Meta gelingt mit Threads der erfolgreichste App-Start aller Zeiten. Auch andere wollten bereits Twitter-Alternativen etablieren. Warum es diesmal auch langfristig klappen könnte.
100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer - diese Schallmauer konnte das neue soziale Netzwerk Threads bereits wenige Tage nach seinem Start durchbrechen. Das ist schon jetzt der erfolgreichste Start einer neuen Plattform in der Geschichte. Und Mark Zuckerberg, Chef des Mutterkonzerns Meta will noch höher hinaus: Ehrgeizig spricht er vom Ziel, eine Milliarde User zu gewinnen.
Mark Zuckerberg will mit dem Kurznachrichtendienst "Threads" Elon Musks Twitter Konkurrenz machen. Frank Bethmann an der Börse über den Start der neuen App.
Threads-Nutzer können ihre Gedanken vor allem schriftlich, aber auch durch Fotos, mit der Welt teilen. Wie bei Twitter gibt es auch bei Threads ein Zeichenlimit. Auch hier können Inhalte gelikt, kommentiert und weiterverbreitet werden.
"Es ist sehr nah an dem, was Twitter gebracht hat", sagt Michael Seemann. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Digital-Themen und der Macht von Online-Plattformen. "Allerdings würde ich sagen, dass der Algorithmus, der momentan noch verwendet wird, nicht sehr gut funktioniert." Die Personalisierung auf individuelle Vorlieben und Interessen sei noch nicht ausgereift.
Meta kündigt Verbesserungen und neue Features an
Und doch dürfte Threads das Potenzial zur echten Twitter-Alternative haben. Schon jetzt entspricht die Anzahl der Registrierungen einem Viertel der Zahl aktiver Twitter-User. Und: Meta hat bereits Verbesserungen und neue Features aller Art angekündigt.
Dass der Dienst wohl wegen rechtlicher Unsicherheiten beim Datenschutz und der Regulierung großer Online-Plattformen noch nicht in Europa gestartet ist - nur ein vorläufiger Makel. "Wir arbeiten daran, Threads in weiteren Ländern auf den Markt zu bringen und werden laufend prüfen, das Produkt auch in Europa anzubieten", so eine Konzernsprecherin.
Ob Google, Facebook oder Amazon: Die Konzerne sammeln jede Menge Daten der Kunden. Wie weit die Konzerne mit ihrer Sammelwut gehen dürfen, hat nun der EuGH entschieden.
Clubhouse und Mastodon dürften Meta eine Warnung sein
Dass rasantes Nutzerwachstum allerdings nicht alles ist, zeigen vergangene Beispiele. Der schnelle Aufstieg und Fall des audiobasierten sozialen Netzwerks Clubhouse dürfte Meta ebenso eine Warnung sein wie die Entwicklung von Mastodon.
Auch das dezentrale Netzwerk aus dem sogenannten Fediverse wurde und wird nach wie vor von vielen als Twitter-Alternative angepriesen. Der Zulauf war zwischenzeitlich hoch, das Netzwerk wuchs Ende 2022 auf 2,5 Millionen User an. Von einer Wachablösung von Twitter als debattenprägendes Netzwerk kann bisher aber keine Rede sein.
Entwicklung von Mastodon zu schleppend
Das hat laut Experte Seemann verschiedene Gründe. Zum einen reiche Mastodon mit seinen Features nicht an die Vielfalt von Twitter heran. "Im Gegensatz zu Meta-Produkten entwickelt sich Mastodon sehr langsam, Features werden nur schleppend adaptiert." Das schrecke ungeduldige Nutzer ab.
Zurück bleibe eine Community, die sich mit den bestehenden Umständen eingerichtet hat.
Meta hat hier gut vorgesorgt, um nicht den gleichen Fehler zu machen. Die Verknüpfung mit Instagram macht es für Nutzer möglich, sich mit nur einem Klick bei Threads zu registrieren, der Mainstream kann so leicht überschwappen. Auch das dürfte das explosionsartige Wachstum erklären.
Design und Nutzerfreundlichkeit bei Threads besser
Auch das Design und die Nutzerfreundlichkeit seien Aspekte, die bei Threads mehr überzeugen und bei Mastodon schnell abschrecken würden, meint Seemann. Meta kann hier von seinen Erfahrungen mit Instagram und Facebook profitieren.
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Doch die Infrastruktur sei ohnehin nicht der entscheidende Hebel im Wettstreit um die Twitter-Ablösung.
Denn ohne viele User, die Inhalte teilen, kommentieren und weiterverbreiten könne kein "Echtzeit-Erlebnis" entstehen. Und gerade diese Schnelligkeit sei es, was Twitter ausmacht.
Threads braucht stabile Community für langfristigen Erfolg
Klar ist: Ein Scheitern von Threads als Twitter-Ablösung ist nach wie vor möglich. Die Zahlen zum Start seien zwar beeindruckend, "aber am Ende zählt natürlich, wer länger dabeibleibt und dort Content einstellt", so Seemann.
Auch eine stabile Community auf der Plattform müsse sich erst noch bilden. "Twitter hat eine über lange Zeit entwickelte Community mit viel Tiefe und Detailreichtum, Expertennetze für praktisch alles. Das kann Threads nicht von heute auf morgen kopieren."
- Twitter droht Meta offenbar mit Klage
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat mit Threads aus dem Hause Facebook ernsthafte Konkurrenz bekommen - und will sich jetzt offenbar mit einer Klage dagegen wehren.