Syrskyj: Kann er Putins Truppen stoppen?

    Schwierige Lage in der Ukraine :Syrskyj: Kann er Putins Truppen stoppen?

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    Oleksandr Syrskyj ist der neue Armeechef der Ukraine

    Oleksandr Syrskyj ist der neue Armeechef der Ukraine. Kann er Erfolge gegen Russland erzielen? Militäranalyst Remmel und ZDF-Reporterin Eigendorf bei ZDFheute live.

    Kann Syrskyj Putins Truppen stoppen?

    Landesweit haben in der Ukraine wieder die Sirenen geheult. Russland hat erneut viele Regionen der Ukraine angegriffen, darunter vor allem die Infrastruktur, aber auch Wohnhäuser und Schulen seien getroffen worden.
    Die ukrainischen Streitkräfte haben unterdessen die Zerstörung eines großen russischen Landungsschiff vor der Halbinsel Krim gemeldet. Insgesamt jedoch verschlechtert sich nach Angaben von Beobachtern seit Tagen die Lage ukrainischer Truppen an der Frontlinie im Osten des Landes.

    Neuem Armeechef droht Niederlage in Awdijiwka

    So sei ein Korridor für den Nachschub der Garnison bei Awdijiwka nach monatelangen Kämpfen auf weniger als fünf Kilometer geschrumpft. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf bezeichnet die Lage dort als "sehr deprimierend", die Soldaten würden offen darüber reden, "dass es kaum möglich ist, die Stadt Awdijiwka zu halten". Dafür fehle ihnen "Munition, technische Ausrüstung und die Leute".
    Unterdessen hat die Ukraine nach eigenen Angaben Soldaten aus einigen Teilen der strategisch wichtigen Stadt abgezogen, an ihre Stelle sei eine kampferprobte Spezialeinheit zur Verstärkung geschickt worden.

    Bewährungsprobe für Syrskyj

    Der von Präsident Selenskyj neu ins Amt berufene Armeechef Oleksandr Syrskyj steht damit vor einer großen Aufgabe und Bewährungsprobe. Wenige Tage nach seiner Ernennung hat er die ukrainischen Truppen an der Front bei Awdijiwka und Kupjansk besucht.
    "Das operative Umfeld ist äußerst komplex und belastend", sagte Syrskyj. "Die russischen Besatzer verstärken weiterhin ihre Bemühungen und haben einen zahlenmäßigen Vorsprung an Personal." Zudem setze die russische Luftwaffe massiv Lenkbomben ein. Ukrainische Positionen würden ständig von der russischen Artillerie beschossen, erklärte er.

    Ukraine geht die Munition aus

    Im Interview mit ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf sagte der ukrainische Armeechef: „Mich beunruhigt vor allem die Munition und die Menschen. Es ist schwer.“
    Auch die USA sehen die Probleme der Ukraine: "Wir erhalten immer öfter Berichte über ukrainische Soldaten, denen an der Front die Munition ausgeht oder die sie sogar rationiert haben", sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. Durch fehlende Lieferungen von Munition, Luftabwehrsystemen und anderer Ausrüstung werde die Position der Ukrainer geschwächt, betonte er.
    Kann der neue Armeechef Syrskyj die ukrainischen Truppen zu neuen Erfolgen gegen Russland führen? Bekommt die Ukraine dafür genug militärische Unterstützung aus dem Westen? Darüber spricht ZDFheute live mit Militäranalyst Hendrik Remmel und ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf in Kiew.

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    Studie: Dramatische Munitionsengpässe

    Berechnungen des Militärexperten Gustav Gressel und des Publizisten Markus Welsch verdeutlichen den katastrophalen Munitionsengpass seitens der Ukraine.
    Demnach benötigen die Soldaten allein für das Szenario einer "minimalen Verteidigung" mindestens 5.000 Standardgeschosse pro Tag oder 1,8 Millionen im Jahr. Die bisher für dieses Jahr angekündigten Lieferungen aus den USA und Europa liegen der Studie zufolge deutlich darunter: bei nur 3.600 Schuss.
    Der Erfolg oder Misserfolg der Ukraine entscheidet sich zu einem guten Teil im Westen, so Gressel. Das schwierigste für die Ukraine sei die Planungsunsicherheit, weil unklar ist wann weitere Lieferungen kommen.

    US-Senat einigt sich auf Milliardenpaket für die Ukraine

    Falls aber die USA dauerhaft ausfallen sollte als bislang größter finanzieller Unterstützer der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland, könnte Selenskyj im Laufe dieses Jahres möglicherweise nochmal eine halbe Millionen Geschosse aus dem Westen fehlen.
    Derzeit steht die weitere Unterstützung auf der Kippe: Nach wochenlangen Verhandlungen hat sich der US-Senat auf ein milliardenschwere Hilfspaket für die Ukraine geeinigt. Das Paket, das sowohl Unterstützung für Israel und die Ukraine enthält, hat ein Gesamtvolumen von umgerechnet rund 88 Milliarden Euro, darunter knapp 56 Milliarden Euro für die Ukraine, der Großteil davon für militärische Unterstützung.
    Unterstützer des früheren US-Präsidenten Donald Trump unter den Republikanern lehnen das Gesetzesvorhaben bislang ab. Auch der Sprecher des Repräsentantenhauses, Johnson, kündigte vor der Abstimmung im US-Senat an, den Entwurf nicht zur Abstimmung zu stellen und ihn zu blockieren.  

    Das von den Republikanern geführte Repräsentantenhaus wird sich nicht unter Druck setzen oder zwingen lassen, ein Gesetz über Auslandshilfe zu verabschieden.

    Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses

    US-Präsident Biden hatte das Repräsentantenhaus daraufhin in ungewohnt scharfen Worten aufgefordert, dem Gesetzentwurf zuzustimmen, "um Putin die Stirn zu bieten". Die Geschichte schaue zu. Den Entwurf abzulehnen, spiele Putin in die Hände.
    Mit Material von AP, Reuters, dpa, AFP und ZDF

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