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Alkohol in der Schwangerschaft

Alkohol in der Schwangerschaft

Schon geringe Mengen Alkohol während der Schwangerschaft können großen Schaden anrichten und zu einem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) beim Kind führen. Das FAS ist die häufigste nichtgenetische Ursache für geistige Behinderungen in Deutschland.

Datum:
06.09.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Der Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für angeborene Fehlbildungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen. Jedes Jahr, so schätzen Experten, kommen zwischen 3.000 und 4.000 Kinder mit einer sogenannten  fetalen Alkoholspektrumstörung – kurz FASD – zur Welt.

Woran erkennt man FASD?

Mediziner unterscheiden zwei Formen dieser Erkrankung: das partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS) und das fetale Alkoholsyndrom (FAS), die schwerste Form von FASD. Im Unterschied zum partiellen FAS zeigen die betroffenen Kinder auch äußerlich sichtbare Merkmale wie Kleinwuchs, Untergewicht, einen Mikrozephalus (sehr kleiner Kopf) und Fehlbildungen im Gesichtsbereich wie kleine Augen, enge Lidspalten, vorstehende Nasenlöcher oder ein schmales Lippenrot vor allem der ebenfalls schmalen Oberlippe.

Hinzu kommen oftmals Fütterstörungen, motorische Unruhe und ausgeprägte Schlafstörungen in der Säuglingszeit. Mit dem Heranwachsen neigen die Betroffenen zu einer ADHS/ADS-Symptomatik, oft haben sie kognitive Einschränkungen und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion. Darüber hinaus haben FAS-Kinder große Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, sie sind leicht abzulenken, können sich Dinge nicht lange merken, und sie können komplexe, kausale Zusammenhänge nicht erfassen.

Hohe Dunkelziffer bei FASD

Weinglas und Flasche
Das "gesunde Gläschen Wein" hat fatale Folgen für ein Kind im Mutterleib - oft bleiben die aber unerkannt und sind daher unterschätzt.
Quelle: imago / blickwinkel

Nur bei wenigen Kindern mit FASD wird das Syndrom diagnostiziert. Experten schätzen, dass es sogar nur rund zehn Prozent sind, bei denen das fetale Alkoholsyndrom erkannt wird. Die Gründe dafür sind genauso vielschichtig wie die Erkrankung selbst. Da die meisten FAS-Kinder in Pflegefamilien leben, ist in aller Regel die Vorgeschichte der leiblichen Mutter nicht bekannt. Hinzu kommt das nach wie vor mangelnde Wissen über die Symptome dieser Erkrankung unter Kinderärzten. Denn häufig lautet die Erstdiagnose: ADHS.

40 Prozent der betroffenen Kinder haben auch ADHS, also eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung, und das auch noch im Erwachsenalter, aber diese ist eben nur eine von vielen Beeinträchtigungen. Mittlerweile gibt es in ganz Deutschland verschiedene FASD-Zentren, in denen auffällige Kinder auf FASD untersucht werden und sich Pflegeltern informieren beziehungsweise beraten lassen können.

Frühzeitige Diagnose bei FASD wichtig

Eine frühzeitige Diagnose von FAS – noch vor der Einschulung – ist ganz wichtig, um damit die Möglichkeit für positive Entwicklungsbedingungen zu schaffen beziehungsweise um die richtige Förderung zu bekommen: Einzelfallhilfe, Frühförderung und schulische Begleiter. Da es eine anerkannte Behinderung ist, werden die Kosten von den Krankenkassen beziehungsweise Sozialämtern bezahlt.

Aufgrund ihrer Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten besuchen diese Kinder vorwiegend Schulen mit einem sonderpädagogischen Auftrag. Klare Regeln, ein strukturierter Alltag und vor allem ein Lernumfeld, das sie fordert, aber nicht überfordert, sind wichtig für die weitere Entwicklung.

„Das heißt, sie brauchen sowohl in der Schule als auch zu Hause viel Beachtung, sie brauchen auch viel Lob, sie brauchen im Unterricht den Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe, sodass sie ihre Unruhe auch immer mal wieder ausleben dürfen und sie brauchen natürlich immer das Gefühl, dass sie was schaffen können. Wenn die Überforderung eintritt, dann wendet sich das ganz schnell und sie verfallen wieder in negatives Verhalten.“
Melitta Kusenberg, Sonderpädagogin, Parzival-Schule Berlin

Leben mit FAS

Das fetale Alkoholsyndrom ist nicht heilbar. Es begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Viele von ihnen werden auch nie ein eigenständiges Leben führen können, brauchen im Erwachsenenalter weiterhin professionelle Betreuung. Das ist oft die größte Herausforderung, denn in vielen Ämtern, Behörden und Gerichten ist die Erkrankung immer noch weitestgehend unbekannt.

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