Am Freitag beginnt das WM-Turnier in Dänemark. Der Weg zum Titel führt nur über das Mutterland des Eishockeys – für Deutschland geht es zunächst darum, das Viertelfinale zu erreichen.
Man stelle sich vor, die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt – doch in England, Deutschland, Spanien und Italien läuft noch die nationale Meisterschaft. Die besten Spieler der Welt sind deshalb nicht dabei, sie spielen noch für ihre Klubs. Unvorstellbar, oder? Im Eishockey ist diese Situation ganz normal. Am Freitag beginnt die 82. Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark (bis 20. Mai). Doch viele Stars kämpfen noch in der nordamerikanischen NHL um den Stanley Cup – darunter auch zwei Deutsche.
Für den internationalen Eishockey-Verband IIHF ist es gar nicht so leicht, sein wichtigstes Turnier anständig zu vermarkten. Die Weltmeisterschaft findet jedes Jahr statt - und bis zuletzt bleibt das Turnier ein Verschiebebahnhof: Scheiden während der Weltmeisterschaft weitere Teams in der NHL aus, können Spieler nachnominiert werden. Auch Deutschland kann davon profitieren, aktuell spielen Angreifer Tom Kühnhackl (Pittsburgh Penguins) und Torhüter Philipp Grubauer (Washington Capitals) gegeneinander.
McDavid, Draisaitl und Kane die Top-Stars
Trotzdem wird in Dänemark schon ab Freitag großes Eishockey geboten. Immerhin sind in Kopenhagen (12.500 Zuschauer) und Herning (11.000 Zuschauer) bereits zu Turnierbeginn mehr Superstars dabei als noch bei den Olympischen Spielen im Februar, als Deutschland sensationell die Silbermedaille holte. Da war nämlich kein einziger NHL-Spieler am Start, die Liga spielte weiter. Der koreanische Markt war für die Amerikaner nicht interessant genug.
Nun dürfen immerhin die Akteure kommen, die mit ihren Teams in der Meisterschaft bereits ausgeschieden sind. Und das sind große Namen: Das Jahrhunderttalent Connor McDavid kommt von den Edmonton Oilers, genau wie der deutsche Superstar Leon Draisaitl. Torjäger Patrick Kane von den Chicago Blackhawks führt Team USA an.
Russen feuern ihren Trainer kurz vor Turnierbeginn
Schweden nominierte bislang bereits zehn NHL-Spieler, doch vor allem die Kanadier fahren nach der Finalniederlage im Vorjahr gegen die „Tre Kronors“ mächtig auf: 15 Spieler der Ahornblätter sind in einer ersten Runde des NHL-Drafts ausgewählt worden, drei sogar an Position eins. Einzig Sidney Crosby, der wohl beste Eishockeyspieler der Welt, fehlt – er spielt noch mit Pittsburgh um den Titel.
Womit der Top-Favorit der WM auch schon benannt wäre: An Kanada führt kaum ein Weg vorbei, Schweden, die USA und Russland gehören zu den weiteren Top-Teams – auch wenn die Russen vornehmlich auf Spieler aus der heimischen KHL, immerhin zweitstärkste Liga der Welt, setzen. Dennoch gab es von den Russen überraschende Nachrichten. Sie feuerten kurz vor Turnierbeginn Olympia-Goldtrainer Oleg Znarok und ersetzten ihn durch Ilja Worobjew. Aus „psychischen Gründen“, wie es nebulös heißt. Was das für die „Sbornaja“ bedeutet, bleibt abzuwarten.
Deutschland will das Viertelfinale erreichen
Und das deutsche Team? Das ist eine Wundertüte. Viele Silbermedaillengewinner von Südkorea sind nicht mehr dabei, es gab einige Absagen für Bundestrainer Marco Sturm. Die Spieler vom Deutschen Meister Red Bull München und dem Finalgegner Eisbären Berlin stießen erst in der letzten Vorbereitungswoche zum Team.
In der schweren Herninger Vorrundengruppe mit Kanada, den USA, Finnland, Gastgeber Dänemark, Norwegen, Lettland und Südkorea wird es erst einmal darum gehen, mindestens die vier letztgenannten Teams hinter sich zu lassen, um das Viertelfinale zu erreichen. Die Aufgabe ist, auch weil in Draisaitl, Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer drei NHL-Profis im Aufgebot sehen, durchaus machbar. Sollte der Sprung unter die besten acht Teams gelingen, ist alles möglich. Denn dass „Team Germany“ kämpfen kann, hat der Sturmsche Haufen bei Olympia mit Bravour unter Beweis gestellt.
Zwei Gruppen, acht Teams
Der Modus der WM ist simpel: Es gibt zwei Gruppen mit je acht Teams, jede Mannschaft bestreitet also sieben Vorrundenspiele. Deutschland spielt in der Gruppe B, in der anderen Gruppe in Kopenhagen treffen Weltmeister Schweden, Russland, Tschechien, Slowakei, Schweiz, Frankreich, Weißrussland und Österreich aufeinander.
Die ersten vier Teams jeder Vorrundengruppe ziehen ins Viertelfinale ein, die jeweils Letzten steigen ab. Da gab es schon einmal deutlich vermurkstere Spielmodi mit Vorrunden, Zwischenrunden, Abstiegsrunden und so weiter. Nun ist es ganz einfach: Die Besten kommen weiter, die Schwächsten fliegen raus.
Bleibt nur zu hoffen, dass Draisaitl und seine Teamkameraden zur ersteren Kategorie gehören.