Engagement für die Gesellschaft
Das "Berliner Theatertreffen" ist seit über 50 Jahren das wichtigste Theaterereignis im deutschsprachigen Raum. Kritisch, leidenschaftlich, politisch, das ist Theater und das ist auch das "Berliner Theatertreffen". Alljährlich werden seit 1964 die zehn interessantesten und relevantesten Inszenierungen der letzten Spielzeit aus Österreich, der Schweiz und Deutschland im Mai nach Berlin eingeladen: zukunftsweisende Arbeiten, die gesellschaftliche Themen auf der Bühne verhandeln. Neben den Neuinterpretationen der großen Stoffe kommen verstärkt auch Texte zeitgenössischer Dramatiker zur Aufführung, es geht um Krisen, Krieg, Flucht und Vertreibung, um Intoleranz und das Anders- Sein. Vielgestaltige Werke als ein Spiegel der Zeit und der politischen Umstände.
Seit 1996 berichtet 3sat über dieses wichtige Theaterereignis und zeigt unter dem Titel Starke Stücke jeweils drei der zum "Berliner Theatertreffen" eingeladenen Inszenierungen zur besten Sendezeit in seinem Programm.
2021 waren dies die Werke "Maria Stuart" vom Deutschen Theater Berlin, "Graf Öderland", eine Koproduktion von Theater Basel und Residenztheater München und "Automatenbüfett" vom Burgtheater Wien.
3sat-Preis für Thiemo Strutzenberger
Jährlich verleiht 3sat im Rahmen des Berliner Theatertreffens den mit 10.000 Euro dotierten "3sat-Preis", mit dem eine oder mehrere Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis der eingeladenen Ensembles für richtungsweisende, künstlerisch-innovative Leistungen ausgezeichnet werden.
Quelle: ZDF/Birgit Hupfeld
Der 3sat-Preis 2021 ging an Thiemo Strutzenberger für seine darstellerische Leistung in Stefan Bachmanns Inszenierung "Graf Öderland". Darauf verständigte sich die Jury, bestehend aus Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens, Andreas Klaeui, Autor, Theaterkritiker, Kulturredakteur und Mitglied der Theatertreffen-Jury, und Wolfgang Horn, Redakteur in der ZDF-Redaktion Musik und Theater. In der Koproduktion von Theater Basel und Residenztheater München spielt Thiemo Strutzenberger den Staatsanwalt Martin, der einen blutigen Feldzug gegen den gesellschaftspolitischen Status quo führt.
Die Jury zur Begründung: "Max Frischs 'Graf Öderland' ist ein irrationaler Amoklauf aus der sozialen Mitte heraus. Ein Staatsanwalt, der Welt und Recht nicht mehr sortieren kann, und ein Mörder ohne Motiv verschmelzen zum Monsterbild von 'Graf Öderland mit der Axt in der Hand'. Stefan Bachmann inszeniert den Albtraum der Zivilisation, einen Rausch der Gewalt. Der Schauspieler Thiemo Strutzenberger ist darin ein Hochrisiko-Öderland, für den die Trennlinien von Wachtraum und panischer Klarheit längst durchlässig sind und bei dem Entfremdung, kulturelles Unbehagen, zivilgesellschaftlicher Überdruss in die pure Aggression umschlagen: die traumatische Quintessenz eines Wutbürgers."