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Wenn es Kindern die Sprache verschlägt

Kinder auf der Schulbank

Kinder können zu Hause einen ganzen Wasserfall von Wörtern von sich geben, aber in Schule oder Kindergarten verstummen sie plötzlich. Selektiver Mutismus nennt man das. Woher er kommt, ist noch nicht ausreichend geklärt.

Datum:
17.04.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Der Begriff "Selektiver Mutismus" kommt vom lateinischen Wort "mutus", was "stumm" bedeutet, sowie von "selektiv", womit "auswählend" gemeint ist. Das Phänomen wird auch als "elektiver Mutismus" bezeichnet. Es bezieht sich auf Kinder, die nur in bestimmten Situationen und zu bestimmten Personen sprechen.

Bemerkenswert ist, dass betroffene Kinder durchaus in der Lage sind, normal zu sprechen und sich in einem ihnen vertrauten Umfeld auch ganz normal artikulieren. Es handelt sich also nicht um eine Sprachstörung, sondern um eine Sprech-Hemmung. Noch streiten Wissenschaftler darüber, ob der Mutismus ein eigenes Krankheitsbild darstellt oder ob das Phänomen Ausdruck einer Angststörung, Neurose oder sozialen Phobie ist.

Verschiedene Formen von Mutismus

In manchen Fällen kann der selektive Mutismus noch spezifischer definiert werden. Liegt eine extreme symbiotische Beziehung zu einer Bezugsperson wie beispielsweise der Mutter vor, handelt es sich um "symbiotischen Mutismus". Betroffene Kinder haben heftige Trennungsprobleme und verweigern gegenüber anderen fremden Erwachsenen die Kommunikation.

Eine weitere Form ist der "Sprechangst-Mutismus", bei dem Betroffene Angst haben, die eigene Stimme zu hören. Beim "passiv-aggressiven Mutismus" wird das Schweigen bewusst eingesetzt, um sich mithilfe der Sprechverweigerung gegen etwas zu wehren. Ist das Schweigen die Folge einer Depression oder von Rückzugsverhalten, sprechen Experten von "reaktivem Mutismus". Wenn sich das mutistische Verhalten nach kurzer Zeit (maximal vier Wochen) wieder legt (passagerer Mutismus), war der Mutismus möglicherweise eine Folge von Trennungsangst, einer als belastend empfundenen Umstellung oder einem traumatischen Erlebnis.

Symptome

Das Hauptmerkmal des selektiven Mutismus ist, dass betroffene Kinder nur unter bestimmten Bedingungen verbal kommunizieren. Oft fällt auf, dass sie zu Hause ganz normal (manchmal sogar besonders viel) sprechen, während sie im Kindergarten oder fremder Umgebung und gegenüber fremden Personen schweigen.

Betroffene Kinder wirken oftmals sehr gehemmt, ängstlich oder zeigen keine emotionale Beteiligung am Geschehen. Manchmal gibt es außer dem mutistischen Verhalten auch andere Auffälligkeiten wie extreme Stimmungsschwankungen oder Bettnässen.

Ursachen

Es gibt keine eindeutige Ursache für selektiven Mutismus. Wissenschaftler vermuten vielmehr, dass mehrere begünstigende Faktoren zusammenkommen. Ein Kriterium ist sicherlich die Persönlichkeitsstruktur: Mutistische Kinder sind oft auffallend schüchtern und zurückhaltend und stehen allem Fremden ängstlich gegenüber.

Manchmal spielen auch Entwicklungsverzögerungen eine Rolle, wovon auch die verbale Entwicklung betroffen sein kann. Auch die Veranlagung wird in Betracht gezogen: So kommt selektiver Mutismus häufiger in Familien vor, in denen bereits andere Familienmitglieder unter psychischen Problemen leiden oder auffällig schüchtern und gehemmt sind.

Diagnose

Zunächst muss ausgeschlossen werden, dass das Kind wegen einer anderen Erkrankung nicht spricht. Das könnten zum Beispiel Schwerhörigkeit, Sprachverlust durch einen Hirntumor oder spezielle, mit Sprachverlust verbundene Krankheiten sein (Heller-Syndrom, Landau-Kleffner-Syndrom).

Ist das nicht der Fall, ergibt sich die Diagnose aus den Schilderungen der Angehörigen und einer Verhaltensbeobachtung des Arztes. Dabei erfragt er, in welchen Situationen und mit wem das Kind nicht spricht, seit wann das der Fall ist und ob es einen möglichen Auslöser für das Schweigen gibt.

Therapie

Grundsätzlich sollte eine Therapie möglichst früh erfolgen und sich individuell auf das betroffene Kind beziehen. Hier gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die auch kombiniert in Einsatz kommen können: Verhaltenstherapie (Psychotherapie, um die kommunikativen Fähigkeiten zu üben), Gruppentherapie (zum Abbau sozialer Ängste), Musik-, Bewegung- oder Kunsttherapie, Familientherapie.

Die Standardbehandlung ist sicherlich die Verhaltenstherapie: Hier lernt das Kind in einer vertrauten, als sicher empfundenen Umgebung, nach und nach mit fremden Menschen (zunächst mit dem Therapeuten) zu sprechen. Erfahrene Therapeuten wenden zahlreiche Methoden an, um die Kinder zum Sprechen zu bringen. Häufig fällt das Kommunizieren über eine Handpuppe leichter (kooperative Mutismustherapie mit spielerischem Zugang). In Bewegung (zum Beispiel beim Trampolinspringen) artikulieren Betroffene häufig spontan Laute und Worte, und in Rollenspielen werden Kommunikationsbausteine erlernt und später in Alltagssituationen umgesetzt. Eine solche Therapie funktioniert in kleinen Schritten und kann sich über Jahre hinziehen. Manchmal kann es sinnvoll sein, die Therapie zusätzlich mit Angst lösenden Antidepressiva in geringen Dosen zu unterstützen.

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