Sie sind hier:

Pflegeheimbewohner erhalten zu viele Psychopharmaka

Patientenschützer kritisiert Medikation als Freiheitsberaubung

Psychopharmaka

Viele der rund 800.000 Pflegeheimbewohner in Deutschland bekommen einer Studie zufolge zu viele Psychopharmaka. Besonders betroffen seien die rund 500.000 Demenzkranken, wie aus dem Pflegereport der Krankenkasse AOK hervorgeht.

Datum:
07.04.2017
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Demnach erhielten gut 30 Prozent der Heimbewohner ein Antidepressivum, wobei es kaum Unterschiede zwischen Pflegebedürftigen mit oder ohne Demenz gibt. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einem schädlichen Ruhigstellen.

Dem AOK-Pflegereport zufolge bekommen zudem 40 Prozent der Bewohner mit Demenz dauerhaft mindestens ein Neuroleptikum - aber nur knapp 20 Prozent der Heimbewohner ohne Demenz. Neuroleptika sind Arzneien, die bei verschiedenen psychiatrischen Krankheiten wie Wahnvorstellungen, aber auch gegen Unruhe und Ängste eingesetzt werden.

Fehlendes Schuldbewusstsein

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, erklärte zu der Psychopharmakaverabreichung: "Für die meisten Heimbewohner ist das äußerst schädlich". Mit ihrem ursprünglichen Krankheitsbild habe dies nichts zu tun. Ärzten und Mitarbeitern in Pflegeheimen fehle ein Schuldbewusstsein. "Während körperliche Fixierungen der Heimbewohner immer häufiger abgelehnt werden, übernehmen Psychopharmaka die Rolle, den Patienten ruhig zu halten - das ist Freiheitsberaubung", kritisierte Brysch. Statt ruhigstellender Mittel seien Ergotherapie, körperliche Aktivität und individuelle Beschäftigung nötig. "Doch dafür fehlt ausreichend Personal in den Pflegeheimen."

Die Studie wurde von der Klinischen Pharmakologin Petra Thürmann erstellt und ist Teil des Pflegereports. Thürmann verwies darauf, dass Neuroleptika als Medikamente zur Behandlung von krankhaften Wahnvorstellungen, sogenannten Psychosen, entwickelt wurden. Nur ganz wenige Wirkstoffe seien zur Behandlung von Wahnvorstellungen bei Demenz zugelassen. Als unerwünschte Nebenwirkungen könnten Stürze, Schlaganfälle oder Thrombosen auftreten. "Der breite und dauerhafte Neuroleptikaeinsatz bei Pflegeheimbewohnern mit Demenz verstößt gegen die Leitlinien", kritisierte die Expertin, die auch Mitglied im Sachverständigenrat des Bundesgesundheitsministeriums ist.

Behandelnde Ärzte in der Verantwortung

Die Studienergebnisse zum Ausmaß an Psychopharmakaverordnungen in Pflegeheimen decken sich mit Aussagen der Pflegekräfte. In einer Befragung von 2500 Pflegekräften für den Report gaben die Befragten an, dass im Durchschnitt bei mehr als der Hälfte der Bewohner ihres Pflegeheims Psychopharmaka eingesetzt werden. Zwei Drittel der Betroffenen (64 Prozent) erhielten demnach die Verordnungen auch länger als ein Jahr. Der Großteil der Pflegekräfte (82 Prozent) hält dies für angemessen.

Nach Ansicht von AOK-Chef Martin Litsch sind die Pflegekräfte allerdings am wenigsten für die Tendenz zur Übermedikation von Pflegeheimbewohnern verantwortlich. Vor allem die behandelnden Ärzte, aber auch Pflegeheimbetreiber seien hier in der Verantwortung. "Ärzte stehen in der Pflicht, diese Medikamente nur dann einzusetzen, wenn es nicht anders geht und auch nur so kurz wie möglich", erklärte Litsch. Pflegeheimbetreiber müssten zudem den Einsatz nichtmedikamentöser Versorgungsansätze fördern.

Mit Material von afp

Weitere Themen

Küchenhacks von Norma Schönmeier

Volle Kanne - Lifehacks für die Küche 

Cleanfluencerin Norma Schönmeier zeigt Lifehacks und gibt Tipps, wie Sie ihre Küchenoberflächen mit einfachen Hausmitteln sauber bekommen.

27.03.2024
Videolänge
Bärlauch-Rezepte

Volle Kanne - Zwei Bärlauch-Rezepte 

Bärlauch, auch als wilder Knoblauch bekannt, kommt in ganz Europa vor und findet sich von April bis Mai in fast jeder Küche wieder – bei uns in Form einer Suppe und einer Sauce.

26.03.2024
Videolänge
Bungee-Fitness

Volle Kanne - Bungee-Fitness 

Der Trendsport Bungee-Fitness macht nicht nur Spaß, sondern stärkt auch die Fitness. Wie sehen die Übungen genau aus und wie einfach gelingen sie auch Anfänger*innen?

26.03.2024
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.