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Das unsichtbare Netz

Pionier der drahtlosen Kommunikation

"Funken" wird die neue Technik in Deutschland genannt, weil eine Funke die elektromagnetische Welle freisetzt.

Mit Funkwellen will Guglielmo Marconi Informationen drahtlos über große Entfernungen übermitteln. Seine Erfindung wird zum Einstieg in ein neues Kommunikationszeitalter.

Datum:
13.02.2011
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Radio hören, mobil telefonieren und mit WLAN im Netz surfen - heute ist für uns die Funktechnik alltäglich. Vorangetrieben hatte die drahtlose Telegrafie Anfang des 20. Jahrhunderts der junge Italiener Guglielmo Marconi - vor allem für den Schiffsverkehr: Ohne Funk waren in Not geratene Seeleute damals auf sich allein gestellt. Das wollte der Tüftler ändern. Den endgültigen Durchbruch erfuhr seine Technologie ausgerechnet durch ein tragisches Unglück, das die Welt erschütterte.

Guglielmo Marconi ist früh fasziniert von der Elektrizität. Schon als Zehnjähriger baut der junge Italiener eine Anlage auf das Dach seines Elternhauses, um Blitze einzufangen. Als er hört, dass man mit elektromagnetischen Wellen Signale senden kann, will er das selbst ausprobieren: Mit 16 Jahren macht Marconi in der elterlichen Dachstube seine ersten Experimente. Drahtlose Telegrafie nennen Wissenschaftler diese Form der Signalübertragung.

Signale mittels Wellen übertragen

Jahrelang arbeitet Guglielmo Marconi an einer Verbesserung der Technik. Er will es schaffen, die elektrischen Schwingungen über weite Entfernungen zu übermitteln und dabei auch Berge zu überwinden, weshalb er seine Forschung im Sommer 1895 auf die Schweizer Alpen ausweitet. Als sich weder in Italien noch in der Schweiz jemand für seine Erfindungen interessiert, reist der inzwischen Anfang 20-Jährige nach London. Seine Mutter ist Engländerin und gehört zu einer vermögenden Familie mit guten Kontakten zu Kaufleuten. Im fortschrittlichen England hofft Marconi, auf mehr Interesse zu stoßen und auf Unterstützung durch seine Verwandten.

Dort verschafft die Verbindung der neuen Technologie mit seiner zweiten großen Leidenschaft, der Seefahrt, dem jungen Tüftler endlich den ersehnten Erfolg. Bislang können Seeleute nur über Sichtkontakt mit anderen Schiffen oder Stationen an Land kommunizieren, beispielsweise durch Flaggensignale. Geraten ihre Schiffe auf offenem Meer in Gefahr, sind sie auf sich allein gestellt. Gerade in solchen Fällen könnte die neue Funktechnologie Abhilfe schaffen.

Zwischen Schiffen kommunizieren?

In der damals bedeutendsten Seefahrtnation England zieht der junge Italiener mit seiner Erfindung die Aufmerksamkeit auf sich. Öffentlich demonstriert er, wie elektromagnetische Wellen eine kleine Glocke zum Läuten bringen können - ohne jede Drahtverbindung. Guglielmo Marconi versichert, diese Technologie funktioniere auch über weite Entfernungen.

Seine verheißungsvolle Idee verspricht für die Schifffahrt und hier vor allem für militärische Zwecke von enormer Bedeutung zu sein: Mit dem Funk könnte man zwischen beweglichen Stationen kommunizieren - zwischen Schiffen des Heers und der Kriegsmarine. Über Nacht wird Marconi zur Berühmtheit.

Gewinnbringendes Geschäft

In London treibt der Forscher seine Experimente zunächst an Land weiter und versucht, immer weitere Distanzen zu überbrücken - inspiriert von Versuchen des deutschen Physikers Heinrich Hertz zur Übertragung der elektromagnetischen Wellen. Schließlich gelingt es ihm, mit einem Sender und einem Empfänger Signale über mehrere hundert Meter zu übermitteln. 1897 erhält er dann endlich das langersehnte Patent in London: Ihm wird die Priorität an der "drahtlosen Übermittlung elektrischer Impulse" eingeräumt. Ein Meilenstein in seiner Karriere.

