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Stuckrad-Barre zu neuem Roman:Unsittengemälde unserer Zeit
von Claudio Armbruster
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Bestseller-Autor Stuckrad-Barre hat seinen mit Spannung erwarteten Roman "Noch wach?" veröffentlicht. Der Verlag hat ihn als "Sittengemälde unserer Zeit" angekündigt.
Benjamin von Stuckrad-Barre war befreundet mit Springer-Chef Mathias Döpfner. Von Macht und Machtmissbrauch handelt sein neues Buch. Es sei, sagt er, inspiriert von realen Fällen.19.04.2023 | 3:17 min
Benjamin von Stuckrad-Barre hat ein Buch geschrieben. Das ist sein Job, er ist Schriftsteller. Doch dieses Buch wurde mit Spannung erwartet, denn es geht um Themen, die heiß diskutiert wurden in den vergangenen Jahren. Und auch jetzt wieder diskutiert werden, dieser Tage.
Schwieriges Verhältnis: Chef und Volontärin
Weiter beschreibt er den Plot so: "Sagen wir mal: Ein Chef und eine Volontärin verlieben sich am Arbeitsplatz ineinander, wunderschöne Geschichte. Am Faxgerät ging es los, und heute kann sie keiner mehr trennen. Ja, das passiert. Aber ist es für beide gleich leicht, diese Beziehung zu beenden? Die Antwort ist klar. Und da findet Machtmissbrauch statt."
Stuckrad-Barre war eine Zeit lang der Macht sehr nahe. Er verdiente nicht nur sein Geld beim Springer-Verlag, er war auch befreundet mit Mathias Döpfner, dem Springer-Chef. Als 2021 Machtmissbrauchsvorwürfe gegen Julian Reichelt, den damaligen Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, laut wurden, suchten einige Frauen den Kontakt zu Stuckrad-Barre.
Betroffene im Mittelpunkt von "Noch wach?"
"Noch wach?" erzählt viele Geschichten - vom bitteren Ende einer Freundschaft, von #Metoo am Pool des Hotel Chateau Marmont in Hollywood und von Machtmissbrauch hinter verspiegelten Fenstern.
In diesem Roman geht es weniger um die Täter als um die Betroffenen. Und es geht um die Mitwisser, um den Umgang mit dem Mitwissen. Stuckrad-Barre: "Es heißt dann: 'Wir haben gelernt, da sind Fehler passiert‘, das wird so weggehüstelt, 'war ein Fehlverhalten, aber eigentlich alles in Ordnung jetzt. Wir haben daraus gelernt. Der Blick geht nach vorn'."
Unsittengemälde unserer Zeit
Stuckrad-Barre weiter: "Aber vielleicht wollen da Leute noch etwas hören, die darunter gelitten haben - und die leiden da bis heute drunter. Mindestens alle zwei Tage ruft mich jemand an, die sind in Therapie, geht denen gar nicht mal so gut. Ich habe Sachen bezeugt und miterlebt; und habe diese Erlebnisse einfließen lassen können in die Fiktion dieses Romanes. Alle gehen da beschädigt und zerstört raus. Das ist Wahrheit."
Wer will, der kann diesen Roman als Schlüsselroman lesen. Aber er ist vor allem ein Sittengemälde, nein: ein Unsittengemälde unserer Zeit.
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