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Über die Bedeutung von qualitativen und quantitativen Leistungskennzahlen

Fernsehrat Klaus Brunsmeier über die Selbstverpflichtungserklärung des ZDF

Fernsehrat Klaus Brunsmeier sieht „große gesellschaftliche Herausforderungen“ für das ZDF. Seiner Ansicht nach sollte die ökologisch-soziale Transformation in allen Formaten im Fokus stehen.

Porträt Fernsehratsmitglied Klaus Brunsmeier
Fernsehratsmitglied Klaus Brunsmeier
Quelle: BUND e.V./Stefan Hölting

#Fernsehrat: Glaubwürdig, innovativer, vielfältiger und transparent - so lauten die zentralen programmlichen Ziele der aktuellen Selbstverpflichtungserklärung (SVE), auf die sich das ZDF gegenüber dem Fernsehrat für die kommenden zwei Jahre (2023/2024) verpflichtet. In welchem Bereich sehen Sie noch besonders Luft nach oben?

Klaus Brunsmeier: Der Strategieprozess „Ein ZDF für alle“ eröffnet dem Sender gute Möglichkeiten, die zentralen programmlichen Ziele aus der aktuellen SVE „glaubwürdig, innovativ, vielfältig und transparent“ umzusetzen. Dabei müssen große gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. die dringend notwendige ökologisch-soziale Transformation in allen Formaten genauso im Fokus stehen wie der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.

Mit der Ergänzung in der Präambel des 3. Medienänderungsstaatsvertrages, dass die beiden Säulen des dualen Rundfunksystems die Verantwortung dafür tragen, die Grundsätze der Nachhaltigkeit zu beachten, wurde eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, dass eine intensive Auseinandersetzung mit der drohenden weltweiten Klimakatastrophe möglich wird.

Glaubwürdig und innovativ, vielfältig und transparent wird das ZDF dies aber nur leisten können, wenn der Sender selbst zeitnah auch klimaneutral arbeitet. Dafür muss der Sender bei den KEF-Anmeldungen einen ausreichenden Bedarf an Kompensation mit einpreisen und die KEF diesen Bedarf bei ihrer Überprüfung der Anmeldung auch genehmigen.

Die Landesparlamente müssen dies bei der Festsetzung des Beitrages berücksichtigen.

#Fernsehrat: Die Selbstverpflichtungserklärung setzt auch auf breite Nutzung der Programminhalte. Wie wichtig sollten quantitative Leistungskennzahlen wie Abrufe, Sehvolumina und Reichweiten für einen öffentlich-rechtlichen Anbieter wie das ZDF sein?

Brunsmeier: Die Qualitätsinhalte des ZDF-Programms werden in Zukunft nur dann noch ihre Wirkung entfalten können, wenn sie ergänzend zum linearen Ausspielungsweg durch das geänderte Nutzungsverhalten der Zuschauer*innen auch plattformübergreifend in der ZDFmediathek, bei YouTube, Instagram und TikTok  u.a. angenommen werden.

Quantitative Leistungskennzahlen sind nicht allein entscheidend, aber öffentlich-rechtliche Qualitätsinhalte eines „ZDF für alle“ müssen dann auch für „alle“ Nutzer*innen zugänglich und interessant sein. Und ob das gelungen ist, muss in qualitativen und quantitativen Leistungskennzahlen nachgewiesen werden.

#Fernsehrat: Der Fernsehrat betrachtet es als seine wichtigste Aufgabe, über Programmqualität zu debattieren. Der Instrumentenkasten für die Beurteilung der Programmqualität wird immer umfangreicher, die Werkzeuge präziser. Welche Instrumentarien sind in Ihren Augen besonders hilfreich für den Fernsehrat?

Brunsmeier: Für mich ist z.B. für die Beurteilung der Programmqualität ein Instrument, wenn nachprüfbar ist, wie verschiedene Formate und Ausspielwege ein Thema umfänglich und nachhaltig bearbeiten. Ein aktuell gutes Beispiel dafür ist der Natur-Thriller „Der Schwarm“, der pünktlich zur Weltmeereskonferenz gezeigt wird und durch ausführliche Dokumentationen zur Situation der Meere begleitet wird, idealerweise als Green Production.

Insofern begrüße ich es, dass sich das ZDF in seiner Selbstverpflichtungserklärung zu deren Einhaltung zunächst bei über 50 % der fiktionalen Produktionen verpflichtet hat, für mich ein wichtiges Qualitätsmerkmal.

#Fernsehrat: Für eine verlässliche Qualitätsmessung bezieht der Fernsehrat ab seiner Sitzung im März ein Panel von unabhängigen Expertinnen und Experten in den SVE-Prozess ein. Was erwarten Sie sich von der zusätzlichen Expertise?

Brunsmeier: Der Fernsehrat als Aufsichtsgremium hat 60 Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Die entsandten Vertreter*innen sollen die Vielfalt der Gesellschaft abbilden und sollen so die Programmqualität aus unterschiedlichen Sichten beurteilen.

Mit dem 3. Medienänderungsstaatsvertrag erhalten die Aufsichtsgremien weitergehende Befugnisse. Während sie bisher primär Überwachungs- und Beratungsfunktionen wahrgenommen haben, sollen sie nun beispielsweise über eine „wirtschaftliche und sparsame Haushalts- und Wirtschaftsführung“ wachen sowie Richtlinien zu Qualitätsstandards und deren Überprüfung aufstellen.

Besonders auch für diese neuen Aufgaben erwarte ich mir von den unabhängigen Expert*innen wissenschaftliche Expertise aus der Medienpraxis, Medienwandel und Medienkonvergenz sowie zur Transformation und Digitalisierung für den SVE-Prozess.

Zur Person: Klaus Brunsmeier ist seit 2010 Mitglied des ZDF-Fernsehrates und Mitglied im Programmausschuss Programmdirektion sowie des Ausschusses für Finanzen, Investitionen und Technik. Seit Dezember 2016 ist er Mitglied im Nationalen Begleitgremium gem. Standortauswahlgesetz StandAG (Suche nach einem Standort für ein (End-)Lager für wärmeentwickelnden hoch radioaktiven Atommüll in Deutschland) Seit 1998 geschäftsführender Landesvorstand des BUND NRW e.V., seit 1987 Vertreter der Naturschutzverbände im Regionalrat Arnsberg, seit 1990 Leiter des Zentrums für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege an der Heesfelder Mühle in Halver (Märkischer Kreis, Sauerland).

Die Sachverständigen

Das Panel für die Selbstverpflichtungserklärung 2023/2024 besteht aus drei unabhängigen Expertinnen und Experten:

  • Porträt Dr. Sascha Hölig

    Leibniz-Institut für Medienforschung, Hans-Bredow-Institut

  • Porträt Prof. Dr. Birgit Stark

    Institut für Publizistik / Johannes Gutenberg-Universität

  • Porträt Philipp Künstle

    Erich Pommer Institut gGmbH

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