Weiß und so "narbig wie ein Eisberg" soll er gewesen sein: „Mocha Dick“ lehrte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Walfänger vor der pazifischen Isla Mocha das Fürchten. Seine Geschichte griff der Schriftsteller Herman Melville auf und machte damit den Meeresgiganten zur Legende. Zusammen mit Forschern ergründete nun ein Filmteam die historische Wirklichkeit hinter dem berühmten Tier aus Melvilles Roman.
Herman Melville schuf mit seinem Roman "Moby Dick" Weltliteratur und zugleich eine einzigartige Chronik des Walfangs im 19. Jahrhundert, den er aus eigenem Erleben kannte. Sein Held ist ein weißer Gigant der Tiefsee, ein Schiffe zertrümmernder Pottwal, den der hasserfüllte, invalide Kapitän Ahab über die Weltmeere verfolgt, bis es in der Südsee zum Showdown kommt und "Moby Dick" über die Walfänger triumphiert.
Mocha Dick war kein Seemannsgarn
Aber die Versenkung von Fangschiffen durch Pottwale ist keineswegs Seemannsgarn. Zahlreiche Dokumente in nordamerikanischen Archiven belegen einen regelrechten Krieg zwischen den Meeresgiganten und ihren Verfolgern um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die kleine Insel Nantucket vor Massachusetts war damals eine Metropole des Walfangs. Sie versorgte die ganze Welt mit dem wertvollen Schmierstoff Walrat und mit Ambra, dem Grundstoff für die teuersten Parfüms der Welt. Dafür wurden vor allem Pottwale bis kurz vor der Ausrottung gejagt.
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Anhand von Logbüchern, Zeitungsartikeln und Gerichtsakten rekonstruiert der Film die historische Walfangreise der „Union“, die durch den Angriff eines Pottwalbullen ein dramatisches Ende findet. Ein spektakulärer Crash-Test mit dem originalgetreuen Nachbau einer Schiffswand aus Eichenplanken verifiziert die enorme Zerstörungskraft dieses Giganten der Tiefsee, der ein dreimastiges Segelschiff gezielt rammte und versenkte.
Koordinierter Angriff der Wale?
Die Walfänger gaben ihren Gegnern sogar Namen. Besonders gefürchtet war "Mocha Dick", benannt nach der chilenischen Insel Mocha. Der Meeresgigant war an die 100 Tonnen schwer, maß über 30 Meter und blieb unbesiegt. Als „Moby Dick“ setzte ihm Melville ein unvergängliches Denkmal.
Ein erstaunliches Phänomen: Während des Höhepunktes der Waljagd begannen sich die Wale offenbar gezielt - und vor allem gemeinsam - gegen ihre Peiniger zur Wehr zu setzen. Walforscher Hal Whitehead hält einen koordinierten Angriff von Pottwalen durchaus für möglich. Er ist überzeugt davon, dass Pottwale über kognitive Fähigkeiten verfügen und auf ihren Wanderrouten vom Pol bis zum Äquator Erfahrungen mit ihren Artgenossen austauschten.
Der Film begleitet die Riesen auf ihrer jährlichen Wanderroute zu den Futter - und Paarungsplätzen. Pottwale sind faszinierende Lebewesen, die sich mit einem hocheffizienten Sonarsystem orientieren und über eine Sprache aus Klicklauten verfügen. Atemberaubende Unterwasserbilder des größten, zugleich aber auch scheuesten Raubtiers der Erde, zeigen dessen unbekannte Lebenswelt in den Tiefen der Ozeane.
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