indien gewesen und hat schon viele Kinder aus der Sklaverei befreit. Hier in Deutschland klärt er über die Missstände der Kinderarbeit auf. "Bis zu 9000 Knoten knüpfen die Kinder pro Tag - jeden Tag. Nicht von Montag bis Freitag, sondern von Montag bis Sonntag. Bei dieser monotonen Arbeit kommt es immer wieder vor, dass ihnen die messerscharfe Sichel abrutscht und sie sich verletzen. Wenn sie eine blutige Wunde haben, bekommen sie einfach Phosphor in die Wunde geträufelt. Das tut höllisch weh, die Kinder schreien, vor Schmer,zen. Aber: Die Wunde hört sofort auf zu bluten und so können die Kinder sofort weiterarbeiten. Einen Ausfall kann sich die Familie nicht leisten. Die Eltern sind meist Analphabeten, kommen aus der untersten Kaste und kämpfen täglich darum, die Familie ernähren zu können."

Eine Schule für Rhadika und 50 weitere Kinder

Benjamin Pütter hat eine Vision, die er gemeinsam mit seinem Verein "Xertifix Sozialprojekte e.V." und EIN HERZ FÜR KINDER umsetzen möchte. Mit der Unterstützung von EIN HERZ FÜR KINDER möchte Benjamin Pütter eine Schule errichten, damit auch Radhika und 50 weitere "Teppichkinder" eine Zukunft haben. Dabei hilft jeder noch so kleine Betrag.

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