Nur wenig später kommt es zu einem wegweisenden Vertrag: Marconi hatte schon länger mit Geschäftspartnern seiner englischen Familie verhandelt. Die Gruppe von Whiskybaronen und Kaufleuten gründet die "Wireless Telegraf und Signal Company", eine Gesellschaft für drahtlose Telegrafie. Mit 23 Jahren ist Marconi ein reicher Mann: Für sein Patent erhält er 15.000 Pfund, heute rund 1,2 Millionen Euro, 25.000 Pfund zur weiteren Entwicklung seiner Technik und ihm gehören 60 Prozent der Firmen-Aktien, deren Wert sich binnen sechs Monate verdreifacht.

Verbindung über den Ärmelkanal

Doch um Schiffe zu erreichen, muss Marconis Technik auch auf dem Wasser und über weite Distanzen funktionieren. Mit unterschiedlichen Materialien versucht er, die Reichweite seiner Wellen zu verbessern und die Empfindlichkeit seines Empfängers zu steigern. Bald steht der erste Funkverkehr von Schiff zu Land.

Erste drahtlose Transatlantik-Verbindung

Anfang 1899 gelingt dem Italiener die erste drahtlose Verbindung über den Ärmelkanal - von Dover ins nordfranzösische Wimereux. Entlang der englischen Küste richtet er bald eine Reihe von Teststationen ein. Eine der Ersten in Cornwall hat eine Reichweite von rund 180 Meilen und meldet frühzeitig die Ankunft von Schiffen nach London weiter. Jetzt interessieren sich mehr und mehr Schifffahrtslinien für die neue Technik. Marconi überwindet immer größere Strecken. Am 18. Januar 1903 steht die erste transatlantische Kommunikation. Von einer Station in Massachusetts tauscht er Grußbotschaften zwischen dem US-Präsident Theodore Roosevelt und dem König von England Eduard VII. aus. Ein überwältigender Erfolg für Marconi, der sein ganzes privates Vermögen darin investiert hat, die dafür notwendigen riesigen Generatoren aufzustellen und kilometerlange Antennenkabel zu spannen. Marconi erringt mit seinem Transatlantik-Experiment zwar einen überwältigenden Erfolg. Doch er weiß, dass es noch Jahre dauern kann, bis das System über diese große Distanz zuverlässig funktioniert und verschiedene Frequenzen genutzt werden können, um zwischen Signalen mehrerer Schiffe differenzieren zu können. Seinem Ziel, Schiffe aus der Isolation zu holen, ist er aber einen weiteren Schritt näher gerückt. Und noch mehr: 1909 erhält er zusammen mit dem deutschen Physiker Karl Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik.

Queen Victoria lässt sich von Marconi auf ihrem privaten Anwesen auf der Isle of Wight eine Anlage installieren. Über die erkundet sie sich täglich danach, wie es ihrem Sohn geht, der mit seiner Yacht vor der Küste der Insel liegt.
Anektdote über Queen Victoria

Siegeszug nach Titanic-Untergang

Der endgültige Durchbruch kommt, als die Welt von einem tragischen Unglück erschüttert wird: dem Untergang der Titanic. Als das britische Passagierschiff am Morgen des 15. April 1912 sinkt, können 704 Menschen aus dem eisigen Wasser gerettet werden - dank der Funk-Notrufe, die Schiffe von der sinkenden Titanic erhalten hatten.

Wenige Tage später verkündet der Postminister im englischen Unterhaus, alle Überlebenden hätten ihre Rettung Guglielmo Marconi zu verdanken. Fortan werden sämtliche Schiffe verpflichtet, die mehr als 50 Passagiere transportieren können, Funkanlagen zu installieren - um im Notfall Menschenleben retten zu können.

Neues Kommunikationszeitalter

Marconis Erfindung wird zum Einstieg in ein neues Kommunikationszeitalter, in die interkontinentale, globale Kommunikation. Nicht nur Töne, sondern auch Bilder und Daten lassen sich später dank der Funktechnik übertragen. Doch der Pionier der Telegrafie erlebt das alles nicht mehr mit. Er stirbt am 20. Juli 1937 mit 63 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Ihm zu Ehren hält die Welt den Atem an: Sämtlicher Funkverkehr wird für zwei Minuten ausgesetzt.

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